Witten. Auf dem Wittener Traditionsrummel bekommen Besucher viel geboten. Doch was kostet die Tüte gebrannte Mandeln oder die Fahrt mit dem Riesenrad?

Der Wettergott meint es gut mit der 328. Himmelfahrtskirmes. Nach einem fulminanten Start am Feiertag geht es auch am Freitag sonnig weiter in der Wittener Innenstadt. Allein bei den Preisen vergeht manchem der Spaß. „Kirmes ist immer teuer“, sagt Marc Bruschsieper (49). „Es ist teurer geworden“, findet Stephan Goralski (37). Ein Bummel übern Rummel zeigt: Beide haben recht.

Da wird’s einem beim Zuschauen schon schwindelig: Eine Fahrt auf dem Break Dance ist höchst turbulent.
Da wird’s einem beim Zuschauen schon schwindelig: Eine Fahrt auf dem Break Dance ist höchst turbulent. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Staunend steht Familie Bruschsieper vor dem „Extrem“. Zwei Gondeln schwingen an einem langen Arm in luftige Höhen. Sieben Euro kostet der Nervenkitzel. Gleicher Preis wie letztes Jahr, sagt der Betreiber. Das wären 21 Euro für die drei Kinder Lydia (11), Justus (7) und Julius (13). Doch die wollen zum Glück nicht drauf. Werfen lieber Dosen und essen Süßes. 50 Euro, dieses Limit will sich die Familie setzen. „Letztes Jahr haben wir viel zu viel Geld ausgegeben“, sagt Papa Marc. Ein bisschen Atmosphäre schnuppern – das reiche auch, findet Mama Stephanie (48).

Riesenrad dreht sich erstmals in Witten

Blick vom Riesenrad auf die Ruhrstraße, auf der es am Freitagmittag recht leer war. Ganz anders sah es zum Start am Feiertag aus.
Blick vom Riesenrad auf die Ruhrstraße, auf der es am Freitagmittag recht leer war. Ganz anders sah es zum Start am Feiertag aus. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Vielleicht gönnen sie sich gleich aber noch eine Fahrt mit dem 24 Meter hohen Riesenrad, das Premiere in Witten feiert. Fünf Euro kosten die vier Runden für Erwachsene – mit Stopp über den Dächern der Ruhrstadt. Der Voß’sche Garten von oben, vorbei an Häusergiebeln – das hat was. „Der Donnerstag lief gut“, sagt Betreiber Jakob Hans (27). „Heute geht noch mehr.“ Werden die nächsten Tage so besucherstark wie Christi Himmelfahrt, dann komme er gerne wieder nach Witten, wagt Hans eine vorsichtige Prognose.

Uwe und Petra Kirsten mit Enkelin Ylva auf dem Wittener Rummel. Zum Schluss gab’s noch einen tollen Luftballon.
Uwe und Petra Kirsten mit Enkelin Ylva auf dem Wittener Rummel. Zum Schluss gab’s noch einen tollen Luftballon. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

„Riesenrad ist immer gut“, freuen sich Petra und Uwe Kirsten und steigen mit Enkelin Ylva (4) in die Gondel. Nach einer Stunde treffen wir sie wieder, vor sich Gläser mit Limo und O-Saft. „9,50 Euro für drei Getränke“, sagt Petra Kirsten. Man sieht ihr an – das findet sie happig. Ganz zu schweigen von dem mit Helium gefüllten Luftballon, den Ylva inzwischen in der Hand hält. Er ist riesig und das Einhorn sieht wirklich toll aus. Aber er hatte mit 15 Euro auch seinen Preis. Doch die Großeltern sind heute in Spendierlaune. Denn vor drei Tagen hat Ylva ein Geschwisterchen bekommen.

Von Drachendampf bis Backfisch

Louis hat gerade eine Kugel Dragon Breath verspeist – und haucht nun Drachenatem aus.
Louis hat gerade eine Kugel Dragon Breath verspeist – und haucht nun Drachenatem aus. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

„Atme den Dampf eines Drachen“ verspricht der nächste Stand. Dahinter verbirgt sich kein schauriges Ritual, sondern ein ganz spezieller Snack: Puffreisbälle, die in flüssigen Stickstoff getaucht werden. Wer sie isst, dem steigt der Qualm aus dem Mund. Der zehnjährige Louis steht gerade mit Papa Christian Casole (36) davor – und zahlt die fünf Euro für den kleinen Becher ohne mit der Wimper zu zucken.

Wenn die Kinder Spaß haben, das sei die Hauptsache, sagt Casole. Und überhaupt seien Louis und seine Schwestern Tracey (4) und Malina (6) sonst recht sparsam. Mal auf den Musikexpress, mal an den Stofftierautomaten und was essen, das war’s.“ Wobei: „Der Preis für Backfisch ist ordentlich gestiegen“, sagt Christian Casole. Den habe man mal für vier Euro gekriegt, jetzt sind sieben Euro fällig.

Schausteller in Witten: Besuchern geht das Geld aus

Sechs Euro kostet die Portion gebratene Champignons bei Katalinas Küche schon seit der letzten Zwiebelkirmes, sagt Inhaber David Bügler, der die Leckerei auch auf dem Weihnachtsmarkt anbietet. Zuvor waren die Pilze 50 Cent günstiger. „Die Zusatzprodukte sind teurer geworden“, erklärt der 27-Jährige. Ganz zu schweigen vom Strom. „Aber für den Endverbraucher wollen wir die Preise moderat halten.“ Er merke dennoch, dass den Besuchern das Geld ausgeht. „Man kann es ihnen nicht verdenken.“

Er selbst habe mit höheren Standmieten zu kämpfen. Nicht hier in Witten, wo er etwa 600 bis 700 Euro für die fünf Tage zahle – plus Strom, für den übrigens insgesamt 30 bis 40 Kilometer Kabel verlegt würden. Aber zum Beispiel bei der Allerheiligenkirmes in Soest, wo die Kosten um fast 50 Prozent gestiegen seien.

Preise bei Autoscooter und Kettenkarussell gleich geblieben

Wie süß: Die kleine Nila (2) hat sich sofort mit den bunten Stoffhündchen angefreundet.
Wie süß: Die kleine Nila (2) hat sich sofort mit den bunten Stoffhündchen angefreundet. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Gleich geblieben sind in Witten etwa die Preise für je eine Fahrt mit dem Autoscooter (3 Euro), mit dem Break Dance (4 Euro) oder mit dem Kettenkarussell (4 Euro). Das Dosenwerfen bei Heinz Hammes ist einen Euro teurer geworden und kostet nun 4,50 Euro. „Eigentlich müsste ich fünf nehmen“, sagt Hammes leicht frustriert. Da staunt auch die 67-jährige Wittenerin, die vor der Bude steht. Ihr Motto: Nur gucken, nichts machen.

Doch das geht mit Kindern schlecht. Stephan Goralski, der nicht nur den eigenen Sohn, sondern auch sein kleines Patenkind dabei hat, bekommt das gerade hautnah zu spüren. Der Neffe hatte 15 Euro von zuhause mitbekommen. „Die waren nach einer halben Stunde weg.“ Dennoch habe er sich und den Lieben selbst kein Limit gesetzt.

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Vielleicht darf’s zum Schluss noch eine Tüte gebrannte Mandeln sein? 100 Gramm kosten, da sind sich die Schausteller offenbar einig, überall vier Euro. „Schon seit zwei Jahren“, wie es bei „Abendroths Süße Spezialitäten“ heißt. Da kann man doch, sagt der Mitarbeiter, „nicht meckern“.