Witten. Zum Start der Himmelfahrts-Kirmes tritt auch die Wittener Künstlerin „Lélé“ auf. Über ihre Lebensgeschichte und warum Musik für sie heilsam war.
„Ohne die Musik“, sagt Sängerin Lilli Venskeviciute, „kann ich mir mein Leben überhaupt nicht mehr vorstellen.“ Die Künstlerin, die seit einigen Jahren in Witten zu Hause ist, wird zum Start der Himmelfahrtskirmes auftreten. Zuletzt hatte sie bei der von Wolf Codera inszenierten Session Possible ihren großen Auftritt im Hof von Haus Witten. Dort begeisterte die Sängerin das Publikum mit ihrer markanten Stimme.
Ohnehin kann sie sich derzeit in ihrer Leidenschaft so richtig ausleben, denn zu tun gibt’s reichlich. „Das war während Corona natürlich ganz anders, das war eine schwierige Zeit. Danach aber war gleich im ersten halben Jahr mein Kalender total voll, ich war nur unterwegs“, sagt die in Litauen geborene Musikerin, die unter dem Künstlernamen „Lélé“ momentan von Show zu Show auf Achse ist. Jüngst erst wieder in Moers, wieder bei einer Session Possible, bei der die Besetzung der Künstler meist variiert.
Autogramme und Selfies nach Auftritt am Haus Witten
Den Auftritt am Haus Witten aber hat die 30-jährige besonders inspiriert. „Ich liebe es ja, so nah bei den Menschen zu sein, nur so kann ich mich auch am besten durch meine Musik mit ihnen verbinden. Als Sängerin gibst du immer auch einen Teil deiner Seele“, sagt Venskeviciute. Das Feedback nach diesem Abend am 30. April sei jedenfalls grandios gewesen. „Viele wollten Autogramme von mir und Selfies – das war schon speziell für mich und total schön.“
In erster Linie tritt die Sängerin mit Coversongs auf, hat aber auch schon drei eigene Titel auf den Markt gebracht - „und der vierte steht kurz vor der Veröffentlichung“, wie Lélé verrät. In den Genres Soul, Funk, R&B und Pop fühlt sich die Künstlerin, die seit Jahren mit einem Hennefer Produzenten zusammenarbeitet, zu Hause. Auch einen Hauch von Gospel macht man in ihrem breitgefächerten Repertoire aus. „Meine Stärke“, sagt sie selbst, „ist meine Energie, die ist wirklich ein Geschenk. Ich bin nun mal der Typ für die Bühne.“
Mit drei Jahren mit Musik angefangen
Dass es bei ihr auf eine Laufbahn im Musik-Geschäft hinauslaufen würde, war schon früh vorgezeichnet. Schon als Dreijährige hat sie in ihrer litauischen Heimat mit der Musik begonnen – die gesamte Familie lebte seinerzeit von der Musik, ist mit Auftritten durchs ganze Land gereist. „Das habe ich gemacht, bis ich so zwölf Jahre alt war“, erinnert sich die Wittenerin. Als sie dann mit ihrer Mutter 2004 nach Deutschland zog, hörte sie mit dem Gesang erstmal auf. „Weil ich mit der neuen Sprache nicht so klar kam, wurde ich gemobbt. Das war schwer für mich“, sagt sie.
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14 Jahre lang war sie ganz weg von ihrer eigentlichen Passion, machte eine kaufmännische Ausbildung und arbeitete im Außendienst für einen Hersteller aus dem Sanitätssektor. „Vor fünf Jahren bin ich dann plötzlich krank geworden und habe mir in dieser Zeit ein Hobby gesucht – so fing ich wieder an zu singen“, sagt Venskeviciute, die als Kind Klavier und Saxophon zu spielen gelernt hatte. Sie nahm Gesangsunterricht, arbeitet viel mit der Bochumer Sängerin Pamela Falcon zusammen, versuchte sich an Karaoke und wurde seinerzeit „Talent des Monats“ bei der Session Possible. So wurde Wolf Codera, bis heute ein Förderer der Künstlerin, auf sie aufmerksam.
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„Wenn man für etwas brennt, passiert auch was mit dir“
Irgendwann bekam sie ihre chronische rheumatische Erkrankung einigermaßen in den Griff – inzwischen hatte Lilli ihre Ernährung umgestellt, verzichtete ganz auf Fleisch oder Alkohol. „Ich bin davon überzeugt, dass die Musik mich geheilt hat. Ich habe ein neues Mindset bekommen. Wenn man für etwas brennt, dann passiert auch was mit dir“, sagt die Künstlerin. Bei der dann aber gleich ein neues Problem auftauchte, das sie belastete. „Ich habe mir Brustimplantate einsetzen lassen, aber mein Körper kam damit offenbar nicht klar“, offenbart sich die 30-Jährige. Erst nach Entfernung der Implantate ging es ihr merklich besser.
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„Insgesamt habe ich zwar 14 Jahre meines Künstlerlebens verloren. Anfangs dachte ich, es werde kaum möglich, dann wieder zurückzufinden. Aber vielleicht war es ja so auch ganz gut und es hat mich davor bewahrt, in diesem harten Musik-Business eventuell kaputt zu gehen als junge Frau.“ Vor knapp zwei Jahren bewarb sie sich bei der TV-Show „The Voice of Germany“. Auch wenn sie dort nicht voll durchstartete, hat es ihr gewiss nicht geschadet. „Das war für mich eine sehr gute Erfahrung. Allein bei Facebook hatte ich danach rund 500.000 Aufrufe meines Auftritts. Dass da auch fiese Kommentare dabei waren, das habe ich weggesteckt“, so Venskeviciute.
Radikale Typveränderung war beste Entscheidung ihres Lebens
Inzwischen genieße sie ihr Künstlerleben und vor allem das Prickeln durchs Lampenfieber vor Auftritten. „Freunde von mir erleben mich jetzt total ausgeglichen. Ich will einfach authentisch und real sein, wenn ich meine Songs präsentiere“, sagt die Wittenerin. Im vergangenen Herbst entschied sie sich zu einer radikalen Typ-Veränderung und rasierte sich die Haare fast komplett ab. „Das war die beste Entscheidung meines Lebens“, erklärt die selbstbewusste junge Frau.
Nun sei sie gespannt, was noch alles auf sie zukommen werde. Bei der Wittener Himmelfahrts-Kirmes am Donnerstag (ab 18 Uhr) etwa eine ganz neue Erfahrung mit einem Auftritt vielleicht auf einem Karussell. Doch auch mit dieser ungewöhnlichen Bühne wird das Energiebündel keinerlei Schwierigkeiten haben.
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