Witten. Dass Ardex als Wittens wirtschaftlich wertvollstes Unternehmen gilt, ist bekannt. Aber wer zählt zu den „Top Ten“ der umsatzstärksten Firmen?
Wie wirtschaftlich stark ist Witten? Einen Vergleich mit 3800 anderen deutschen Städten veröffentlicht vierteljährlich das Standortranking von „Die Deutsche Wirtschaft“ (DDW). Dabei landet Witten auf Platz 132 – schließlich hätten 22 Top-Unternehmen hier ihren Sitz, darunter sechs Weltmarktführer.
Wie seriös das „Städteranking“ von DDW ist, mag dahingestellt sein. „Die Deutsche Wirtschaft“ ist ein Netzwerk aus Geschäftsführern und Unternehmensinhabern. Mit dem Ranking, so wird versichert, verfolge DDW keine kommerziellen Absichten, es handele sich um ein redaktionelles Projekt. Auf unsere Nachfrage erklärt Herausgeber Michael Oelmann, dass die Firmenangaben, etwa Umsatz und Mitarbeiterzahl, selbst recherchiert seien. Bilanzpflichtige Unternehmen veröffentlichen diese. Andere Daten seien bis zu fünf Jahre alt, bei anderen werde ein Durchschnittswert geschätzt.
Gegenrecherchen unserer Redaktion ergaben, dass die meisten Angaben nicht (mehr) stimmen. Darum gilt: Diese interessante Statistik ist mit Vorsicht zu genießen.
Überblick: Unternehmenslandschaft
Wirtschaftlich stellt sich Witten laut DDW folgendermaßen dar: Die Deutsche Edelstahlwerke Services GmbH sei mit 5600 Arbeitnehmern der größte Arbeitgeber am Standort (der Redaktion ist nur die Zahl von 4000 Beschäftigten an allen NRW-Standorten von DEW bekannt).
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Witten beherberge 13 der 10.000 wichtigsten Mittelständler Deutschlands. Auch sechs der 1496 deutschen Weltmarktführer hätten hier ihren Standort. Dazu zähle beispielsweise die Ardex GmbH, Spezialist für chemische Spezialbaustoffe.
Wittens jüngstes Top-Unternehmen
Laut Datenbankbetreiber DDW gilt 1916 als Durchschnitts-Gründungsjahr der Top-Unternehmen am Standort Witten. Die J.D. Neuhaus GmbH mit Ursprung im Jahr 1745 gilt dabei als ältestes Unternehmen, die Bitop AG als das jüngste.
Bitop wurde 1993 als Ableger der Fakultät der Biowissenschaften der Universität Witten/Herdecke gegründet. Sitz des Herstellers für Medizinprodukte und kosmetische Wirkstoffe ist im Industrie- und Technologie-Park Stockum sowie in Dortmund.
Auch ausländische Investoren ziehe es nach Witten. Sechs Unternehmen in Auslandsbesitz hat die DDW gezählt. Ein Beispiel sei die Völker GmbH, die mit Hill-Rom einen Eigentümer aus den USA habe. Dass Völker Ende 2022 die Produktion in Witten eingestellt hat, weiß die Datenbank offenbar noch nicht.
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Die größten Unternehmen in Witten
22 Firmen aus Witten klassifiziert DDW als Top-Unternehmen. Die zehn umsatzstärksten Firmen seien diese:
- Ardex: Der Weltmarktführer für Spezialbaustoffe erwirtschaftet laut DDW 930 Mio. Euro Umsatz pro Jahr und beschäftigt 3900 Mitarbeiter. Das Unternehmen aus Rüdinghausen verfolgt als Gesellschaft in Familienbesitz seit 70 Jahren einen Wachstumskurs.
- Ostermann: Der Komplettanbieter für Möbel erwirtschaftet nach Angaben dieser Datenbank 300 Mio. Euro Umsatz und beschäftigt 1300 Mitarbeiter. Ostermann bezeichnet auf unsere Anfrage diese Werte als „etwas zu niedrig angesetzt“.
- Deutsche Edelstahlwerke Services: Die Deutschen Edelstahlwerke (DEW) sind einer der führenden Hersteller von Edelstahl-Langprodukten mit mehreren Produktionsorten. 22 Mio. Euro Umsatz, bei 5600 Mitarbeitern sind hier für die Services ausgewiesen.
- Paul Pleiger Maschinenfabrik: Die Pleiger Unternehmensgruppe umfasst mehrere industrielle Unternehmen. Die Wittener kennen das Werk im Hammertal. Für die Gruppe gilt laut DDW: 123,75 Mio. Euro Umsatz, bei 495 Mitarbeitern. Auf Nachfrage erklärt Pleiger: Beide Angaben sind falsch, eine Korrektur wird nicht genannt.
- Boesner Versandservice: Der Großhandel für professionelle Künstlermaterialien erwirtschaftet nach Angaben von DDW 60 Mio. Euro Umsatz, bei 600 Mitarbeitenden.
- Ruhrtaler Gesenkschmiede F.W. Wengeler: Das Herbeder Traditionsunternehmen produziert hochwertige Schmiedeprodukte für die Nutzfahrzeugindustrie, Kranbau und den Schienenverkehr. Der Umsatz liege bei 56 Mio. Euro, heißt es, die Mitarbeiterzahl bei 338.
- Friedr. Lohmann: Lohmann ist ein Hersteller von Schnellarbeits-, Werkzeug- und Spezialstählen sowie hochverschleißfesten- und hitzebeständigen Gussteilen. Den Umsatz des Familienunternehmens mit Werken in Herbede und Annen beziffert DDW auf 76 Mio. Euro Umsatz, die Zahl der Beschäftigten auf 350. Auf Nachfrage korrigiert Lohmann: Im Jahr 2022 lag der Umsatz bei 100 Mio. Euro, beschäftigt werden rund 370 Mitarbeiter. Damit liegt Lohmann in der Statistik an besserer Stelle.
- Gülich Gruppe Gebäudedienste: Die Gülich Gruppe ist einer der regionalen Marktführer im Bereich Gebäude Services. Viele Wittener kennen den Firmenkomplex in Stockum an der Hörder Straße. 13,1 Mio. Euro Umsatz, bei 909 Mitarbeitern, gibt die DDW an. Das Unternehmen selbst nennt uns gegenüber 1400 Servicekräfte und einen Umsatz von 20 Millionen Euro.
- Dr. Ausbüttel: Wittener wissen: Die Zeiten, in denen die Augenpflaster Piratoplast in Witten hergestellt wurden, sind vorbei. 2019 zog das Unternehmen von Annen nach Dortmund-Oespel. Die DDW gibt „Draco“ weiterhin als Wittener Unternehmen mit 60 Mio. Euro Umsatz und 300 Mitarbeitern an.
- J.D. Neuhaus GmbH: Den traditionsreichen Hersteller von Hebezeugen kennt in Witten fast jeder. 32 Mio. Euro Umsatz und 220 Mitarbeiter stellt die DDW für das Hevener Unternehmen fest.