Witten. Wegen eines defekten Aufzugs konnten einige Mieter in Witten das Haus nicht mehr verlassen. Aber nicht nur der Lift sorgt in Heven für Ärger.
Helga König und Heidi Bechmann sind sauer. Über anderthalb Wochen sind die beiden Aufzüge, mit kurzen Ausnahmen, im Hochhaus an der Schulze-Delitzsch-Straße 23 in Heven ausgefallen. Da viele ältere Leute dort wohnen, seien einige in ihrer Wohnung gefangen gewesen, so die beiden Mieterinnen. Sie kritisieren das Immobilienunternehmen Vonovia, das die Wohnungen dort vermietet.
14 Stockwerke hat das Hochhaus in Heven. „Die kann doch niemand in dem Alter so einfach gehen“, sagt die 82-jährige Heidi Bachmann. Wer vor dem Haus steht und von unten nach oben schaut, erahnt, wie anstrengend es sein muss, die ganzen Treppen zu laufen. Was für junge und fitte Leute vielleicht eine schöne Ergänzung des Sportprogramms ist, ist für andere eine tägliche Tortur. Helga König etwa wohnt im zwölften Stock. „Das war wirklich kein Spaß“, sagt die 84-Jährige. Eine weitere Mieterin berichtet, dass ihr Großvater nicht mehr aus der Wohnung kam, da er im Rollstuhl sitzt. Seit Mittwoch funktioniert der Aufzug aber wieder, erst dann konnte er raus. Die Mieterinnen fragen sich, wieso beide Aufzüge gleichzeitig gesperrt werden mussten.
Vonovia bedauert den Vorfall in Witten
Vonovia erklärt auf Anfrage der Redaktion, dass ein Aufzug komplett demontiert worden sei und ein neuer dort nun eingebaut wird. Da sich beide Lifte in einem Schacht befinden, mussten sie gleichzeitig außer Betrieb genommen werden. Des Weiteren sei es beim zweiten Fahrstuhl „bedauerlicherweise“ zu einer Störung gekommen, die erst behoben werden musste. Bis zur Fertigstellung der einen Anlage soll der weitere Aufzug nun auch in Betrieb bleiben. „Wir bedauern sehr, dass unsere Mieterinnen und Mieter Unannehmlichkeiten hatten. Dafür können wir uns nur entschuldigen“, so eine Sprecherin. Zudem weist der Konzern darauf hin, dass Aushänge gemacht wurden.
Knut Unger vom Mieterverein Witten kritisiert aber, dass das viel zu kurzfristig geschehen sei. „Niemand konnte sich wirklich darauf vorbereiten.“ So gebe es etwa einen Mieter, dem beide Beine amputiert worden sind. „Das war wirklich schlimm anzusehen, wie er irgendwie versucht hat, die Treppen runter zu kommen“, sagt Bewohnerin Bechmann. Für diese Fälle hat Vonovia allerdings Hilfe angeboten. So ist auf einem Flyer im Treppenhaus zu lesen, dass für die Zeit des Ausfalls täglich zwischen 8 und 16 Uhr ein Personentragedienst und Krankentransport zur Verfügung stehe. Die Anmeldung sollte zwei Stunden im Voraus geschehen.
Auch die Heizung sorgt in Witten für Ärger
Mieterverein zieht Bauordnungsamt hinzu
Bevor der Aufzug wieder in Betrieb genommen worden ist, hat der Wittener Mieterverein das Bauordnungsamt kontaktiert und gebeten, tätig zu werden. Die Begründung: Ein fehlender funktionsfähiger Aufzug in dem Gebäude sei ein Verstoß gegen die Landesbauordnung. Insbesondere beim Krankentransport drohen Gefahren.
Der Mieterverein kritisiert zudem in einem Anschreiben an Vonovia, dass die Baustelle nicht fachgerecht gemanagt und gereinigt werde.
Aber nicht nur die Aufzüge sorgen im weiß-grauen Hochhaus für Ärger. Auch die Heizung spielt hier und da einen Streich. Nachdem die Anlage modernisiert worden ist, wurde die Miete für die Bewohner um circa 20 Euro erhöht. Das Problem: Seit Anfang Januar werden laut Knut Unger einige Wohnungen nun nicht mehr warm. Helga König ist davon nicht betroffen, hat das von einigen Nachbarn aber schon gehört. „Bei mir funktioniert zum Glück alles“, sagt die Rentnerin. Ein Mieter habe bereits Heizlüfter in seiner Wohnung aufgestellt, so Knut Unger. Schon vor zwei Jahren sei die Heizung länger ausgefallen.
Die Vonovia-Sprecherin bestätigt, dass Heizungsventile ausgetauscht worden sind, man bei den vorgesehenen Terminen dafür aber nicht alle Mieterinnen und Mieter angetroffen habe. Auch auf einen Aushang im Flur sei keine Reaktion erfolgt. „Noch in diesem Monat werden die Mieter kontaktiert, um die Arbeiten in den Wohnungen umzusetzen.“ Der aktuelle Ausfall hänge dabei aber nicht mit den Arbeiten zusammen. „Bedauerlichweise liegt ein elektronisches Problem vor“, heißt es vom Unternehmen. Man sei bereits vor Ort, um die Störung zu beheben. Und dann können wohl wieder die Heizlüfter abgebaut werden.