Witten. In Witten ist das erste Familiengrundschulzentrum eingeweiht worden. Im Schulalltag soll nicht mehr nur das bloße Lernen im Vordergrund stehen.

Gemeinsam Schule erleben und gestalten. Unter diesem Motto geht die Crengeldanzschule in die kommenden Jahre. Seit Freitag gibt es an der Crengeldanzstraße das erste Familiengrundschulzentrum Wittens. Das heißt: Schüler, Eltern und Lehrkräfte kümmern sich gemeinsam darum, das Beste aus dem Lernort zu machen.

So kann ein Freitagmorgen doch beginnen. Statt die Schulbank zu drücken, ist für die Klassen 2a und 2b Singen auf dem Schulhof angesagt. In weißen Shirts geben sie das Lied der Crengeldanzschule zum Besten. „In der Pause Fußball, Fangen, Trampolin“, heißt es da. Klar, das ist ja auch viel interessanter als Sprache zu lernen oder Mathe zu pauken.

Prominente Gesichter kommen zur Einweihung in Witten

Unter die Zuhörer haben sich auch einige prominente Gesichter gemischt. Neben Bürgermeister Lars König sind Jugendamtsleiterin Corinna Lenhardt und Sozialdezernent Frank Schweppe gekommen. Auch Wittens Bundestagsabgeordneter Axel Echeverria ist aus Berlin angereist. Es ist ja auch ein besonderer Tag. Natürlich dürfen auch die unzähligen Eltern nicht fehlen. Denn mit ihnen steht und fällt das Projekt.

Unter Anleitung von Verena Köhler weihten die Schülerinnen und Schüler das Familienzentrum mit Liedern ein.
Unter Anleitung von Verena Köhler weihten die Schülerinnen und Schüler das Familienzentrum mit Liedern ein. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

„Es sind Ihre Kinder und wir brauchen Sie für das Familienzentrum. Es kommt nicht auf das Gebäude an, in dem das Zentrum ist oder auf materielle Dinge, sondern auf Sie“, sagt Bürgermeister Lars König. „Es wird nur ein Erfolg, wenn Eltern, Kinder und die Lehrkräfte sagen, dass sie die Zukunft gemeinsam gestalten wollen.“

Aber was genau ändert sich denn jetzt eigentlich an der Crengeldanzschule? „Wir wollen nicht nur ein Ort der Bildung, sondern auch der Begegnung und Beratung sein“, sagt Schulleiterin Julia Pauls. Bereits vor Corona habe man das Ganze vorbereitet. So gibt es etwa täglich von acht bis neun Uhr ein Elterncafé. „Kommen Sie vorbei, trinken Sie einen Kaffee und tauschen Sie sich aus“, so die Rektorin. Was in der Zukunft noch alles kommt, werde sich in den kommenden Wochen und Monaten zeigen.

Bald soll es ein Crengeldanz-Kochbuch geben

Geplant ist auf jeden Fall ein interkultureller Kochkurs und passend dazu ein Crengeldanz-Kochbuch. An einer Schule, an der Kinder aus 20 Nationen lernen, sei diese Art der Integration besonders wichtig, sagt Bürgermeister König. Auch gemeinsame Nähkurse werden angeboten. Zudem soll bald eine Hauswand gemeinsam mit Graffiti gestaltet werden.

Das Wimmelbild oben rechts zeigt es jetzt ganz deutlich: Hier ist ein Familiengrundschulzentrum.
Das Wimmelbild oben rechts zeigt es jetzt ganz deutlich: Hier ist ein Familiengrundschulzentrum. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Natürlich ist das alles auch mit Kosten verbunden. Laut Corinna Lenhardt werden an der Crengeldanzschule rund 72.000 Euro mithilfe von Fördermitteln des Landes investiert. „Ich freue mich, dass die Schule hier bei dem Projekt so voran geprescht ist“, sagt die Jugendamtsleiterin. Dass der Lernort jetzt ein Familienzentrum ist, sieht man auch direkt an dem großen Wimmelbild an der Gebäudewand am Eingang. Dieses wurde am Freitag unter großem Getöse der Kinder enthüllt. Entworfen hat es ein Kreativbüro aus Düsseldorf.

Kreativität sind keine Grenzen gesetzt

Weitere Familienzentren kommen

Neben der Crengeldanz- entwickeln derzeit auch die Bredde- und die Gerichtsschule Familiengrundschulzentren. Die Standorte werden über das NRW-Förderprogramm „kinderstark – NRW schafft Chancen“ gefördert.

Die Stadt hat den Zuschlag für Fördermittel für die Jahre 2021 und 2022 erhalten, um die Familiengrundschulzentren gemeinsam mit allen Beteiligten zu entwickeln und dauerhaft in Witten zu etablieren. Ausgesucht werden die Standorte laut Stadt nach dem Sozialindex, also danach, wo der Bedarf am größten ist.

In Nordrhein-Westfalen haben sich bereits mehr als 50 Kommunen auf den Weg gemacht und über 130 Grundschulen zu Familiengrundschulzentren entwickelt.

Bei den Kitas gibt es diese Zentren bereits schon länger. In Witten zählen dazu zum Beispiel die Awo-Kita an der Schellingstraße, der Waldorfkindergarten, die Kita der Erlenschule und die Kita Vormholz.

Zu sehen sind dort etwa ein Eiswagen, eine Werkstatt, Musikinstrumente, Tiere oder Theaterbühnen. „Sie sehen, dass wir hier wirklich viel vorhaben“, so Schulleiterin Pauls. Auch eine eigene Dönerbude wurde bereits vorgeschlagen. Natürlich ist nicht alles umsetzbar, doch der Kreativität sind erst einmal keine Grenzen gesetzt. „Wir freuen uns über jede Idee und nehmen gerne alles auf.“

Rektorin Julia Pauls (l.) freut sich über alle Ideen der Kinder und Eltern. Auch Bürgermeister Lars König (r.) war zu Gast. Neben ihm Sozialdezernent Frank Schweppe und Jugendamtsleiterin Corinna Lenhardt.
Rektorin Julia Pauls (l.) freut sich über alle Ideen der Kinder und Eltern. Auch Bürgermeister Lars König (r.) war zu Gast. Neben ihm Sozialdezernent Frank Schweppe und Jugendamtsleiterin Corinna Lenhardt. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Am Ende des offiziellen Teils singen die Kinder ein weiteres Lied. „Viva, Viva Crengeldanz!“ heißt der Song und passt wie die Faust aufs Auge. Die Schule und der gesamte Stadtteil sollen durch das Projekt noch mehr zum Leben erweckt werden. Zu guter Letzt gibt es am Freitag für die Schülerinnen und Schüler noch einige Spiele auf dem Schulhof. Bei einem können die Lehrerinnen und Lehrer abgeworfen werden. Im Spiel gehört auch dieser Spaß dazu. In der Realität wird der Weg in die Zukunft aber nun gemeinsam angegangen.