Witten. Die Sanierung des Rathauses in Witten wird noch teurer. Von vier Millionen zusätzlich war schon die Rede, nun kommen weitere 7,1 Millionen dazu.

Die Sanierung des Rathauses wird noch einmal teurer als geplant. Die Stadt geht von satten 7,1 Millionen Euro an zusätzlichen Kosten aus. Zugleich verlängert sich die Bauzeit um eineinhalb Jahre.

Erst im Januar hatte Stadtbaurat Stefan Rommelfanger dem Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Klima erklärt, dass die Ausgaben um vier auf 39,38 Millionen Euro steigen werden. Erforderliche finanzielle Rückstellungen und die explodierenden Preise auf dem Baumarkt nannte er seinerzeit als Gründe. Jetzt schlagen, wie er dem Ausschuss in der jüngsten Sitzung erläuterte, unerwartet hohe Kosten zu Buche, weil viele Betondecken marode sind. Allein dafür ist mit Kosten von 1,7 Millionen Euro zu rechnen. Aber nicht nur das. Eingehende Untersuchungen der Decken haben die Bauarbeiten in Verzug gebracht. Dadurch sind so gut wie alle Verträge mit Handwerksfirmen hinfällig.

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Stadt Witten muss mit den meisten Firmen neu verhandeln

Da aber nun weiterhin die Preise für Baumaterialien rasant nach oben schnellen, Firmen angesichts hoher Energiepreise finanziell unter Druck stehen, würden die Unternehmen höhere Ausgaben veranschlagen, meinte der Stadtbaurat. Daher lassen sich nach seinen Aussagen die bisherigen Kalkulationen nicht mehr halten. Voraussichtlich kostet die Instandsetzung nun 46,49 Millionen Euro. Obendrein sei auch noch gar nicht geklärt, ob alle Betriebe auch wirklich bei der Stange bleiben oder die Stadt nach anderen Firmen Ausschau halten müsse. Dabei hatte es, so Rommelfanger, zu Beginn des Bauprojektes so gut ausgesehen, die Aufträge waren in kurzer Zeit zu 90 Prozent vergeben.

Während der Nordflügel eingerüstet ist, steht der Südflügel wieder zur Verfügung. Dort haben unter anderem der Bürgerservice, das Standesamt und das Referat des Bürgermeisters ihren Sitz. Um alle Bediensteten unterzubringen, hat die Verwaltung mehrere Räume und Gebäude im Stadtgebiet angemietet.
Während der Nordflügel eingerüstet ist, steht der Südflügel wieder zur Verfügung. Dort haben unter anderem der Bürgerservice, das Standesamt und das Referat des Bürgermeisters ihren Sitz. Um alle Bediensteten unterzubringen, hat die Verwaltung mehrere Räume und Gebäude im Stadtgebiet angemietet. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Energiekosten belasten bereits die Stadtkasse erheblich

Von 7,1 Millionen Euro sind rund zwei Millionen ein finanzieller Puffer, wie Stadtbaurat Rommelfanger erklärt. Je nachdem wie die Verhandlungen mit den Firmen laufen, müsse die Stadt das Geld nicht in Anspruch nehmen.

Die Kostensteigerung beim Rathaus kommt für die Verwaltung zur Unzeit. Sie kämpft wie jeder private Haushalt mit den hohen Energiepreisen.

In einer ersten Berechnung war Kämmerer Matthias Kleinschmidt von 2,5 bis drei Millionen Euro an Zusatzbelastung ausgegangen, Sparmaßnahmen wie kalte Duschen in den Sporthallen schon eingerechnet.

Doch der Kämmerer hat bereits neue Zahlen angekündigt, in den die Folgen von Gasumlage und Mehrwertsteuer einfließen.

Dass die Betondecken sanierungsbedürftig waren, das stand offensichtlich schon länger fest. Doch die böse Überraschung kam erst, als sie komplett freigelegt waren. Da zeigte sich das wahre Ausmaß. Im Nordflügel gibt es vier Zwischendecken, bei den unteren drei ist jeweils zur Hälfte der vorhandene Beton vollkommen hin oder viel zu dünn. Neuer Beton muss für rund 2000 Quadratmeter her. Das verschlingt große Geldsummen und nimmt, wie Rommelfanger darlegte, auch enorm Zeit in Anspruch.

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Stadtbaurat sieht für Regressforderungen wenig Chancen

In der Sitzung des Ausschusses kam prompt die Frage auf, ob es nicht viel billiger sei, den Gebäudeteil abzureißen und neu zu bauen. Abgesehen davon, inwieweit das zum jetzigen Zeitpunkt finanziell wirklich noch günstiger wäre, nannte Rommelfanger das entscheidende Gegenargument: Der Nordflügel steht unter Denkmalschutz und die Chance auf eine Abrissgenehmigung tendiere gegen null.

Geringe Aussichten auf Erfolg räumt Rommelfanger auch dem Versuch ein, die Planer der Rathaus-Sanierung in Regress zu nehmen. Michael Hasenkamp von der Fraktion Stadtklima brachte in der Sitzung die Idee auf. Den Zustand des Betons hätten Fachleute doch schon viel früher erkennen können, meinte er. Das sieht Rommelfanger aber anders. Es seien durchaus in den vergangenen Jahren umfangreiche Untersuchungen erfolgt, doch erst im Zuge der Entkernung war es laut seiner Aussage möglich, den Beton unter die Lupe zu nehmen. Gleichwohl werde die Stadt das gesamte Prozedere juristisch prüfen.

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Auf finanzielle Hilfe hofft der Stadtbaurat aus Düsseldorf. Das Land wolle sich bislang mit 20 Millionen an der Sanierung beteiligen. Rommelfanger beabsichtigt nun, einen weiteren Antrag auf Unterstützung zu stellen. Nach den rechtlichen Vorgaben bieten bis zu 60 Prozent der zusätzlichen Ausgaben eine Chance der Übernahme durch das Land.