Witten. Das geplante Gesetz zur Wärmewende sorgt in Witten für einige Fragezeichen. Heizungs-Installateure können sich vor Anfragen kaum noch retten.

Wirtschaftsminister Robert Habeck warnt vor „Torschlusspanik“ beim Heizungstausch. Doch das geplante Gesetz zur Wärmewende, das neue Gas- und Ölheizungen ab 2024 praktisch verbietet, hat auch Wittener Haushalte stark verunsichert. Die Installateure in der Stadt können sich vor Anfragen kaum retten. „Wir haben sehr gut zu tun“, sagt etwa Filipe Pereira vom Crengeldanz.

Der Inhaber des Unternehmens Johannes Wilgenbus Heizungs- und Lüftungsbau legt noch einen drauf: „Wir hatten auch vorher schon gut zu tun, aber jetzt machen wir fast nur noch Heizung.“ Die Verunsicherung sei nicht nur unter den Kunden groß. „Das gilt auch für uns Installateure. Denn die zukünftigen Vorgaben sind ja noch nicht Gesetz.“

Kunden in Witten setzen weiter auf Gasheizung

Viele Kunden würden anfragen, wie sie denn nun am besten reagieren sollen. „Aber was wir den Leuten dann heute raten, kann morgen schon wieder hinfällig sein“, schildert Pereira das Dilemma. Trotzdem mache er ganz klar die Erfahrung: Wer eine alte Heizung besitze, die vermutlich in zwei oder drei Jahren den Geist aufgeben wird, der wolle das Gerät jetzt austauschen – um nicht mit neuen Anforderungen konfrontiert zu werden, etwa den teureren Erneuerbaren Energien.

Die Gasheizung sei da weiterhin der Renner, teils mit der Option, irgendwann auf eine Wärmepumpe umstellen zu können. Doch die Chancen, dass es zeitnah mit der Installation klappt, stehen schlecht. Pereira, der ohnehin keine Neukunden mehr annimmt: „Die Wartezeit für den Austausch einer reinen Gasheizung liegt bei uns bei zehn bis 14 Wochen.“ Wärmepumpen, die er jetzt bestellt, „können dieses Jahr von meinen Anbietern nicht mehr geliefert werden“.

Jörg Dehne führt in Witten einen Heizungsbetrieb.
Jörg Dehne führt in Witten einen Heizungsbetrieb. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald (theo)

Ein weiteres Problem ist und bleibt zudem das Personal. „Wir haben schon heute mit einem ganz erheblichen Fachkräftemangel zu kämpfen, der sich in den nächsten Jahren vermutlich noch verschärfen wird“, sagt Berthold Schröder, Präsident der Handwerkskammer Dortmund.

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Auch beim Heizungsbetrieb Dehne im Wullener Feld ist die Verunsicherung bei den Kunden zu spüren. „Die individuelle Beratung ist derzeit so gefragt wie selten zuvor“, sagt Geschäftsführer Jörg Dehne. Einen Königsweg gebe es dabei nicht. „Es geht da viel mehr um pragmatische und hybride Lösungen.“ So seien zum Beispiel Pelletheizungen in Kombination mit Wärmepumpen eine Möglichkeit.

„Rahmenbedingungen werden klarer“

Anders als Pereira sieht Dehne aber eine etwas entspanntere Situation als noch vor ein paar Wochen. „Die Rahmenbedingungen werden nun etwas klarer“, so der Heizungsfachmann. Auch die Lieferzeiten würden überschaubarer. „Natürlich ist es immer noch angespannt, die Industrie stellt sich mittlerweile aber darauf ein und sorgt für mehr Kapazitäten.“ Es sei wichtig, dass mittlerweile klar sei, dass es kein „Weiter so“ mehr geben kann. Offene Fragen rund um die Themen Förderung und Ausnahmeregelungen müssten allerdings noch geklärt werden. „Auch das trägt noch zur Unsicherheit bei“, sagt Dehne.

Christian Rosigkeit ist Schornsteinfegermeister und zuständig für den Bezirk Herbede.
Christian Rosigkeit ist Schornsteinfegermeister und zuständig für den Bezirk Herbede. © privat

Christian Rosigkeit kann ebenfalls ein Lied singen von verunsicherten Kunden, die ihn mit Fragen zu ihren Heizungen löchern. Doch der Herbeder Bezirksschornsteinfegermeister ist mit Antworten vorsichtig. „Es ist viel im Gespräch, aber ich warte ab, bis die Politiker tatsächlich unterschrieben haben.“ Bis dahin verweise er auf das bestehende Gebäude-Energie-Gesetz, das aus seiner Sicht bereits klare Strukturen aufweise.

„Eine Gasheizung funktioniert im Schnitt etwa 20 Jahre“

Nur diesen Anhaltspunkt mag er geben: Die Lebensdauer einer gut gewarteten Gasheizung liege im Schnitt bei etwa 20 Jahren. Auch Rosigkeit warnt vor Torschlusspanik. Er ist sicher: „Es wird sich etwas ändern, aber es wird nicht so radikal sein, wie viele momentan glauben.“

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