Witten. Die Gebäude in Witten sind über 50 Jahre alt. Vonovia lässt die Häuser nun mit neuer Technik auf Vordermann bringen. Das kommt auf die Mieter zu.

Der Wohnungsriese Vonovia startet in Witten mit einem Modellprojekt. 50 Jahre alte Gebäude erhalten neue Fassaden, Photovoltaikanlagen und Wärmepumpen, um Treibhausgase zu vermindern. Das Unternehmen will die Mehrbelastungen für die Mieter „abfedern“, wie es heißt.

Der Start für das Großprojekt in Heven ist Mitte April erfolgt. In drei Abschnitten will Vonovia Häuser mit insgesamt 112 Wohnungen modernisieren. Den Anfang hat das Unternehmen an der Schulze-Delitzsch-Straße gemacht. Die Mieter dürften es nicht überhört haben. Denn zunächst stehen Bohrungen in den Außenmauern an.

Neue Generation von Fassadenbauteilen kommt zum Einsatz

Erforderlich ist nämlich ein Unterbau für die neue Generation von Fassadenelementen. Die vorgefertigten Bauteile aus Glas, Holz und weiterem Material sollen später, wie Architekt Rene Richwien erläutert, gleich zwei Aufgaben erfüllen. Zum einen können sie im Sommer vor großer Hitze schützen, da zu der Technik auch eine Lüftung zählt. Im Winter wiederum seien sie mit Hilfe von Sonnenstrahlen in der Lage, Wärme zu speichern und weiterzuleiten.

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Indem Vonovia solche meterlangen Module nun mit innenliegenden Waben montieren lässt, verbreitert sich die Außenhaut der Gebäude, erklärt der Architekt. Damit die jetzigen Fenster dann nicht wie in einer Scharte tiefer liegen, kommen sie raus. Die neuen Fenster sind bereits in den neuen Fassadenteilen enthalten, müssen nicht noch zusätzlich vor Ort eingebaut werden. Zu den Fensterrahmen gehört eine Lüftungsanlage, die die Mieter nach eigenem Bedarf steuern können. Das Unternehmen will die Bewohner dazu entsprechend anleiten.

Umbau kostet 15, 6 Millionen Euro

Vonovia bewirtschaftet in Witten 979 Wohnungen. Davon lässt das Unternehmen 112 Wohnungen in drei Abschnitten sanieren.

Vorgesehen sind die Häuser 56/58 an der Schulze-Delitzsch-Straße in der Zeit von Mitte April bis voraussichtlich Mitte Juli, Damaschkestraße 17/19 von Juni bis voraussichtlich November und Schulze-Delitzsch-Straße 48 bis 54 von Mitte August bis voraussichtlich Mitte Januar.

Insgesamt fließen 15,6 Millionen Euro in die Modernisierung. In mehreren Versammlungen hat das Unternehmen die Mieter über das Projekt informiert.

Im Fachjargon spricht man von Energiesprong-Verfahren, das hier zum Einsatz kommt. Mit Hilfe vorgefertigter Bauteile und Standardmethoden sollen in kurzer Bauzeit Mehrfamilienhäuser energetisch auf den neuesten Stand gebracht werden.

Die Wahl auf die Häuser in Heven ist gefallen, weil der übrige Vonovia-Wohnungsbestand dort bereits modernisiert sei, so Regionalleiter Björn Freytag.

Durch die künftigen Gebäudehüllen werden die Balkone eingehaust. Dadurch erhalten die Wohnungen einen zusätzlichen Raum, der sich als Wintergarten nutzen lasse, so Rene Richwien. Auf die Mietfläche werde der Platz aber nicht angerechnet, hebt der Architekt hervor.

Mieter können während der Arbeiten in ihren Wohnungen bleiben

Trotz der umfangreichen Arbeiten können die Mieter während der gesamten Umbauzeit in ihren Wohnungen bleiben, unterstreicht Vonovia-Regionalleiter Björn Freytag. Das zeige auch die Erfahrung, die das Unternehmen bei dem Pilotprojekt in Bochum gewonnen habe.

Allerdings lassen sich während der Bauzeit Belastungen wie Lärm oder auch Dreck nicht ganz vermeiden, sagt Freytag. Man wolle das Ausmaß aber so gering wie möglich halten. Ob ein Mieter auch mit einem Austausch der Heizkörper rechnen muss, entscheide erst der Installateur bei einem Ortstermin. Hintergrund: Vonovia verabschiedet sich von Öl- und Gasheizungen zu Gunsten von Wärmepumpen. Mit alten Heizkörpern lässt sich dann aber nicht mehr die bisherige Leistung erzielen. Deshalb würden sie gegen neue eingetauscht.

Auf dem Bauschild in der Hevener Siedlung kündigt Vonovia das geplante Projekt an, mit dem es die Wohnungen modernisieren will.
Auf dem Bauschild in der Hevener Siedlung kündigt Vonovia das geplante Projekt an, mit dem es die Wohnungen modernisieren will. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

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Durch den Umstieg bei der Heiztechnik wird es vorübergehend in den Trocknungskellern der Wohnhäuser etwas enger werden, sagt Richwien. Doch es handele sich jeweils nur um einige Wochen, in denen Räume nur begrenzt zur Verfügung stehen.

Um Wärmepumpen für die Heizungen und Warmwasser zu betreiben, bedarf es Strom. Den sollen die neuen Photovoltaikanlagen liefern. „Die will Vonovia sowohl auf den Dächern als auch in den Häuserfassaden einbauen“, erklärt der Vonovia-Architekt.

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Höheren Mieten stehen geringere Heizkosten gegenüber

Durch die energetische Sanierung erhöht sich die Miete um zwei Euro. Bei Wohnungsgrößen von 75 Quadratmetern kommen auf die Mieter zusätzliche Ausgaben von 150 Euro monatlich zu. „Wir gehen aber davon aus, dass die Bewohner ganz erheblich bei den Nebenkosten sparen können“, betont Regionalleiter Björn Freytag. Er rechnet auch mit großen Preisvorteilen durch den Wechsel von Öl oder Gas zu Strom aus erneuerbarer Energie. Im Vergleich seien die Preise für die beiden fossilen Energieträger in den vergangenen Monaten erheblich deutlicher gestiegen.

Sollten Mieter die höheren Ausgaben nicht aufbringen können, „finden wir für solche Härtefälle eine Lösung“, verspricht Freitag. Das gelte vor allem auch für Senioren ab 70 Jahren.

So sollen nach dem Modell die Häuser an der Schulze-Delitzsch-Straße 56 bis 58 aussehen, wenn der Umbau abgeschlossen ist.
So sollen nach dem Modell die Häuser an der Schulze-Delitzsch-Straße 56 bis 58 aussehen, wenn der Umbau abgeschlossen ist. © Vonovia