Witten. Der kleine Laden an der unteren Bahnhofstraße in Witten ist ein Traum aus 1001 Nacht. Dafür sorgen nicht nur die arabischen Süßigkeiten.

Golden glänzen die Buchstaben draußen über der Tür des Ladens: „Al Midan“ steht dort. Und Naschkatzen wissen inzwischen: Hier gibt’s köstliche arabische Süßigkeiten. Vor ein paar Wochen hat das kleine Geschäft in Witten eröffnet. Damit ist die untere Bahnhofstraße um einen internationalen Anbieter reicher.

Nur wenige Meter breit ist die Front der Konditorei, die sich zwischen Lebensmittelmarkt und dem Syrischen Haus befindet. Wer das Ladenlokal betritt, der wähnt sich beinahe in einem Märchen aus 1001 Nacht. Denn auch innen glitzert und funkelt es an den Wänden und auf dem Boden. Von der Decke hängt ein Kristallleuchter. Die Ware stapelt sich auf goldenen und silbernen Tabletts. Mittendrin steht Mahmoud Kamel und lächelt freundlich. „Das Auge isst mit“, sagt er.

Wittener Geschäftsführer stammt aus dem Irak

Der 39-Jährige arbeitet als Geschäftsführer im Al Midan. Er stammt aus der Stadt Basra im Süden des Iraks, ist vor 21 Jahren nach Deutschland gekommen und besitzt inzwischen einen deutschen Pass. Bevor er im Laden an der Bahnhofstraße anfing, hat er Umzüge, Transporte und Wohnungsauflösungen gestemmt. Doch dann wollte Kamel weg von der schweren körperlichen Arbeit. Schon früher habe er zu Hause Süßigkeiten gemacht, die er natürlich auch selbst gern isst. Was also kann es nun Schöneres für ihn geben, als in dieser besonderen Konditorei hinterm Tresen zu stehen?

Gleich rechts vom Eingang gibt es Baklawa in Hülle und Fülle. Mit gehackten Nüssen, Pistazien oder Mandeln. „Unser arabisches Gebäck ist nicht so süß wie das türkische“, erklärt Mahmoud Kamel. In der Tat schmecken die auch optisch ansprechenden Blätterteighäppchen nicht extrem nach Zucker und Honig. Wer es trotzdem süßer mag, der träufelt sich einfach Rosenwasser darauf. Eine Schüssel steht immer hinter der Theke. Wer die Backwaren lieber zu Hause genießen möchte, für den hält Kamel kleine Döschen mit Rosenwasser zum Mitnehmen bereit. Es gibt aber auch eine Ecke mit türkischen Baklawa.

Auf die Wittener Kunden warten auch Torten

Und das ist ja noch längst nicht alles. In der Kühlvitrine warten Torten darauf, abgeholt zu werden. Sie werden für jeden Anlass nach Wunsch gestaltet. Iwan, der offenbar sieben Jahre alt wird, kann sich jedenfalls über eine Torte mit BMW-Deko freuen. Auch Mozzarellarollen mit Zuckerwasser und Schälchen mit Pudding stehen in der Vitrine.

Auf Wunsch als Geschenk verpackt

Die arabische Konditorei Al Midan befindet sich an der Bahnhofstraße 47. Sie ist täglich, auch sonntags, von 10 bis 23 Uhr geöffnet.

Ein Teller mit einem Kilo verschiedener Baklawa kostet 27 Euro, eine Portion Kunafe vier Euro. Auf Wunsch werden die Süßigkeiten auch in schöne Geschenkpackungen gefüllt.

In der City gibt es weitere Anbieter orientalischer Süßigkeiten: Has Baklava an der Hammerstraße 3, die Bäckerei Gül an der Bahnhofstraße 66 und die Bäckerei Hilal an der Breite Straße 77.

Eine besonders bekannte arabische Spezialität sei Kunafe, sagt Kamel. Das Dessert gibt es in grober oder feiner Variante, mit Käse oder Sahne. Im Libanon etwa würden die flachen Stücke auch mit Sesambrot zum Frühstück gereicht. Mehr als 25 Sorten Süßigkeiten habe er insgesamt zu bieten. Sie tragen so wohlklingende Namen wie Balah A Sham, Fisaliya, Muhallabia oder Mushabak. Manche deutsche Bezeichnung wie Vogelnest oder Frauenarmband spricht für sich.

Im Sommer kann man draußen sitzen

„Wir backen fast alles selber“, sagt Mahmoud Kamel und verweist auf die hinten liegende Küche. Er schmunzelt: „Deshalb schmeckt das auch so lecker.“ Ein Kunde, der gerade mit seinen beiden Kindern den Laden betritt, kann das nur bestätigen. Er darf ein Stück seiner Wahl probieren, die Kinder bekommen einen Keks. Dann verlässt die Familie mit gefüllten Tüten das Geschäft.

Zwei kleine Tische laden auch zum Verweilen in der Konditorei ein. Es gibt Kaffee und Tee. Im Sommer kann man draußen sitzen. Innen ziehen übrigens nicht nur die Süßigkeiten begehrliche Blicke auf sich. In den Regalen stehen arabische Kaffeekocher. „Die hätte ich schon mehrfach verkaufen können“, sagt der Chef. Doch auch sie sind nur goldglänzende Deko.