Witten. David Schmidt (26) hat bei dieser Hitze alle Hände voll zu tun. Er betreibt den Kiosk im Wittener Freibad. So jung und doch schon ein alter Hase.

Die Sommerhitze beschert dem Freibad in diesen Tagen ein volles Haus. Darüber freut sich auch der Kioskbetreiber oberhalb des Schwimmerbeckens. Eis, Pommes, Cola – nicht nur die Kids stehen Schlange.

David Schmidt ist mit seinen 26 Jahren schon ein alter Hase im Geschäft. Seit zwölf Jahren steht er hinter der Theke, brutzelt Würstchen, schmeißt Pommes in die Fritteuse, füllt gemischte Tüten und fischt Fruchteis aus der Kühltruhe. Je wärmer es ist, desto besser läuft’s.

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Lara und Verena aus Dortmund haben es sich im Außenbereich vor dem Kiosk unter einem der roten Sonnenschirme bequem gemacht. Trotz Temperaturen von fast 30 Grad schlürfen sie ihren Kaffee und genießen die Mittagszeit. „Ich komme immer gerne hierher. Das Freibad liegt so schön eingebettet im Grünen“, sagt Verena. „Und das Wasser hat die perfekte Temperatur. In den anderen Freibädern ist es mir zu kalt.“

Geschwommen ist der junge Wittener nur selten

Nach ihrer Kaffeepause versorgen sich die beiden Frauen noch mit Kaltgetränken, bevor es für ein paar Bahnen in Richtung Schwimmerbecken geht. David Schmidt reicht gerade Currywurst über die Theke. Zwar ist er quasi im Freibad groß geworden. Geschwommen ist er aber nur selten.

„Sticky Maus“ und „Glitzer Quetschball“: Die Kinder werden die Automaten vor dem Kiosk mögen. Rechts können sich die Kunden auf einen der weißen Stühle setzen, um ihre Pommes oder ein Eis in Ruhe zu genießen.
„Sticky Maus“ und „Glitzer Quetschball“: Die Kinder werden die Automaten vor dem Kiosk mögen. Rechts können sich die Kunden auf einen der weißen Stühle setzen, um ihre Pommes oder ein Eis in Ruhe zu genießen. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Schon 2004 stand sein Vater hier hinterm Tresen. Später übernahm sein Bruder für kurze Zeit den Kiosk. Der ist mittlerweile in die kaufmännische Branche gewechselt ist – was ja durchaus zum Verkauf passt, aber nichts mehr mit dem Büdchen zu tun hat. David ist geblieben und schlägt sich durch.

„Ich bin schon so aufgewachsen. Meine Eltern waren auch immer selbstständig. Und ich mag die Gastronomie einfach wegen der Abwechslung“, sagt der Mittzwanziger. Er hat alle Hände voll zu tun. Denn das sind momentan die gefragtesten Tage zwischen Liegewiese und Dreier. Pause machen ist in der Sommersaison sowieso nicht. David hatte seinen letzten freien Tag vor neun Wochen.

Und sein Arbeitstag beginnt ja nicht erst, wenn er den Rollladen hochschiebt. Gemischte Tüten mit Weingummi wollen vorbereitet, kiloweise Pommes und Eis am Stiel im Froster verstaut und Mayo in Eimern gestapelt werden. Einkaufen muss er vorher natürlich auch.

Lange Schlangen gerade am Wochenende

Am Wochenende wächst die Schlange vor dem Kiosk gerne mal auf 30 Meter und die Fritteuse läuft in Dauerschleife. „Die Stadtwerke sind aber gute Verpächter und haben uns mit zwei Top-Fritteusen ausgestattet“, sagt David. Ab und an höre er von Gästen, dass alles teurer geworden sei.

David Schmidt betreibt schon seit zwölf Jahren den Kiosk im Freibad – sozusagen in guter alter Familientradition.
David Schmidt betreibt schon seit zwölf Jahren den Kiosk im Freibad – sozusagen in guter alter Familientradition. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

„Die Preise sind leider bei allen drastisch angestiegen. Wir verdienen dadurch aber nicht mehr“, sagt der Kiosk-Betreiber. Kostete die Pommes mit Mayo vor drei Jahren noch 2,50 Euro, ist sie heute einen Euro teurer. Als David mit 14 Jahren zum ersten Mal seinem Vater bei der Arbeit half, gab es ein Schokoladeneis am Stiel noch für 1,60 Euro. Heute legt man dafür 3,50 Euro hin.

Vor allem das für die Pommes unentbehrliche Öl sei enorm teuer geworden. Das zeigt sich auch bei der Mayonnaise. Kostete der Zehn-Kilo-Eimer vor zwei Jahren noch zwölf Euro, sind es mit 26 Euro heute mehr als das Doppelte. Doch egal ob Pandemie oder Inflation, David ist zuversichtlich – und ein Mann, der vieles kann.

Der Kiosk ist nicht der einzige Arbeitsplatz des jungen Witteners

Denn der Kiosk ist nicht sein einziger Arbeitsplatz. Während des Open-Air-Kinos im Freibad zaubert er für die Gäste Cocktails, Kaltgetränke und Nachos, auf der MS Schwalbe ist er ebenfalls für das leibliche Wohl zuständig. „Mehrere Baustellen“ seien für ihn die bessere Risikoverteilung als etwa ein großes Restaurant, sagt David. Außerhalb der Saison arbeitet er als freier Bankkaufmann und schließt Bausparverträge ab. Der Kiosk und die Schwalbe fehlen ihm dann aber.

„Der Winter ist für mich immer sehr langweilig. Ich mache lieber Gastro und mag es, mal hier und mal da zu sein“, sagt der 26-Jährige. Bis Mitte September hat er jedenfalls seinen festen Platz hinter der Kiosk-Theke. Die nächsten Kunden warten schon: „Einmal Pommes mit Mayo bitte.“