Witten. Die Gewerkschaft Verdi fordert 10,5 Prozent mehr Lohn für den öffentlichen Dienst. Die Stadt Witten hat große Sorge um ihren Haushalt.

Es ist die wohl höchste Forderung der Gewerkschaft Verdi seit ihrer Gründung 2001: Beschäftigte im öffentlichen Dienst sollen 10,5 Prozent mehr Lohn oder mindestens 500 Euro zusätzlich pro Monat bekommen. Das treibt Kämmerer Matthias Kleinschmidt Sorgenfalten auf die Stirn: „Das würde unseren Haushalt mit rund drei Millionen Euro enorm belasten. Wir haben doch so eben einen ausgeglichenen Etat geschafft.“

Verdi-Vorstoß übersteigt alle bisherigen Finanzplanungen

Dabei hat die Stadt durchaus vorgebeugt. Schon im vergangenen Jahr war abzusehen, so der Kämmerer, dass sich Verdi für ein deutliches Plus stark machen werde. Deshalb sei im Etat auch bereits ein Anstieg von 4,5 Prozent berücksichtigt. Die nun aufgestellte Forderung übersteige ganz erheblich die bisherigen Finanzplanungen.

Gewerkschaftssekretärin Ina Hecht: Die Verdi-Mitglieder stehen hinter der Forderung nach deutlich höherem Entgelt.
Gewerkschaftssekretärin Ina Hecht: Die Verdi-Mitglieder stehen hinter der Forderung nach deutlich höherem Entgelt. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Jeder einzelne Prozentpunkt, führt Matthias Kleinschmidt weiter aus, kostet Witten 500.000 Euro. Sollten sich die Tarifparteien beispielsweise auf 6,5 Prozent einigen, müsste die Stadt eine Million Euro zusätzlich aufbringen. Angesichts der knappen Haushaltslage bringe eine solche die Summe die Stadt mächtig in Bedrängnis.

Viel stärker schlage allerdings zu Buche, wenn sich die Gewerkschaft mit ihrer Forderung nach zusätzlichen 500 Euro durchsetzen sollte. „Dann liegen wir nicht mehr bei 10,5 Prozent, sondern bei 15 Prozent“, sagt der Kämmerer. Das könne eine Stadt wie Witten kaum noch schultern. Kleinschmidt schlägt eine Alternative vor: Die Beschäftigten könnten eine abschlagsfreie Einmalzahlung erhalten. Für die Städte hätte das den Vorteil, dass sie beispielsweise nicht für Sozialversicherungen aufkommen müssten.

Verdi-Vertreterin: Steigende Inflation ausgleichen

Verhandlungen für Beamte zu Jahresende

Zu den 1000 Tarifangestellten der Stadt gehören ebenso Mitarbeiter der Verwaltung wie auch Erzieherinnen und Erzieher der städtischen Kitas.

Die Gehaltsverhandlungen für die rund 370 Beamten in der Wittener Verwaltung stehen zu Ende des Jahres an. Die Ergebnisse für den öffentlichen Dienst haben in aller Regel starken Einfluss auf die künftigen Gehälter.

Neben den rund 1000 Tarifangestellten der Stadtverwaltung dürften auch die rund 300 Mitarbeiter der Stadtwerke und Sparkasse den Verhandlungen verfolgen. Angesichts der Tarifbindung wirken sich die Ergebnisse direkt auf ihre Bezahlung aus.

Während das Geldinstitut die laufenden Tarifgespräche nicht kommentieren möchte, erklärte Stadtwerke-Sprecher Mathias Kukla, dass der Versorger in seinem Personaletat bereits eine „einstellige Anhebung“ berücksichtigt habe. Nun müsse man abwarten, welches Resultat am Ende erzielt werde.

Ob schon in absehbarer Zeit mit Warnstreiks zu rechnen sei, lässt die für den EN-Kreis zuständige Gewerkschaftssekretärin Ina Hecht offen. Die nächste Verhandlungsrunde stehe Ende Februar an, erklärt sie. Die Verdi-Vertreterin unterstreicht, dass „die Lohnforderung mehr als berechtigt ist“. Allein um die steigende Inflation auszugleichen, bräuchten die Mitarbeiter ein kräftiges Lohnplus.

Im vergangenen Jahr hat Verdi eine bundesweite Umfrage organisiert. „Daran beteiligten sich rund 50 Prozent und erklärten zugleich, dass sie hinter der jetzigen Lohnforderung stehen“, so die Gewerkschaftssekretärin. Sie gibt zu bedenken, dass auch der öffentliche Dienst unter Arbeitskräftemangel leide. Das führe zu einer Mehrbelastung der Beschäftigten. Um Mitarbeiter zu gewinnen, sei auch eine angemessene Bezahlung erforderlich.