Witten. Seit 100 Tagen sitzt Mark Kohlberger am Ruder der Wabe in Witten. Der Verein soll wieder in ruhiges Fahrwasser gelangen. Seine Pläne.
Seit knapp 100 Tagen ist Mark Kohlberger neuer Geschäftsführer der Wittener Gesellschaft für Arbeit und Beschäftigungsförderung (Wabe). Am 1. November hat er das Amt übernommen. Nachdem der Verein durch das überraschende Ausscheiden seiner Vorgängerin, Corona und das Hochwasser im Sommer 2021 in Turbulenzen geraten war, will der 50-Jährige die Wabe nun wieder in ruhiges Fahrwasser lenken.
„Wir müssen die Wabe neu erfinden“, sagt der Familienvater. Vor allem bei den Beschäftigungsmodellen müsse sich was ändern. Bislang setzte die Wabe den Fokus auf die berufliche Qualifizierung von Langzeitarbeitslosen. „Das machen wir zwar auch weiterhin. Allein mit diesem Modell schaffen wir es in der Zukunft aber nicht“, so Kohlberger. Derzeit seien gerade einmal 15 Langzeitarbeitslose beschäftigt, zu Topzeiten seien es über 100 gewesen. Insgesamt arbeiten 75 Personen bei dem Verein. „Es ist nicht so einfach, derzeit Menschen für die Arbeit zu gewinnen.“
Wabe Witten will Menschen ausbilden
Deshalb plane er, etwa Ausbildungen anzubieten. Zudem gibt es bereits Jobs für Werkstudenten und neue Stellen sind bereits bei Facebook ausgeschrieben. Auch über die Saisonarbeitszeit müsse man nachdenken. „Wir wollen, dass die Leute möglichst das ganze Jahr bei uns arbeiten.“ Das Problem: Die Wabe betreibt unter anderem die Gastronomie des Schleusenwärterhauses und die Ruhrtalfähre. Diese Angebote bestehen aber nur im Frühjahr und Sommer. „Die Beschäftigten könnten dann im Winter zum Beispiel bei unserer Möbelbörse eingesetzt werden“, so der Wabe-Chef.
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Die ersten 100 Tage hat er erst einmal genutzt, um Strukturen zu verändern. „Ich will hier frischen Wind reinbringen“, sagt Kohlberger. So hat er etwa die Verwaltung verschlankt. „Vorher haben sich fünf Menschen um die Aufgaben gekümmert, jetzt sind es nur noch drei.“ Dadurch sollen auch Kosten verringert werden. „Wir müssen wieder eine schwarze Null schreiben.“ Noch immer leide die Wabe unter den Folgen der Pandemie, aber auch der Jahrhundertflut, die das Schleusenwärterhaus stark beschädigte.
Zwar bekommt der Verein seine Beschäftigungsmaßnahmen aus unterschiedlichen Töpfen wie dem europäischen Sozialfonds gefördert. Längst ist man aber ein mittelständiges Unternehmen mit Millionenetat geworden. Der eigentliche Betrieb finanziert sich von selbst, etwa aus den Gastronomieeinnahmen oder der Radstation.
Neuer Chef will mit Unternehmen kooperieren
„Wir brauchen weitere Einnahmequellen“, sagt der neue Chef. Hier hat Kohlberger in den ersten Monaten viele Gespräche mit der Stadt und Unternehmen wie der AHE, den Stadtwerken oder Ostermann geführt. Seine ersten Erfahrungen sind positiv. „Wir werden bald einige Aktionen bekannt geben.“ Welche genau das sind, will er noch nicht sagen.
Klar ist aber schon, dass es am Schleusenwärterhaus wieder mehr Events geben soll, etwa monatliche kleine Konzerte oder ein „Kino am Fluss“. Zudem wolle er die Speisekarte optimieren. „Wir wollen Gerichte haben, die immer auf der Karte sind und für die Gastronomie stehen.“ Das könnte etwa eine Currywurst oder ein deftiges Schnitzel sein.
Vorgängerin war nur ein Jahr im Amt
Der begeisterte Radfahrer, der gerne über den Rheinischen Esel fährt und auch mit dem Drahtesel aus seinem Wohnort Wetter zur Arbeit anreist, hatte also schon viel zu tun. Den Schritt, den Job angenommen zu haben, bereut er nicht. 22 Jahre war er zuvor beim Christlichen Jugenddorfwerk Deutschlands tätig. Dort habe er vor allem viele Verwaltungsaufgaben erledigt. Kohlberger: „Mir geht es jetzt darum, dass ich etwas gestalten kann.“
Der gebürtige Siegener hat einen Fünf-Jahres-Vertrag unterschrieben. So wie seine Vorgängerin Melanie Purps, die den Posten im Dezember 2021 nach nur einem Jahr wieder räumen musste. Genaue Gründe dafür gelangten nie an die Öffentlichkeit. Das Vertrauensverhältnis sei so geschädigt gewesen, dass eine Zusammenarbeit nicht mehr möglich war, hieß es damals. Kohlberger will zwar nicht mehr in den Rückspiegel schauen, sagt aber, dass er sich mit den Vorgängen rund um den Rückzug intensiv beschäftigt hätte. Nun aber sitzt er am Ruder. „Nach 100 Tagen kann ich sagen, dass es die richtige Entscheidung war.“