Witten. Sebastian Otten war zufällig da, als ein Mädchen offenbar einen epileptischen Anfall in einem Wittener Freizeitbad erlitt. Er handelte sofort.
Die Themen „Schutz“ und „Sicherheit“ begleiten Sebastian Otten schon seit seiner Schulzeit. Heute ist der Dortmunder als Bereichsleiter für Arbeitssicherheit und Brandschutz bei einem Sicherheits- und Wachdienst in der Westfalenmetropole tätig. Er hat einen geschulten Blick für Gefahrensituationen. Einen solchen Moment erlebte er, als er mit seiner neunjährigen Tochter zu Besuch in einem Wittener Freizeitbad war. Nun – ein paar Monate später – wurde er nicht zuletzt für seine schnelle Reaktion als „Sicherheitsmitarbeiter des Jahres“ geehrt.
Otten war mit seiner Tochter im Wasser, als ihm auffiel, dass es im Becken zunehmend tumultartiger zuging. „Ein Vater hatte Probleme mit seiner Tochter“, erinnert sich der Dortmunder an die Situation. Beide seien im Wasser gewesen. Doch plötzlich habe sich das Mädchen – Otten schätzt es auf dreieinhalb bis vier Jahre – nicht mehr bewegt. „Der Körper war starr, die Finger waren schon überstreckt.“ Die Haltung des Kindes erinnerte Otten sofort an einen epileptischen Anfall. „Ich kannte das Schema schon aus der Verwandtschaft“, sagt der 32-Jährige.
Eine Woche vorher Aufbauseminar für Betriebssanitäter besucht
Und nur eine Woche vor dem Vorfall in dem Bad habe er ein Aufbauseminar für Betriebssanitäter mitgemacht – inklusive Fallbeispiel mit einem Epileptiker. Er habe sich auf das Mädchen zubewegt, um zu helfen. Auch der Vater des Kindes sei direkt dort gewesen. Dieser habe das Mädchen zunächst aus dem Wasser getragen. „Wir waren dann zeitgleich am Beckenrand“, so der Dortmunder. „Der Vater war natürlich stark emotionalisiert. Er hat sich nach einer Badeaufsicht umgesehen.“
Otten reagierte schnell und leitete die ersten Hilfsmaßnahmen ein: Puls und Mundraum kontrollieren. „Bei einem solchen Anfall können auch Herz oder Lunge betroffen sein“, weiß er. Das sei zwar selten, aber möglich. Gegenüber einer Badeaufsicht, die hinzugekommen sei, habe er gleich den Verdacht auf einen epileptischen Anfall geäußert. „Den Vater habe ich gebeten, eine Decke für das Mädchen zu holen.“ Just in diesen Momenten sei das Kind wieder zu sich gekommen. Das Mädchen sei nicht bewusstlos gewesen. Otten spricht von einem „eingetrübten Bewusstsein“.
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Das Mädchen wurde in einen Sanitätsraum des Bades gebracht. „Atmung und Puls waren stabil“, so der 32-Jährige. „Das habe ich noch schnell kontrolliert. Danach habe ich mich aus der Situation zurückgezogen.“ Der Vater des Mädchens habe sich bei ihm für die Hilfe bedankt. „Ich glaube, er war dankbar, dass ich ihn als Vater verstehen konnte.“ Eine Gefahr, dass das Kind hätte ertrinken können, habe wohl nicht bestanden, da der Vater in der Nähe gewesen sei, so Otten. „Allein hätte sich das Mädchen aber nicht über Wasser halten können.“
Sicherheitsmitarbeiter des Jahres
Auch für seinen Einsatz bei der Rettung des Kindes ist Otten zum „Sicherheitsmitarbeiters des Jahres 2023“ nominiert worden. Mit ihm kamen sechs Leute ins Finale – und am Ende entfielen fast 70 Prozent der Stimmen auf ihn. Diese Auszeichnung vergeben der Bundesverband mittelständischer Sicherheitsunternehmen, die Fachzeitschrift GIT Sicherheit + Management und das Unternehmen „Coredinate“. Warum die Wahl auf ihn fiel, wurde unter anderem so begründet:
„Dank seiner schnellen Reaktion und medizinischem Wissen konnte er dazu beitragen, dass das Mädchen schnell ins Krankenhaus gebracht wurde und sich zügig erholte. Auch dem Vater des Mädchens leistete er in dieser schwierigen Situation psychologischen Beistand.“
Mehr Infos: https://www.coredinate.de/ressourcen/sicherheitsmitarbeiter/abstimmung.