Witten. Die Bundesregierung will den Besitz von Cannabis bis zu einer bestimmten Menge freigeben. In Witten treffen die Pläne auf ein geteiltes Echo.

Wird Cannabis in Deutschland bald legal? Nach den Plänen der Bundesregierung könnten zumindest bist zu 25 Gramm Eigenbedarf straffrei bleiben. Außerdem sollen drei Pflanzen pro Person erlaubt werden. In Witten stößt der Vorschlag von Gesundheitsminister Karl Lauterbach nicht nur auf Zustimmung.

Unter anderem sollen die Gerichte entlastet werden, kleine Delikte nicht mehr direkt zu Prozessen führen. Die Direktorin des Wittener Amtsgerichts, Barbara Monstadt, sieht darin zwar einen Vorteil, kritisiert die Pläne aber grundsätzlich. „Ich kann die Argumente nachvollziehen“, sagt die Richterin. „Ich halte diese vorgeschlagenen Mengen jedoch für enorm hoch. Das ist schon viel.“

Amtsrichterin aus Witten fürchtet gesundheitliche Folgen

Monstadt weiß, wovon sie spricht. Fast wöchentlich hat sie mit Prozessen rund um das Betäubungsmittelgesetz zu tun. „Mir wird Cannabis etwas zu verharmlost“, sagt die erfahrene Richterin. Immer wieder säßen Menschen auf der Anklagebank, die unter Psychosen als Folge des Cannabiskonsums leiden. Erst vor kurzem habe sie einen Abhängigen in die Psychiatrie geschickt, der aufgrund seiner Erkrankung zuvor wahllos Leute auf der Straße angegriffen hatte.

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Auch die Beschäftigen in den Kliniken würden das bestätigen. „Ich sehe es einfach immer wieder, dass Menschen sich ihr Leben durch den Konsum verbauen. Die gesundheitlichen Folgen, insbesondere Psychosen, sind enorm. Das sind keine Einzelfälle“, so Monstadt.

Barbara Monstadt, Direktorin des Wittener Amtsgerichts, hat Erfahrungen mit Drogenprozessen.
Barbara Monstadt, Direktorin des Wittener Amtsgerichts, hat Erfahrungen mit Drogenprozessen. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald (theo)

Die geplante Legalisierung könnte auch im Berufsalltag der Polizei eine Rolle spielen, insbesondere bei Kontrollen. „Wir wollen das jetzt noch nicht bewerten. Das ist erst einmal Aufgabe des nordrhein-westfälischen Innenministeriums“, sagt Polizeisprecher Frank Lemanis. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) findet in jedem Fall schon einmal klare Worte. NRW-Vorsitzender Michael Mertens spricht von „Realsatire“ und ergänzt: „Glaubt jemand ernsthaft, dass kontrolliert wird, ob jemand drei Hanf-Zimmerpflanzen hat?“

Facebook-Nutzer sind zwiegespalten

Bei einer nicht repräsentativen Umfrage auf der Facebook-Seite dieser Redaktion fällt das Fazit gemischt aus. „Absolut richtig. Es konsumieren eh schon Millionen von Bürgern diese Droge. So kann wenigstens die Reinheit des Cannabis und die medizinische Versorgung der Konsumenten sichergestellt werden“, sagt etwa Gisela Seckmann. Nutzer Olaf meint: „Aus gesundheitlichen Gründen ja. Ansonsten klares Nein.“ Eckhard Hülshoff hält den Schritt für „längst überfällig“.

Wann genau dieser vollzogen wird, steht übrigens noch nicht fest. Noch müssen Bundesrat und Bundestag über den Gesetzesvorschlag abstimmen. Die Wittener Sucht- und Drogenhilfe der Diakonie will mit einer Stellungnahme noch warten, bis klarer ist, wie die nächsten Schritte aussehen.

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