Witten. An der Hörder Straße in Witten gab es am Mittwoch einen SEK-Einsatz. Verhaftet wurde ein Mann, der einen kaltblütigen Mord begangen haben soll.
War der Mörder ein Stockumer? Elf Wochen nach den tödlichen Schüssen auf einen Mann in seinem Auto in Bochum haben Spezialeinsatzkräfte zwei Männer festgenommen. Einen 29-Jährigen konnte ein Spezialeinsatzkommando in einem Mietshaus in Witten festnehmen.
Was da wohl heute morgen in Stockum los war? Guido Thiemann konnte es aus dem Kassenhäuschen seiner Tankstelle an der Hörder Straße aus optimal beobachten: Etwa gegen 5.50 Uhr kamen die Polizeiwagen vorgefahren, „ganz still, ohne Blaulicht, ich habe mich selbst gewundert, was da los war“, erzählt er.
Polizeiaufgebot auf Höhe der Tankstelle
Bis zehn Uhr war die Polizei mit mehreren Mannschaftswagen vor Ort und durchsuchte offenbar eine Wohnung in dem Mehrparteienhaus gegenüber der Tankstelle. In diesem haben auch ein Steuerberater und eine Thai Massage ihre Praxen. Direkt daneben befindet sich die Volksbank-Filiale, in der im September 2022 der Geldautomat gesprengt worden war. Viele Stockumer – auf dem Weg zur Arbeit oder zur Harkortschule – wunderten sich über das Polizeiaufgebot. Was sie nicht wissen konnten: Als die Spezialeinsatzkräfte wieder abrückten, hatten sie einen jungen Mann dabei, den sie für einen kaltblütigen Mord vor elf Wochen verantwortlich macht.
Tat mutet wie Hinrichtung an
Die Tat in Wittens Nachbarstadt mutete wie eine Hinrichtung an. Am Morgen des 7. März (Dienstag) wurde der Bochumer Christian N. in einer Gemeinschaftsgarage am Bochumer Hustadtring unweit seiner Wohnung erschossen. Er war gerade in seinen Audi TT eingestiegen und hatte den Motor gestartet. Dann wurden von hinten mehrere Schüsse auf ihn abgefeuert.
Sie schlugen durchs Glas der Heckscheibe und durch die Karosserie ein. Jeder Schuss traf, vor allem am Oberkörper. Der 58-Jährige sank tot in seinem Sitz zusammen und wurde erst am Abend danach im Auto von einem Zeugen entdeckt.
Kein Tatmotiv ersichtlich
Mordakte Witten
In Witten wurde in diesem Jahr bereits ein anderer Mordfall aufgeklärt und verurteilt: In der Luisenstraße hatte ein 65-Jähriger nach einem Beziehungsstreit seine Lebensgefährtin erwürgt. Zu einer zwölfjährigen Freiheitsstrafe hat das Landgericht Bochum den Mann Mitte Mai verurteilt.
Als „Mordfall von Witten“ ist bis heute der Satanistenmord durch das Ehepaar Ruda in der Breite Straße im Juli 2001 bekannt.
Die Ermittlungen der Mordkommission („MK Garage“) waren sehr schwierig, zumal das Opfer, ein alleinstehender und zurückgezogen lebender Mitarbeiter der Telekom, keine potenziellen Feinde zu haben schien. Es war keinerlei Tatmotiv erkennbar. Ein Zeuge hatte wohl Schüsse gehört, sich zunächst aber nichts dabei gedacht. Nach akribischer Kriminalarbeit mit verdeckten Ermittlern gerieten aber zwei Männer ins Visier der Kripo. In den Morgenstunden des Mittwochs stürmten bewaffnete Spezialkräfte zeitgleich zwei Wohnhäuser in Dortmund und Witten. Die Beamten nahmen jeweils einen Mieter in den durchsuchten Häusern fest und brachten sie zur Vernehmung. Der 26-Jährige aus Dortmund wurde beim Zugriff leicht verletzt, der Stockumer blieb unverletzt.
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Die Kripo stellte nach Durchsuchungen diverse Beweismittel sicher. Die beiden Tatverdächtigen werden jetzt einem Haftrichter vorgeführt. Am Donnerstag wollen die Kripo und Staatsanwaltschaft Philipp Rademacher die Hintergründe des Verbrechens und weitere Einzelheiten nennen. Sicher auch zum Motiv – und was der Mann aus dem beschaulichen Stockum mit der Tat zu tun hat.