Witten. . Ren Rongs Stahlskulptur krönt den neuen Kreisel in Rüdinghausen. Es ist die größte, in Deutschland öffentlich ausgestellte Arbeit des Künstlers.

Ganz aufgeregt läuft Ren Rong auf der Insel im neuen Kreisel an der Friedrich-Ebert-Straße in Rüdinghausen herum, macht selbst ein ums andere Handyfoto von seiner Stahlskulptur und lässt sich auch begeistert mit Wittener Prominenz ablichten. Zwar ist der Chinese längst ein international bekannter Künstler, doch ein Werk von ihm in dieser Größe, das sei in Deutschland einmalig, sagt er. Vier Meter hoch ist es und dennoch filigran in seiner Wirkung.

„Verantwortung – Zukunft“, so nennt Ren Rong seine Skulptur. Zwei Hände mit Augen tragen eine Gruppe „Planzenmenschen“, die sich wie ein Leitmotiv durch die Arbeiten des 1960 geborenen Künstlers ziehen. Mensch und Natur in Harmonie miteinander, der Einzelne als Teil des Ganzen, das ist sein Thema. Die Figuren der Skulptur schweben geradezu in ihrer eigenen Sphäre – gemeinsam und einander haltend.

„Diese Skulptur ist mein Kind. Und eure Kinder und Kindeskinder können sie noch in hundert Jahren betrachten“, erklärt Rong bei der Einweihung am Samstagvormittag. Dass der neue Kreisverkehr, dessen Planung Jahre dauerte, nun eine Brücke nach China schlägt, ist der Bildungs- und Kulturinitiative um Prof. Dr. Detlef H. Mache zu verdanken, der selbst in Rüdinghausen wohnt und seit zehn Jahren in Kontakt zu Ren Rong steht.

Bepflanzung rundet das Bild bald ab

Die Idee, die Verkehrsinsel mit Kunst zu bestücken, sei vor etwa einem halben Jahr entstanden. Mache konnte viele Förderer für die praktische Umsetzung des Kunstwerks gewinnen, das – wie er betont – „die Stadt nicht einen Cent gekostet hat“. Ein Betrieb aus Fröndenberg fertigte die Platte aus Corten-Stahl und brachte sie mittels eines Plasma-Laserstrahls in Form. „Da sind wir mit der Technik fast an unsere Grenzen gekommen“, sagt Uwe Kloppert, Geschäftsführer des Stahl-Unternehmens. Die einzelnen Elemente setzte dann die Wittener Firma Flörecke zusammen. Das örtliche Bauunternehmen Stracke lieferte den Betonsockel und kümmerte sich um die Statik.

So wurde aus einer Bleistiftzeichnung schließlich ein über zwei Tonnen schweres Kunstwerk, das Fußgänger und Autofahrer rund um die Uhr bestaunen können. Über die Jahre soll es noch schöner werden: „Das sieht besser aus, wenn es richtig rostig ist. Dann leuchtet es schön“, erklärt Ren Rong.

Die Insel allerdings, auf der die Skulptur steht, die wird von alleine nicht hübscher und könnte durchaus eine Schönheitskur gebrauchen. Denn bisher wächst dort vor allem Unkraut. So sieht das auch Norbert Slabon: „Kunst ist nichts wert, wenn es drumherum nicht gepflegt aussieht.“ Der Rüdinghauser Gärtner wird sich deshalb um die Bepflanzung und Pflege des großen Rundbeets kümmern – ebenfalls kostenneutral.

Eine 59-jährige Rüdinghauserin, die gerade von der Kreisstraße kommt und direkt auf die Stahlskulptur zuläuft, hält überrascht inne. Sie gehe nur einmal die Woche hier entlang, zum Einkaufen im Supermarkt. Das Kunstwerk, das sich bereits seit ein paar Tagen an seinem Platz befindet, habe sie deshalb noch nicht gesehen. „Aber“, sagt sie nach kurzer Betrachtung, „ich finde es schön“.