Witten. Wir haben am Freitag gleich zwei liebe Menschen zu Grabe getragen. Was uns ein einziger Tag in Witten über die Gegensätze des Lebens verrät.

Das alles ist Leben, und dazu gehören auch die Gegensätze eines einzigen Tages, wenn es denn überhaupt Gegensätze sind. Sie verstehen nur Bahnhof? Es geht um Leben und Sterben, Glück und Schmerz, Friedhof und Freibad, Kirche und Kultur, Sonne und Schatten. Am Freitag haben wir gleich zwei liebe Menschen zu Grabe getragen, die eine gerade 66, der andere erst 64.

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Der eine war ein langjähriger Kollege aus Essen, viele WAZ-Leserinnen und Leser kannten Stefan Wette als Gerichtsreporter. Der anderen dürften viele Wittenerinnen und Wittener schon persönlich begegnet sein: Barbara Zabka, unsere nimmermüde Fotografin.

„Unheilig“ und Andrea Bocelli bei Trauerfeier für Wittener Fotografin

Die Kamera immer im Anschlag: So kannte man Barbara Zabka, die freiberufliche WAZ-Fotografin, die am 19. Juni mit 66 Jahren in Witten starb.
Die Kamera immer im Anschlag: So kannte man Barbara Zabka, die freiberufliche WAZ-Fotografin, die am 19. Juni mit 66 Jahren in Witten starb. © FUNKE Foto Services | privat/Jürgen Theobald

Die Trauerfeier für Barbara war bewegend. Katholisch und trotzdem modern (verzeihen Sie, Pfarrer Barkey) mit Liedern von Unheilig („So wie du warst“) und Andrea Bocelli („Time to say goodbye“), einem schönen Foto von Barbara, das sie so zeigte, wie sie war: die Kamera immer im Anschlag und dieses gewisse Lächeln im Gesicht. Ihre nächsten Angehörigen hatten die Nikon mit in die Kirche gebracht..

„Mit ihren Bildern schuf sie unvergessliche Erinnerungen“, sagte der Pfarrer, „ihr Bild bleibt unvergesslich“. 35 Jahre habe sie, die „rasende Reporterin“, mit ihren Fotos Stadtgeschichte geschrieben. Sie habe ihr Hobby zum Beruf gemacht und das gelebt. So war es. Fast bis zuletzt, bevor sie mitten aus dem Leben gerissen wurde. Womit ich bei den Gegensätzen wäre.

Trauerfeier auf dem Steinhügel bei schönstem Sommerwetter

Barbara ist bei schönstem Sommerwetter beigesetzt worden. Sie selbst brauchte das Licht, nicht nur als Fotografin, sie mochte auch die Sonne. Für uns Lebende beginnt nach der Trauerfeier bald das Wochenende. Beim Mittagessen im öffentlichen Altenheim-Bistro treffe ich die fröhliche Ü-80-Generation bei Kaffee, Kuchen und Rummikub. Gegensätze. Abends springe ich noch mal in die Fluten. Blauer Himmel, gute Laune, ehrgeizige Schwimmer. Danach vielleicht noch ins Open-Air-Kino und dann einen kühlen Absacker. Gegensätze. Alles an einem Tag. So ist das Leben.