witten. . Hochhäuser mit Brandschutzmängeln wie in Wuppertal gibt es laut Bauordnung in Witten nicht. Die Feuerwehr ist trotzdem nicht ganz glücklich.
- Bewohner im Hochhaus an der Schulze-Delitzsch-Straße 23 müssen sich laut Stadt keine Sorgen machen
- Bei Sanierung 1993 wurde laut Bauordnung nicht brennbare Aluminiumfassade mit Mineraldämmung verbaut
- Mieterverein fordert vom Wohnungsriesen LEG Verzicht auf nicht feuerfeste Dämmstoffe wie Polysterol
Nach dem Hochhausbrand in London und der Evakuierung eines Hochhauses in Wuppertal hat die Stadt das einzige „Wohnhochhaus“ Wittens auf mögliche Mängel beim Brandschutz hin überprüft. Dort ist alles in Ordnung. Wenig glücklich ist die Feuerwehr allerdings über brennbare „Wärmedämmverbundsysteme“ in Außenfassaden von Häusern mittlerer Größe.
Verschärfter Brandschutz ab 22 Metern Höhe
Vom „Wohnhochhaus“ sprechen die Bauordnungsämter und Brandschützer erst ab 22 Metern. So hoch ist in Witten nur das Gebäude in der Schulze-Delitzsch-Straße 23 in Heven. Dort müssen sich die Bewohner laut Stadt keine Sorgen machen. Zwar stammt das Haus aus den Sechzigern, als Dämmmaterialien wie Holzwolle noch gängig waren. „Auflage im Bauschein war aber die Verwendung nicht brennbarer Baustoffe“, wie die Stadt jetzt nach einer Sanierung 1993 feststellte, als eine Aluminiumfassade mit Mineraldämmung verbaut wurde.
Nicht brennbare Materialien sind ab 22 Metern Gebäudehöhe vorgeschrieben. Denn dann kommt die Feuerwehr mit ihrer Drehleiter nicht mehr dran. Zusätzlich ist ein Sicherheitstreppenhaus Pflicht. Wenn Baustoffhersteller Ardex demnächst seinen fast 100 Meter hohen Büroturm baut, gelten noch strengere Auflagen. Eingebaut wird neben zwei Sicherheitstreppenhäusern ein Feuerwehraufzug.
Natürlich gibt es viele (Miets-) Häuser mittlerer Höhe in Witten, wo durchaus brennbare Dämmmaterialien wie zum Beispiel Polystyrol (Styropor) verbaut wurden – zwar hinter den Außenfassaden. „Aber was ist, wenn meinetwegen durch einen harmlosen Mülleimerbrand der nicht brennbare Mineralputz von außen beschädigt wird“, fragt Feuerwehrsprecher Ulrich Gehrke. Der Feuerwehr sei die „Problematik der Wärmedämmverbundsysteme“ bewusst. Augenscheinlich seien diese zwar sicher, aber eben nur so lange der Außenputz nicht beschädigt werde.
Mieterverein fordert Verzicht
Die Wittener Wohnungsgesellschaften betonen, dass sämtliche Häuser auch beim Brandschutz den Vorschriften entsprechen und es regelmäßige Kontrollen gibt. Die LEG hat in Witten rund 1500 Wohnungen. Nach London habe man beschlossen, „künftig brandschutzrelevante Bauteile und Anlagen noch intensiver zu überprüfen“, so ein Sprecher. Der Mieterverein hat die Wohnungsriesen wie die LEG aufgefordert, keine brennbaren Dämmmaterialien mehr zu verwenden. Genossenschaften wie Witten Mitte verweisen auf feuerfestes Material wie „Multipor“, das inzwischen verbaut werde.
„Außerdem versuchen wir durch dickere Wände seit zwei, drei Jahren auf das ganze Zeug zu verzichten“, sagt Mitte-Vorstand Gerhard Rother. Neue Kitas wie in Bommerholz kämen ganz ohne Dämmung aus. In vielen Häusern sei aber noch Material wie Polysterol verbaut worden, räumt er ein. Das sei gerade in den 80ern Standard gewesen. „Damit wurde der ganze Sonnenschein oder das Kreutzstück gedämmt. Aber es müsste schon unter dem Außenputz brennen und das ist schwierig.“ Alle 293 Häuser der Genossenschaft seien nach den Richtlinien der Bauordnung errichtet worden, Brandschutz inklusive.
Dämmung mit nicht brennbarer Mineralwolle
Dämmen lasse sich auch mit nicht brennbarer Mineralwolle wie in der neuen Kita an der Marienstraße, so Rother. Die Siedlungsgesellschaft (SGW) hat sie etwa in den siebengeschossigen Häusern an der Kerschensteiner Straße verwendet. Geschäftsführerin Claudia Pyras weist auf Brandschutzriegel aus diesem Material hin, „damit sich Feuer nicht unkontrolliert ausbreiten kann“. Relativ wenig mit Dämmung am Hut hat die Wohnungsbaugenossenschaft Ost. Das ist aber dem Denkmalschutz geschuldet.