Witten/Bochum/Hattingen. Das Wikinger-Event am Ufer des Kemnader Sees ist ein Publikumsmagnet: Drache und Mittelalter-Flair lockten Tausende – das führte zum Parkchaos.
Das Ufer des Kemnader Stausees verwandelte sich an diesem Wochenende in eine Anlaufstelle für alle, die Drachen, Narren und schöne Handwerkskunst zu schätzen wissen. Tausende Besucher kamen am Samstag und Sonntag zum Wikingerfest, viele sind teilweise von Kopf bis Fuß mittelalterlich gekleidet. Alle eint ein Wunsch: Sich bei den aus ganz Deutschland angereisten Händlern outfit- oder essenstechnisch ins Mittelalter zurückbeamen.
Der Zugang freilich ist erschwert. Zuerst müssen sich die Mittelalter-Fans durchs Parkchaos rund um den See kämpfen. Wenn man dann schadlos und erfolgreich an drei sich mit Schwert und Lanze raufenden Männern vorbeigeschlichen ist, wartet bereits die nächste Hürde: Ein holdes Weib und ein martialisch aussehender Wikingerkrieger bewachen den Eingang und nur diejenigen, die den Wegezoll entrichten, dürfen das von hölzernen Palisaden eingezäunte Areal betreten.
Rund 40 Verkaufsstände und Zelte
Bunte Flaggen flattern im sanften Wind, fremdklingende Musik schallt über das Gelände, ein Gaukler unterhält die zahlreich um ihn herum postierten großen und kleinen Gäste mit Kunststücken und an den rund 40 Verkaufsständen und Zelten tummeln sich die Fans des Mittelalter-Brauchtums, um sich die dort von Krämern und Kunsthandwerkern feilgebotenen Waren anzuschauen.
Bereits seit sieben Jahren findet das Festival am Kemnader See statt – unterbrochen nur von Corona. „Dies ist ein besonderer Standort und bietet durch die Lage am See eine sehr schöne Atmosphäre“, ist Tom Zierfuß, der derlei Events deutschlandweit veranstaltet, begeistert. In der Tat spielt das Wasser eine wichtige Rolle: Am Steg im Hafen Heveney hat sich eine lange Schlange gebildet. Dort legen die Wikingerboote Hugin und Munin ab und nehmen die Passagiere mit auf eine Rudertour.
Höhepunkt ist der Drache Fangdorn
Auf der Festwiese ist inzwischen der Drache Fangdorn erwacht. In dem Theaterstück muss er den Schatz der Elfen gegen einen skrupellosen Räuber verteidigen. „Kindlinge“ und „Verwachsene“ schauen gebannt zu, wie Fangdorn erst qualmt und faucht und schließlich echtes Feuer speit. Die Mutter der Drachen, beim Publikum als „Daenerys Targaryen“ bekannt, ist allerdings nicht nach Witten gekommen.
Bei sommerlichen Temperaturen herrscht auch in der Taverne großer Andrang. Hier wird das Teufelsbier frisch gezapft und stilecht in einem Tonbecher serviert. Das mutet schon skurril an: Während ein mit einem dicken Fell bekleideter Krieger sein Brauereierzeugnis trinkt, klimpert neben ihm ein Ritter im Kettenhemd und beißt genussvoll in eine Wildbratwurst mit Preiselbeersenf.
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Vom anderen Ende der Wiese dröhnen die festen und gezielten Schläge eines Schmieds, der vor den Augen der Schaulustigen ein Schwert schmiedet. Ein paar Schritte weiter werden hölzerne Toilettendeckel mit Motiven aus dem Mittelalter angeboten.
Verkehrschaos rund um den See
Neben dem Wikingerfest lockte das herrliche Frühlingswetter auch unzählige Ausflügler an den Kemnader See, die mit den Freunden des Mittelalters um die offensichtlich nicht ausreichenden Parkplätze konkurrierten. Das Chaos im Bereich Heveney war somit vorprogrammiert.
Rund um das Veranstaltungsgelände bildeten sich lange Staus – zeitweise bis zur Autobahn. Bereits in den letzten Jahren hatte das Parkchaos Besucher abgeschreckt. Bei anderen gut besuchten Veranstaltungen, etwa beim Zeltfestival Ruhr, werden angrenzende Wiesen zum Parken (gegen Gebühr) freigegeben.
Der dreijährige Karl ist mit seinen Eltern aus Iserlohn nach Witten gekommen und bemalt inmitten des Geschehens ein Holzschwert. Bei der Auswahl der Farben verlässt er sich auf den Geschmack seines Vaters. Nebenan geht die siebenjährige Melissa in die Töpferlehre und wird dabei tatkräftig von ihrer Mutter unterstützt, die nach getaner Arbeit die verschmierten Hände der Tochter reinigt.
Ein Stück weiter haben Wikinger ihr Lager aufgeschlagen. Es ist Mittagszeit und auf den lodernden Lagerfeuern wird in großen schweren Töpfen und Pfannen gekocht. Ein Adler zieht die Blicke der Besucher auf sich, während zwei modern gekleidete Familienväter das Bogenschießen ausprobieren. So sieht es aus, das wilde Wikingerleben.
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