Essen. Er kannte jeden bei Gericht, und jeder kannte ihn: Der Essener Stefan Wette, mehr als 30 Jahre lang Gerichtsreporter der WAZ, ist verstorben.

„Wie halten Sie das bloß aus?“, das hat Stefan Wette oft gehört, wie er in der Redaktion einmal erzählte. Kein Wunder, wenn man mehr als 30 Jahre die großen und kleineren Prozesse in Essen und zuletzt auch in Dortmund als Gerichtsreporter für die WAZ im Mantel- und Lokalteil begleitet. Doch das Ringen um Gerechtigkeit hat ihn fasziniert. Die Angeklagten respektieren, den Opfern eine öffentliche Stimme geben, für Leserinnen und Leser das Juristendeutsch übersetzen, um ihnen in klarer, unaufgeregter Sprache die Welt des Rechts nahezubringen, das war Stefan Wettes täglicher Antrieb.

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Der Essener, der seine Redakteurslaufbahn vor 40 Jahren bei der WAZ in Dorsten begann, bevor er nach Essen wechselte, war so gut in der Szene vernetzt, wie wohl wenige andere seiner Zunft in Deutschland – ohne dass er dabei je die journalistische Distanz zum Geschehen und seinen Beteiligten verloren hätte. Er kannte alle bei Gericht, und alle kannten ihn.

Juristischer Sachverstand und unbestechliches Urteilsvermögen

Sein glänzender Ruf auch bei Richtern, Anwälten und Staatsanwälten fußte nicht nur auf seinem juristischen Sachverstand, sondern auch auf einem unbestechlichen Urteilsvermögen, das sich aus seiner jahrzehntelangen Erfahrung speiste. Die Arbeit der Justiz kritisch zu begleiten, war sein Anspruch – aber wer sich populistisch zu Rechtsfragen äußerte, der fand im sonst so freundlich gestimmten Stefan Wette einen ebenso erbitterten wie kompromisslosen Gegner.

Seine reichhaltige Expertise war vielerorts gefragt, er referierte regelmäßig beim Verkehrsgerichtstag in Goslar, er hielt Vorträge an der Universität, er schulte Richter in Medienfragen und Generationen von WAZ-Volontärinnen und -Volontären an der Journalistenschule der Funke Mediengruppe im Presserecht und machte sie mit der Gerichtsberichterstattung vertraut.

Sein Podcast wurde 4,5 Millionen mal heruntergeladen

Und das Publikum schätzte den bodenständigen Mann, der ihm die schrecklichsten Dinge so wunderbar entspannt erzählen konnte, ganz besonders: Sein Podcast „Der Gerichtsreporter“ bescherte Stefan Wette und der Funke Mediengruppe einen großen Erfolg: 86 Folgen, in 112 Ländern insgesamt 4,5 Millionen mal heruntergeladen und damit Funkes Nummer Eins in NRW.

Den Reiz seiner geliebten Heimatstadt Essen hat er Besuchern als ehrenamtlicher Stadtführer mit spürbarer Freude und ein bisschen Stolz vermittelt. Und dass sein RWE ihm in den Niederungen des Fußballbetriebs über die Jahrzehnte keineswegs nur Spaß bereitete, hat man ihm kaum angemerkt. Entsprechende Frotzeleien konterte er mit Vergnügen.

Stefan Wette hinterlässt seine Frau, einen Sohn und eine Tochter

Nun hat sein Herz ganz plötzlich aufgehört zu schlagen. Stefan Wette, von seiner Frau, Sohn und Tochter geliebt, von Kolleginnen und Kollegen innerhalb und außerhalb der WAZ geschätzt und gemocht, ist am Wochenende im Alter von 64 Jahren gestorben. Er wird schon jetzt vermisst. fp