Witten. Die Gerichtsschule in Witten kann ihren Namen nicht wie gewünscht ändern. Der Rat hat die Umbenennung mit knapper Mehrheit verhindert.

Das gibt es selten: Der Rat der Stadt Witten konnte sich in seiner Sitzung am Montagabend (19.6.) nicht darauf einigen, ob die Gerichtsschule auf eigenen Wunsch ihren Namen ändern darf. 29 Ratsmitglieder waren dafür, genauso viele dagegen. Am Ende gab Bürgermeister Lars König mit seiner Stimme den Ausschlag: Die Schule heißt weiterhin Gerichtsschule.

Dabei schienen vor der Ratssitzung alle Zeichen auf Namensänderung zu stehen. Der Schulausschuss hatte sich Ende März mit nur einer Gegenstimme fast einstimmig dafür ausgesprochen, dass die städtische Grundschule künftig den Namenszusatz „im Wiesenviertel“ tragen und das „Gericht“ fallen lassen könne. Für gewöhnlich folgt der Rat dem Votum seiner Fachgremien.

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Wunsch nach Namensänderung erhält viel Gegenwind im Rat der Stadt Witten

Doch auch frühere Befürworter stellten sich im Rat überraschend auf die Gegenseite. Das sorgte für eine hitzige Debatte und gegenseitige Vorwürfe. So argumentierte nun etwa der CDU-Fraktionsvorsitzende Volker Pompetzki im Namen seiner Fraktion gegen einen neuen Namen für die innerstädtische Brennpunktschule. „Die Begründung des Antrags ist nicht tragbar“, attestierte er. Im Ausschuss hatte man noch zugestimmt.

Besonders stieß man sich bei den Christdemokraten an dem Argument, dass der Name „Schule im Wiesenviertel“ die Grundschule in der Außenwirkung deutlich positiver erscheinen lassen werde, als der bisherige Name. Dieser weckt nach Auffassung der Schulkonferenz eher negative Assoziationen. „Ist ein Gericht also schlecht?“, fragte Pompetzki rhetorisch. Auch der Verweis auf den hohen Sozialindex der Schule ist für die CDU kein schlagkräftiges Argument. Denn auf diesen habe ein Name keinerlei Einfluss.

Namensänderung wegen schlechten Rufs

Diese Sicht teilten auch andere Fraktionen. „Das ist ein reine Umfirmierung wegen des schlechten Rufs“, sagte etwa Eckhardt Hülshoff vom Bürgerforum+. Es schwinge immer mit, dass der Begriff Gericht negativ besetzt sei. „Aber wir reden hier von einem Fundament unseres Rechtsstaates.“ Anstatt den Namen abzuwerfen, sollte den dort lernenden Kinder lieber vermittelt werden, dass Gerichte etwas Gutes seien.

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So oder ähnlich sahen das auch FDP, die Wittener Bürgergemeinschaft (WBG), die AfD und Michael Hasenkamp von Stadtklima. Er hatte als einziger bereits im Schulausschuss gegen die Umbenennung gestimmt. Er würde der Schule auch heute noch diesen Namen geben, so Hasenkamp. Zudem sehe er keine Strahlkraft im Wiesenviertel, die eine Traditionsschule verändern könnte.

Schule will sich ins soziale Umfeld vernetzen

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Genau darauf aber setzt die Schule selbst. Diese will sich mehr in ihr soziales Umfeld integrieren, sucht dazu gezielt den Kontakt etwa zum Wiesenviertelverein. Das betont auch Arnold Evertz von den Grünen. Bei allen Herausforderungen der Schule sei es doch erfreulich, dass diese ihr Schulkonzept neu entwickeln wolle. „In diesen Bemühungen sollten wir sie doch unterstützen.“ Schließlich gehe es auch um Fragen der Identifikation.

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Der Anstoß, aus der Gerichtsschule die Schule im Wiesenviertel zu machen, kommt von der Schule selbst. Darauf wies Ulla Weiß (Linke) noch einmal hin. „Es geht hier um die Selbstbestimmung der Schule.“ Man müsse überlegen, welches Signal man an die Schulgemeinschaft schicke, wenn man ihre Bitte ablehne, betonte auch Ralf Schulz von den Grünen. „Sie verweigern der Schule Ihren Respekt!“

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„Unbefriedigend“ nannte Bürgermeister Lars König das Ergebnis der Abstimmung und dass er nun entscheiden müsse. Streitfragen hätten vorab im Ausschuss geklärt werden sollen. Da auch er „nichts gegen die drei Gewalten“ habe, stimmte er gegen die Namensänderung. Er gab den anwesenden Mitgliedern des Schulausschusses aber mit auf den Weg, das Gespräch mit der Schule zu suchen um sich eventuell auf einen Kompromiss einigen zu können. Im Raum steht der Name „Gerichtsschule im Wiesenviertel“. Diesen soll die Schule aber bislang abgelehnt haben.

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