Witten/Bochum. Trinkhörner, Feuerspucker und jede Menge Wikinger: Das Ufer des Kemnader Sees hat sich am Wochenende in ein mittelalterliches Dorf verwandelt.

Das Ufer der Kemnade rund um den Hafen Heveney hat sich am Wochenende (21. und 22. Mai) in ein Wikingerdorf verwandelt. An etwa 30 Ständen gab es beim Mittelalterspektakel „Die Wikinger kommen!“ so ziemlich alles, was das Wikingerfan-Herz höherschlagen lässt: Kostüme, nachgebaute Waffen, Schmuck, Bier aus Trinkhörnern und deftiges Essen.

In Witten und Umgebung gibt es entweder enorm viele Wikinger-Liebhaber oder die Leute sind nach zwei Jahren Stillstand besonders unternehmungslustig – was auch immer es ist, vor dem Eingang des Wikingermarktes bildet sich schon am Samstagvormittag eine lange Schlange. Etwa ein Drittel der Besucherinnen und Besucher sehen aus, als seien sie der Fernseh-Serie „Vikings“ entlaufen.

Sehr gut besucht war das Mittelalterspektakel am Hafen Heveney am Kemnader Stausee in Witten und Bochum.
Sehr gut besucht war das Mittelalterspektakel am Hafen Heveney am Kemnader Stausee in Witten und Bochum. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Seit der Kindheit fasziniert vom Mittelalter

So auch Kristina Jeschke und ihr Freund Jan Brock, die in mittelalterlichen Trachten über den Markt gehen. Die beiden sind extra aus Dortmund hergekommen, seit ihrer Kindheit sind sie fasziniert vom Mittelalter und besonders von der Wikingerzeit. „Der Markt ist zwar nicht sonderlich groß, aber trotzdem gibt es hier eine große Vielfalt an Ständen“, findet Kristina, die ihr langes blondes Haar zu Zöpfen geflochten hat und ein Stirnband mit silbernen Ornamenten trägt.

Ein Feuerspucker zeigt seine Künste auf dem Mittelalterspektakel am Hafen Heveney.
Ein Feuerspucker zeigt seine Künste auf dem Mittelalterspektakel am Hafen Heveney. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Um ihren Hals hängt ein Lederband, daran baumelt das Triquetra, drei miteinander verbundene Kreisbögen. Das sei ein keltisches Schutzsymbol, erklärt Kristina. Das Triquetra steht für den Kreislauf des Lebens, aber auch für Weiblichkeit. Gekauft hat die 30-Jährige die Kette am Stand von Birgit Sun. Die Künstlerin stellt Schmuck aus Hufnägeln her: Ringe und Anhänger für Ketten, unter anderem keltische Symbole und Sternzeichen.

Nachbauten von Schwertern und Schilden sind beliebt

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Am Stand daneben durftet es – denn Birgits Mann Tseng-Hai Sun backt Kartoffel-Waffeln für die Besucherinnen und Besucher. Ein Stück weiter gibt es Kirschbier und Knoblauchbrot, handgefertigte Lederarmbänder, Taschen, Naturseife, Schaffelle, Stoffe aus Schurwolle und Ritter- und Wikingerkostüme für Kinder.

Auch Trinkhörner wurden an den Ständen des Mittelalter-Marktes am Stausee angeboten.
Auch Trinkhörner wurden an den Ständen des Mittelalter-Marktes am Stausee angeboten. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Besonders voll ist es am Stand von Tobias Molz. Der Kölner verkauft alle möglichen Produkte aus Holz, von Geschirr und Besteck bis hin zu Schwertern und Schilden. Letztere sind besonders gefragt – denn sie eignen sich für das sogenannte „Reenactment-Fechten“. Ein Sport, bei dem mit nachgebildeten Waffen und Ausrüstungen gegeneinander angetreten wird, einzeln oder mit mehreren Kämpfern. Die Waffen werden nach historischem Vorbild angefertigt – sind aber natürlich „entschärft“. Tobias Molz bietet auch Schildbau-Workshops an. „Ich mache das jetzt seit 15 Jahren hauptberuflich, davor war ich Tischler“, erzählt der 43-Jährige.

Wikinger, Drachen und Elfen am Kemnader See

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© FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener
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Musik mit Dudelsack, Flöten und Trommeln

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In der Mitte des Wikingermarktes werden im Stundentakt Theaterstücke aufgeführt, etwa die „Fangdorn-Saga“, „Die Elfen und der Drachenschatz“ oder „Die Wikinger schlagen sich gar heftig“. Besonderes Highlight für die eingefleischten Wikingercracks: Die in der Szene sehr gefeierte Band „Cradem Aventure – Die letzten Ostgoten“ spielt über den ganzen Tag verteilt Musik mit Dudelsack, Flöten, Schlagzeug und Trommeln.

Wie diese drei hatten sich viele Besucher passend zum Mittelaltermarkt in Schale geworfen.
Wie diese drei hatten sich viele Besucher passend zum Mittelaltermarkt in Schale geworfen. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Auch wenn dies historisch gesehen wohl eher nicht passiert ist, haben am Ufer der Kemnade zur Feier des Tages zwei Wikingerschiffe angelegt. Davor hat sich eine lange Schlange gebildet, die Kinder warten, dass sie eine Runde über das Wasser fahren können. Dem sechsjährigen Jonas wird gerade eine Schwimmweste angelegt, falls die See doch mal rau wird. Unten am Steg steht der Fährmann und lotst die neu zusammengestellte Mannschaft in eines der Boote, bevor es heißt: „Leinen los, die Wikinger kommen!“.

Noch mehr Mittelalter-Feste

Veranstaltet wird das Spektakel „Die Wikinger kommen!“ von der Mittelalteragentur Sündenfrei. Der Veranstalter hat in den nächsten Wochen noch viele weitere Feste auf Lager.

Vom 26.5. bis zum 29.5. gibt es in Xanten das „Siegfriedspektakel“, ein Fest mit Ritterturnier, viel Musik und Drachenspielen. Vom 16. bis zum 19. Juni findet das „Mittelalter – und Fantasyspektakel“ an der Ruine in Dortmund Hohensyburg statt.

Weitere Infos und Termine unter www.suendenfrei.tv.