Witten. Damit Wittens Kreisverkehre hübscher aussehen, sollen private Gartenbauunternehmen sie pflegen. Ein guter Plan, der bislang erst einmal aufging.
Hübsch gestaltete und bepflanzte Kreisverkehre gehören vielerorts zum Stadtbild. Sie sind quasi Visitenkarte für Durchfahrende. Auch in Witten wächst die Zahl der Kreisel – aber von hübsch kann oft keine Rede sein.
Sicherlich hat man schon Ansehnlicheres umrundet als die platten und lediglich gepflasterten Kreisel am Ruhrdeich/Herbeder Straße oder an der Sprockhöveler Straße. Es gibt in Witten asphaltierte Kreisel oder mit anspruchslosen, aber wenig attraktiven Beeten bepflanzte. Es gibt aber auch ansprechende Kreisel-Kunst.
Die Herbeder haben auf ihrem Rathauskreisel seit Oktober 2014 die Skulptur „Wegweisend“ von Angelika Pietsch stehen. Den „Stelzenheinrich/Schneebesen“, der von 1968 bis 2000 auf dem Rathausplatz stand, hat die Wohnungsbaugenossenschaft Witten-Mitte 2015 vom Steinhügel auf den Saalbaukreisel versetzen lassen. Und die Rüdinghauser enthüllten 2015 an der Kreisstraße die Stahlplastik „Verantwortung Zukunft“ von Reng Rong.
Wittener Gartenbauunternehmen pflegt Wittens schönsten Kreisel
Tatsächlich ist dieser Kreisel Wittens schönster. Die Autos fahren um Rosen und Rollrasen herum, in der Mitte thront das Stahlkunstwerk. Der Rüdinghauser Kreisel ist bislang der einzige, bei dem ein „Anlage- und Pflege-Sponsoring“ umgesetzt werden konnte. Das Gartenbauunternehmen HGS von Norbert Slabon kümmert sich um den Kreisel „im Rahmen einer Vereinbarung, also nicht gegen Bezahlung“, so Stadtsprecher Jörg Schäfer. Alle anderen bepflanzten, städtischen Kreisverkehre würden durch eine externe Firma gepflegt. Die fünf bis sechs Einsätze pro Jahr für Schnitt und Reinigung werden öffentlich ausgeschrieben.
Norbert Slabon hatte damals eingewilligt, „weil ich in Rüdinghausen wohne und das Kunstwerk auf Rasen doch viel besser zur Geltung kommt“. Alle drei Wochen mäht er im Sommer die Kreisinsel. Bis heute fehlt dort übrigens ein Schild, das auf seinen Betrieb hinweist. Dem heimatverbundenen Gärtner selbst ist es egal, dass er rein ehrenamtlich den Kreisel pflegt. Aber öfter mal ein Dankeschön für seine Arbeit zu hören, hätte er sich schon gewünscht – vielleicht würden sich dann auch mehr Kreiselpaten finden.
Denn das Beispiel Rüdinghausen hätte längst Schule machen sollen. Die Stadt gibt die Anlage und Pflege des Grüns an private Garten- und Landschaftsbauer ab. Die Firmen könnten dort mit einer ansprechenden Optik und einem kleinen Schild für sich werben. Die Stadt hätte im Gegenzug Kosten gespart – Gewinner auf beiden Seiten.
Wittens hässlichster Kreisel darf überrollt werden
Kreisel-Boom in Europa
Die ersten europäischen Kreisverkehrsplätze wurden ab 1907 in Frankreich angelegt. Die Idee dazu stammte allerdings aus den USA. Mit dem Columbus Circle am Central Park war bereits 1904 der weltweit erste Roundabout entstanden. Seit Mitte der 1980er-Jahre gibt es in Europa einen Kreisel-Boom. Gegenüber einer Kreuzung hat das System etliche Vorteile: Weniger Flächenbedarf, hohe Leistungsfähigkeit bei gleichzeitig großer Sicherheit. Die Geschwindigkeiten sind geringer und es gibt weniger Konfliktpunkte. Und: Im Gegensatz zur asphaltierten Kreuzung sieht ein Kreisel einfach schöner aus.Die Kreisinsel ist dabei unterschiedlich gestaltet, wobei es Auflagen gibt. Wiesenhügel, anspruchsvolle Bepflanzungen oder atemberaubenden Skulpturen wurden auf deutschen Verkehrskreiseln schon gesehen.
Die CDU hatte sich schon 2014 für solche Partnerschaften in Witten stark gemacht. Für den Kreisel an der Rautertstraße in Herbede gab es sogar einen Entwurf mit Spalierbäumen und Sponsoren. Doch bislang hat sich kein weiterer Kreisel-Pate gefunden. Nun beantragt die Fraktion erneut für die nächste Sitzung des Verkehrsausschusses (30.1.), dass die Stadtverwaltung prüfe, welche Wittener Kreisverkehre sich in privater Partnerschaft bepflanzen lassen.
Ratsherr Christian Held, einer der Unterzeichner des Antrags, ärgert sich immer, wenn er den kahlen Herbeder Kreisverkehr vor seiner Haustür sieht und ihn mit dem prachtvoll bepflanzten Rondell an der Königsallee bei Bochum-Stiepel vergleicht. „Angesichts der klammen Haushaltslage Wittens ist das ein einfaches Mittel, optisch etwas zu machen“, erklärt er.
Wittens hässlichster Kreisverkehr ist übrigens in Landes- und nicht in städtischer Hand. Auf dem gepflasterten Rondell Ruhrdeich/Herbeder Straße sprießt im Sommer gern das Unkraut oder sammelt sich mitunter Müll. Alle zwei Jahre werde der einzige landeseigene Kreisel in Witten turnusmäßig gepflegt, so Straßen NRW-Sprecher Andreas Berg. Viel machen ließe sich da nicht. Da immer wieder Schwertransporte des Edelstahlwerks über den Kreisel rollen müssen, könne er nicht gestaltet werden.