Witten. 3570 Unfälle hat es im Vorjahr in Witten gegeben – deutlich mehr als in der Corona-Zeit mit noch hohen Auflagen. Was dabei vermehrt im Spiel war.

Das Ende der Pandemie-Beschränkungen hat sich auf Wittens Straßen im vergangenen Jahr bemerkbar gemacht. 3570-mal hat es 2022 gekracht – das sind 319 Unfälle mehr als noch 2021.

330 Männer, Frauen und Kinder wurden dabei verletzt. „Diese Entwicklung stimmt nachdenklich, ist aber nicht ernüchternd“, sagt dazu Frank Nows, Leiter der Direktion „Verkehr“ im Polizeipräsidium Bochum, bei der Vorstellung der Verkehrsunfallstatistik 2022.

Doch die guten Nachrichten zuerst: In Bereich des Präsidiums, also in Witten, Bochum und Herne, sind Verkehrsteilnehmer weiterhin so sicher unterwegs wie kaum an einem anderen Ort in NRW. Die drei Städte belegen zusammen Platz vier von 46 in der Verunglückten-Statistik. Nachdem 2021 zwei Menschen ihr Leben im Straßenverkehr in Witten verloren hatten, gab es im vergangenen Jahr keine Unfälle mit tödlichem Ausgang.

Deutlicher Anstieg der Unfälle in Witten nach dem Ende der Corona-Beschränkungen

Die Gesamtzahl der Unfälle ist zwar im Vergleich zu den beiden Pandemiejahren deutlich gestiegen. Sie liegt aber auch in Witten leicht unter dem Niveau der Vor-Corona-Jahre. So hatte es in der Ruhrstadt 2019 noch rund 3800 Unfälle gegeben, also etwa 240 mehr als 2022. Doch andere Entwicklungen bereiten der Polizei Sorgen: „E-Scooter sind ein Riesenproblem“, sagt Nows.

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Zwar hat es in Witten laut Statistik nur acht Unfälle mit Beteiligung eines Scooters gegeben. Die Dunkelziffer liegt aber deutlich höher. „Wir gehen davon aus, dass etwa drei Viertel der Unfälle nicht gemeldet werden“, so der Polizeidirektor. Gerade unter jungen Menschen würden die Roller gerne für den Weg von der Party nach Hause genutzt – und damit oft unter Einfluss von Alkohol und anderen Rauschmitteln.

Immer mehr ältere Verkehrsteilnehmer

Sorge bereitet auch die Generation 65+. Zum einen ist die Zahl der verunglückten Seniorinnen und Senioren von 36 auf 48 gestiegen. Zum anderen verursachen sie immer mehr Unfälle. 2021 waren die älteren Verkehrsteilnehmer noch für rund 19 Prozent der Unfälle verantwortlich, bei denen Menschen zu Schaden kamen. 2022 waren es schon 22 Prozent. Da der Anteil der Älteren in den kommenden Jahren noch steigen wird, habe man auf diese Zielgruppe ein besonderes Augenmerk, so Nows – etwa durch spezielle Präventionsarbeit.

In Witten sind 2022 deutlich mehr Fahrrad- und E-Bike-Nutzer als in den Vorjahren verunglückt, insgesamt 90 Personen. Ein Jahr zuvor waren es noch 57. Zurückzuführen sei das etwa auf die steigende Anzahl an Rädern im Straßenbild. Und auf die Nutzung von E-Bikes durch die älteren Generationen. Auch Mopeds und Motorräder waren deutlich häufiger an Unfällen beteiligt, nämlich 45-mal (2021: 18).

Deutlich mehr Unfälle unter Einfluss von Alkohol und Drogen

Sprunghaft in die Höhe geschossen sind Unfälle unter dem Einfluss von Alkohol und Drogen. 54 Alkoholunfälle zählt die Statistik für 2022 in Witten. Ein Jahr zuvor waren es nur 24. Selbst vor der Pandemie waren es nur 32. Gleiches gilt für andere Rauschmittel: Sie spielten bei 18 Unfällen eine Rolle, 2021 waren es nur drei, 2019 sieben. „Das Problem ist alt“, sagt dazu Frank Nows. Auch ein Mehr an Kontrollen habe zu den gestiegenen Zahlen geführt.

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Mehrere Unfälle an der Ecke Crengeldanz- und Sprockhöveler Straße

Besonders im Blick hat die Polizei derzeit einen neuen Unfallschwerpunkt. An der Ecke Crengeldanz- und Sprockhöveler Straße hat es 2022 insgesamt fünfmal gekracht, immer nach demselben Muster: Von der Stadt aus kommend, wollten die Fahrerinnen und Fahrer hinter der Tankstelle nach links in die Sprockhöveler Straße einbiegen. Dabei stießen sie mit dem entgegenkommenden Verkehr zusammen. „Die Lage dort ist etwas unübersichtlich, auch durch die Straßenbahn“, sagt Hauptkommissarin Heidi Otte.

Problematisch ist etwa, dass die Fahrzeuge, die stadteinwärts unterwegs sind, oft erst im letzten Moment von der Abbiegespur auf die Geradeaus-Spur wechseln – und damit erst spät oder zu spät von den entgegenkommenden Linksabbiegern gesehen werden. Abhilfe schaffen soll nun etwa eine zeitversetzte Grünphase für die Linksabbieger.

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