Witten. Das geplante Heizungsgesetz bringt viele Eigentümer auf die Palme. Es schreckt aber auch Käufer von Altbauten ab. Die Gründe.

Während das geplante Heizungsgesetz viele Hausbesitzer in Rage bringt, zeigt es auch deutliche Spuren auf dem Immobilienmarkt. Gerade bei Altbauten sind Käufer seit einigen Wochen sehr zurückhaltend. Zugleich sinken auch Preise für gebrauchte Immobilien.

Der Grund für die abwartende Haltung möglicher Interessenten ist nach Ansicht von Maklerin Bettina Hartmann recht eindeutig. „Die Leute sind sehr verunsichert und wissen nicht, was nun auf sie zukommt.“ Sie wollen nach Worten der Expertin natürlich wissen, welche Pflichten demnächst mit dem Erwerb eines Gebäudes verbunden sind.

Käufer fragen gleich nach dem Heizungsanlage

Eine der entscheidenden Fragen lautet beispielsweise, ob Käufer sich darauf einstellen müssen, innerhalb bestimmter Fristen vorhandene Ölbrenner oder Gastherme rauszuwerfen, um für erneuerbare Energien Platz zu machen. Das wäre mit erheblichen Kosten verbunden, die im Fall einer Wärmepumpe bei 25.000 Euro oder auch deutlich darüber liegen könnten.

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Gestiegene Kosten für Material und Handwerker

Da die Kosten für Handwerker und Material gestiegen sind, kostet es inzwischen im Durchschnitt rund 1000 Euro, um einen Quadratmeter eines Altbaus zu sanieren, rechnet Christian Siebert, Leiter des Büros Engel & Völkers vor.

Dass Interessenten nicht mehr bereit sind, Preise wie vor einem Jahr zu zahlen, zeigt sich für Bettina Hartmann an folgender Entwicklung: Die 3500 Kunden können in ihren Profilen eine Höchstpreisgrenze angeben, die sie beim Kauf eines Hauses zu zahlen bereit sind. „Da haben sehr viele Kunden den Wert von 600.000 auf 400.000 Euro herabgesetzt“, sagt Hartmann.

Sollte das Heizungsgesetz in der jetzigen Form in Kraft treten, sieht Makler Roland Kempf auf den Gebäudebestand in der Wittener Innenstand zukommen. Zu 80 Prozent handele es sich um Altbauten, bei denen es sehr fraglich sei, ob man dort eine Wärmepumpe einbauen kann.

Somit sieht sich, erläutert Hartmann, ein Erwerber schon gleich am Anfang der Gespräche gezwungen, über die Frage nach dem Heizsystem nachzudenken. Bis vor Kurzem war es noch umgekehrt, sagt die Maklerin. Dann stand zunächst einmal im Raum, mit welchem Aufwand überhaupt eine Sanierung des Hauses betrieben werden muss. Ob es auch wirklich einer neuen Heizung bedarf, stand erst zu einem späteren Zeitpunkt auf der Tagesordnung. „Unter Umständen fiel dann auch die Entscheidung, es bei der vorhandenen zu belassen.“

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Makler meldet deutlichen Rückgang an Nachfragen

LBS-Leiter Volker Große-Herzbruch: Entwicklung hängt auch von den gestiegenen Zinsen ab.
LBS-Leiter Volker Große-Herzbruch: Entwicklung hängt auch von den gestiegenen Zinsen ab. © WAZ | GRABEN, Matthias

Die abwartende Haltung am Markt sei deutlich zu spüren, meint auch Guido Schnitzler. Interessenten verfolgen zwar eingehend die aktuellen Debatten über das Heizungsgesetz, sagt der Wittener Makler, doch am Ende seien Interessenten dann doch zögerlich. Die Leute hoffen nach seinen Worten eben darauf, dass das Gesetz noch entschärft wird und unter anderem längere Übergangsfristen gelten, wenn eine alte Heizung kaputt gehe und durch eine Anlage ersetzt werden müsse.

Einen deutlichen Rückgang an Nachfragen nach gebrauchten Immobilien verzeichnet LBS-Leiter Volker Große-Herzbruch. Die Entwicklung stehe sicherlich auch im Zusammenhang mit den deutlichen gestiegenen Zinsen. Vor gut einem Jahr lagen sie noch bei einem Prozent und betragen inzwischen bis zu vier Prozent. Schon allein diese Belastung können viele Bürger kaum noch schultern, sagt Große-Herzbruch. Wenn sie dann noch mit hohen Ausgaben für eine Heizung und den sich daraus ergebenden Folgekosten zur Sanierung des Bestandes rechnen müssen, nehmen sie von ihren Plänen lieber Abstand.

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Das sah vor gut einem Jahr noch ganz anders aus. Der Niedrigzins schien viele Leute zu beflügeln, endlich ihren Traum vom Eigenheim zu verwirklichen. Dabei waren die Preise deutlich überzogen, sagt der LBS-Chef und „das um 15 bis 20 Prozent.“

Witten gilt weiterhin als attraktiver Standort

Makler Christian Siebert: Preise wie vor einem Jahr lassen sich kaum noch erzielen.
Makler Christian Siebert: Preise wie vor einem Jahr lassen sich kaum noch erzielen. © OH

Nach Worten von Christian Siebert, Leiter von Engel & Völkers in Witten, Unna und Schwerte, versuchen zwar Anbieter nach wie vor solche Preise zu erzielen. Doch das sei inzwischen kaum noch möglich. Die Zahl der Kaufinteressenten ist auch bei ihm erheblich geschrumpft, nämlich um 80 Prozent. Doch nach wie vor gelinge es, Objekte zu verkaufen. Es dauere eben nur länger. Gerade bei einer Stadt wie Witten handele es sich um einen attraktiver Standort, der sehr gefragt sei.

Laut seinen Berechnungen ist es trotz aller offenen Fragen noch immer günstiger, eine gebrauchte Immobilie wieder flott zu machen als ein neues Haus zu bauen. Im Falle von Kauf und Instandsetzung eines Altbaus lande man bei 600.000 oder auch 700.000 Euro. Zu dem Preis sei beispielsweise ein frei stehendes Einfamilienhaus kaum zu haben.