Witten. Die Diskussion ums „Oben-ohne“-Baden für Frauen ist derzeit in vollem Gange. In Witten haben die Stadtwerke als Betreiber bereits entschieden.

Für Männer ist es selbstverständlich, für Frauen nicht: „Oben ohne“ ins Schwimmbad gehen. Die Debatte ist derzeit bundesweit in vollem Gange, nachdem sich in Berlin eine Frau darüber beschwert hatte, dass sie ihre Brüste bedecken musste. Auch in Witten ist das Thema angekommen. Die Stadtwerke als Betreiber der Bäder haben bereits entschieden, dass Frauen ihre Bahnen mit freiem Oberkörper ziehen dürfen.

„Bei uns ist das Oben-ohne-Baden erlaubt“, sagt Stadtwerkesprecher Mathias Kukla. Auslöser für die Entscheidung sei aber nicht die derzeitige Diskussionen, die bundesweit durch die Städte schwappt. „Wir haben uns bereits im vergangenen Jahr dazu entschieden, dass Frauen das Bikinioberteil ablegen können.“ Hintergrund sei eine Nachfrage einer Frau im Annener Freibad gewesen. „Wir sehen das relativ entspannt.“

Regel gilt auch für Hallenbäder in Witten

Die Mitarbeiter und Schwimmmeister in den Bädern seien allesamt darauf hingewiesen worden, Frauen nicht zu ermahnen, falls sie sich oben ohne bräunen oder ins Schwimmbecken gehen. „Das Thema ist für uns nicht neu, auch wenn es jetzt natürlich an Fahrt aufnimmt, weil es in der Öffentlichkeit diskutiert wird“, sagt Kukla. Auch in den Hallenbädern würde diese Regel gelten. „Dort ist das aber eher theoretischer Natur“, so der Unternehmenssprecher.

Lesen Sie auch:

Ein Freifahrtschein für eine komplette Freikörperkultur ist das Ganze allerdings nicht. „Das Unterteil muss in unseren Bädern immer getragen werden und die Kleidung angemessen sein“, sagt Kukla. In der Wittener Haus- und Badeordnung heißt es dazu: „In den Schwimmhallen und im Freibad darf nur handelsübliche Badebekleidung, wie Badeanzug/Bikini/Badehose/Schwimmshorts/Burkini getragen werden.

Auch interessant

Das Betreten der Schwimmbecken mit abgeschnittenen Jeans, Stoffhosen, Jogginghosen oder ähnlicher, normaler Straßenkleidung ist aus hygienischen Gründen nicht erlaubt.“ Weiter heißt es: „Für Kleinkinder und Babys besteht eine Pflicht zum Tragen von Badekleidung (Badehose, Badeanzug, Schwimmwindel etc.). Das Tragen von Badeschuhen in den Schwimmbecken ist untersagt.“ Zudem entscheide das aufsichtsführende Personal im Einzelfall über die Zulässigkeit der Bekleidung.

Fall in Göttingen sorgte für Aufsehen

In den weiteren Städten des Ruhrgebiets sind die Regeln unterschiedlich. Die Wasserwelten in Bochum handhaben es etwa wie Witten und erlauben „Oben-ohne“-Baden. In Herne und Bottrop ist das Bikinioberteil weiter Pflicht, man wolle die Debatte aber verfolgen und sich mit dem Thema auseinandersetzen. Auch in Dortmund und Duisburg müssen die Brüste der Frauen bedeckt bleiben.

+++Keine Nachrichten aus Witten mehr verpassen: Hier geht’s zu unserem kostenlosen Newsletter+++

Die Bekleidungsregeln für das Freibad in Annen sind in der Haus- und Badeordnung niedergeschrieben.
Die Bekleidungsregeln für das Freibad in Annen sind in der Haus- und Badeordnung niedergeschrieben. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Neu ist die Diskussion um die Gleichstellung der Rechte von Frauen und Männern in den Schwimmbädern nicht. Bereits im vergangenen Jahr sorgte ein Fall in Göttingen dafür, dass die Debatte an Fahrt aufnahm. Auslöser war eine Person, die sich weder als Frau noch als Mann sah und oben ohne schwimmen ging. Die Stadt erlaubte das oberkörperfreie Baden für alle Menschen zunächst in einem Testversuch und weitete die Regel nach positivem Feedback dauerhaft aus.

Bei einer nicht repräsentativen Facebook-Umfrage der Redaktion scheint die Idee, das Bikinioberteil weglassen zu dürfen, gut anzukommen. „Jeder sollte doch selbst entscheiden dürfen, was er anziehen möchte, ob oben ohne, ganz verhüllt, Bikini, Badeanzug oder String. Aber wenn es Vorschriften zur Kleiderordnung gibt, sollte diese Vorschrift für alle gleich sein“, schreibt Annika Mersch. Roland Geisheimer fragt sich, „mit welcher halbwegs nachvollziehbaren Begründung dies verboten wird?“. Aber diese Frage ist zumindest in Witten ja gar kein Thema mehr.

+++Folgen Sie jetzt auch dem Instagram-Account der WAZ Witten+++