Witten. Wird der Döner bald zum Luxusprodukt? Das befürchtet ein Wittener Imbiss-Betreiber. Denn die Preise könnten spätestens im Herbst weiter steigen.
Der Döner hat eine echte Erfolgsgeschichte hingelegt. 1972 wurde das Fladenbrot mit dem Schabefleisch in Berlin erstmals serviert und zählt längst zu den beliebtesten Imbiss-Gerichten Deutschlands. 50 Jahre Döner: Das wäre normalerweise ein Grund zum Feiern. Doch die Inflation hat den Kebap-Fans die Partylaune ordentlich verhagelt. Denn der Döner ist ziemlich teuer geworden – und die Preise steigen weiter.
Zwischen drei und vier Euro mussten die Gäste in den vergangenen Jahren für einen Döner in der Wittener Innenstadt auf den Tisch legen. Inzwischen ist der Preis auf vier bis fünf Euro geklettert – und er könnte noch weiter steigen: „Ich habe heute erst den Preis von vier Euro auf 4,90 Euro erhöhen müssen“, gesteht Hayrullah Aysel (32), Mitarbeiter des „Anadolu Kebap Haus“ am Berliner Platz. „Wenn es mit den Einkaufspreisen so weitergeht, wird der Döner bald zwischen sechs und sieben Euro kosten. Dann ist der Döner ein Luxusprodukt.“
Entwicklung treibt Wittener Sorgenfalten auf die Stirn
Aysels Aussage mag drastisch klingen, jedoch deckt sie sich mit den Prognosen der Experten. Gürsel Ülber, Vorstandsvorsitzender des Vereins türkischer Dönerhersteller in Europa, schätzte kürzlich den idealen Dönerpreis auf stattliche 7,30 Euro. Eine Entwicklung, die Veda Cöcelli (37), Inhaberin des „Antalya Kebap Haus“ in der Heilenstraße Sorgenfalten auf die Stirn treibt: „Döner bedeutete bisher immer: für wenig Geld satt werden.“
Dieser Ruf sei derzeit in Gefahr. Denn bereits zweimal in diesem Jahr war das „Antalya Kebap Haus“ gezwungen, an der Preisschraube zu drehen. Mittlerweile kostet der Döner hier fünf Euro. Neben gestiegenen Einkaufspreisen für Fleisch, Gemüse und Brot geht vor allem das Öl für die Fritteuse ordentlich ins Geld. „Es ist fast alles um 25 Prozent teurer geworden“, klagt Ehemann Yilmaz Cöcelli (43). „Für Öl zahlen wir momentan sogar mehr als den doppelten Preis.“
Kunden reagieren bislang gelassen
Den Gastronomen bleibe kaum etwas anderes übrig, als die gestiegenen Preise an die Kunden weiterzugeben. Doch die gehen derzeit noch relativ gelassen mit der Situation um. „Es ist schwierig, aber nachvollziehbar. Schließlich sind die Transportkosten massiv angestiegen“, sagt Oliver Böttcher (30), der am Ausgabefenster von Antalya auf seine Bestellung wartet.
Mit steigenden Transportkosten kennt er sich aus, denn Böttcher ist Lkw-Fahrer. „Ich transportiere normalerweise Stahl, aber das Prinzip ist das gleiche. Die Rohstoffpreise sind in allen Bereichen gestiegen.“ Böttcher lässt sich seine gute Laune nicht vermiesen: „Ich kann es ja eh nicht beeinflussen. Außerdem müssen die Besitzer auch von etwas leben.“
Das kostet der Döner
Das kostet der Döner derzeit in der Wittener Innenstadt:
Anadolu Kebap Haus, Berliner Straße 3: 4,90 Euro
Antalya Kebap Haus, Heilenstraße 5: 5 Euro
City Kebap Haus, Bahnhhofstraße 65: 4,50 Euro, Jumbo-Döner 6,50 Euro
Kebaphaus Kervansaray, Marktstraße 1: 4,50 Euro
Kurzey Holzkohlengrill, Bahnhofstraße 64: 4,50 Euro
Veda Cöcelli ist erleichtert über die Reaktion der Kunden: „Wir haben mit mehr Gegenwind gerechnet, aber niemand lässt seine Wut an uns aus“, sagt sie. Die Gäste hätten Verständnis. „Schließlich ist alles teurer geworden, nicht nur der Döner. Die hohen Preise betreffen uns alle.“
Schüler kommen jetzt seltener
Besonders hart aber treffen sie natürlich die, die wenig Geld zur Verfügung haben – darunter auch die Jugendlichen. „Früher waren viele unserer Kunden Schüler, die kommen jetzt seltener“, so Cöcelli betrübt. Das liege sicher an den Preisen. „Stellen Sie sich mal vor, Sie bekommen nur fünf Euro Taschengeld in der Woche. Dann müssen Sie jeden Groschen zweimal umdrehen.“
Auch Hayrullah Aysel stellt einen ersten Kundenschwund fest – und das liegt nicht nur am Döner. So habe kürzlich ein Gast eine Suppe zurückgehen lassen, deren Preis von 4,50 auf 6 Euro angehoben wurde. Es war ihm einfach zu teuer.
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Und das Ende der Preisschraube ist noch nicht erreicht, meint Aysel. Neben den gestiegenen Einkaufspreisen werde sicher auch die geplante Erhöhung des Mindestlohns im Oktober die Preise weiter in die Höhe treiben. Aysel, dessen Bruder im Anadolu Kebap Haus sieben Angestellte finanzieren muss, geht davon aus, „dass sich bereits jetzt viele auf diesen Anstieg vorbereiten“.