Witten. Seit 425 Jahren gibt es den Trantenrother Hof in Witten nun schon. Was hat sich in der Zeit in der Landwirtschaft verändert?
Auf dem Trantenrother Hof trifft Tradition auf Moderne. Seit 425 Jahren wird auf den Feldern am Crengeldanz Landwirtschaft betrieben. Das wird am Sonntag, 11. Juni, gefeiert. In den über 400 Jahren Hofgeschichte haben sich die grundlegenden Methoden kaum verändert. Es sind nur ein paar Maschinen hinzugekommen.
Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Hof in einer Steuerliste im Jahr 1598. Dort wurde Hof noch unter dem Namen „Drantenrath“ geführt. Über 400 Jahre Sprachentwicklung haben daraus den heutigen Namen geformt.
Hof in Witten war einst ein Kotten
Übrigens war der Hof damals strenggenommen gar kein Hof, sondern ein Kotten, wie Melanie Kalle, Vorsitzende des Trägervereins Trantenrother Hof, erklärt. Das ergibt sich aus den geringen Abgaben, die im Steuerverzeichnis verbucht sind. Der damalige Pächter muss Selbstversorger gewesen sein. Seinen Lebensunterhalt konnte er mit dem kleinen Kotten nicht finanzieren. Er war also nur nebenberuflicher Bauer.
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Von den ursprünglichen Gebäuden ist leider nichts erhalten geblieben. Die Schuld daran trägt ein Feuer, das im Jahr 1820 den Hof vollständig zerstörte. Die Gebäude, die den heutigen Hof bilden, stammen also aus dem frühen 19. Jahrhundert. Davon zeugt ein mächtiger Balken, der über dem grünen Scheunentor eingelassen ist. „Mejn vorstehendesz Gebäüde ist durch eine Feuersbrunst vercher und durch Goottes Hand und Menschen Kräfte wieder an dessen Stel gesetz“, steht dort in schwer lesbaren Lettern.
Vom frühen 19. Jahrhundert bis ins Jahr 1976 war der Hof stets in Familienbesitz. Dann pachtete Familie Joerges den Hof und stellte auf Wunsch des Besitzers Rudolf Brennecke auf Demeter-Landwirtschaft um. Das Demeter-Konzept wurde von Rudolf Steiner vor beinahe hundert Jahren entwickelt, um Landwirtschaft ökologischer und nachhaltiger zu gestalten. Zu den Prinzipien gehört der Verzicht auf künstliche Düngemittel und ein geschlossener Betriebskreislauf. Seit dem Jahr 1996 werden diese Prinzipien vom Trägerverein Trantenrother Hof umgesetzt.
Was das bedeutet, zeigt Melanie Kalle anhand eines brachliegenden Felds. Für den Laien verwunderlich: Obwohl das Feld brachliegt, wächst hier eine ganze Menge. „Das sind Lupinen. Die versorgen den Boden mit Stickstoff. Das ist natürlicher Dünger“, so Kalle. Wenn das Feld ausreichend gedüngt ist, wird aus dem Naturdünger Schweinefutter. An den Methoden hat sich in den 400 Jahren nicht viel geändert. Nur müssen die Lupinen heute nicht mehr mühsam von Hand gesät werden. Dabei hilft jetzt die Technik.
Fassade soll erneuert werden
Darüber freut sich auch Bauer Bert Schulze-Poll. Der erfahrene Landwirt nimmt, während er von seinem Trecker steigt, ein Telefonat an. Das Gespräch dreht sich ums Wetter. Worum sonst? In der kommenden Woche rechnet Schulze-Poll mit einer Hitzewelle. 36 bis 38 Grad könnten es werden, so die Prognose am Freitagmorgen.
Für Schulze-Poll und die fleißigen Helfer bedeutet die Hitze eine Menge Arbeit. „Erstmal müssen wir die Netze von den Feldern entfernen. Die halten uns nämlich die Hasen vom Hals. Dann wässern wir den Boden. Das macht man am besten nachts, damit nicht zu viel verdunstet. Am nächsten Morgen müssen wir dann die Feuchtigkeit in den Boden einarbeiten.“
Aktionen für Jung und Alt
Auf dem Hoffest am Sonntag, 11. Juni, 12 bis 18 Uhr, gibt es Aktionen für Jung und Alt. Weil es am Sonntag heiß werden soll, wird das Ponyreiten in den schattigen Wald verlegt. Außerdem schmeißt Bauer Schulze-Poll den „Regner“ an. Der überdimensionale Rasensprenger wird am Feld für Abkühlung sorgen. Für wissbegierige Besucher sind Hofführungen im Angebot. Außerdem es gibt es bei einer Tombola tolle Preise zu gewinnen. Der Erlös fließt in die neue Fassade. Adresse: Trantenrother Weg 25.
Auf einem Demeter-Hof fällt über das ganze Jahr Arbeit an – nicht nur auf den Feldern. Das nächste große Projekt ist die Fassadensanierung eines rund 200 Jahre alten Fachwerkgebäudes. So entwickelt sich der Hof immer weiter. „Damit er auch in 200 Jahren noch steht“, hofft Melanie Kalle.