Witten. . Seit dem 1. Januar 2015 betreibt Bülent Yilmaz Wittens einzige türkische Bäckerei – und ein Café. So entkam er der Arbeitslosigkeit.
Ein köstlicher Duft zieht durch den Raum: Bülent Yilmaz holt gerade frische Sesamringe aus dem Ofen. „Die gehen am besten“, sagt der 39-Jährige. Schick sieht er aus, wie er da hinterm Tresen steht: mit weißem Hemd, blauem Pullunder und einer schwarzen Schürze. Vor einem Jahr hat er sein Geschäft an der Breite Straße 77 eröffnet: „Hilal“ heißt das Café mit der türkischen Bäckerei – der einzigen in Witten, wie der Inhaber verkündet.
Köstlich und wie vom Konditor sehen die Kekse aus, die sich im Schaufenster ordentlich aufeinander türmen. Überhaupt erinnert das Ladenlokal mit seinem von dunklen Säulen umrahmten Eingang und der schweren Tür ein bisschen an ein Wiener Kaffeehaus. Lange hatte hier das Lotto-Geschäft Ruckert seinen Platz, dann stand es leer.
Vom Croissant bis zum türkischen Strudel
Bis Bülent Yilmaz es mit türkischen und griechischen Süßigkeiten wie Baklava oder Halva füllte. Aber auch Donuts, Croissants sowie Brot und Brötchen gibt es hier, nicht zu vergessen türkisches Börek, eine Art Strudel mit herzhafter Füllung. Täglich hat das Hilal geöffnet, täglich bietet Yilmaz auch ein kleines Frühstücksbüfett an.
Der Laden läuft, es gibt Stammkundschaft, „aber Reichtümer verdiene ich damit nicht“, sagt der Besitzer. Doch mit selbst verdientem Geld gerade so über die Runden zu kommen, das sei immer noch besser, als arbeitslos zu sein. Bülent Yilmaz kommt keineswegs aus dem Bäckereihandwerk. Er habe bei Bosch-Rexroth in der Entwicklung gearbeitet – bis diese nach Stuttgart verlagert wurde. „Doch dort wollte ich nicht hin“, sagt er. „Ich bin in Witten geboren, meine Familie lebt hier, ich fühle mich der Stadt zugehörig.“ Also blieb zunächst nur der Schritt in die Arbeitslosigkeit.
Vom Amt seien ihm in dieser Zeit nur Jobs angeboten worden, bei denen er weniger verdiente, als das Arbeitslosengeld hoch war. Unwürdig sei das gewesen. „Ich wollte das nicht.“ Yilmaz dachte sich: „Wenn ich schon weniger verdiene als vorher, dann arbeite ich wenigstens für mich selbst.“
Weil er zwischenzeitlich als Servicetechniker Backöfen repariert hatte und seine Frau Pervin (36) gerne backt, kam er auf die Idee mit dem Geschäft. Das übrigens so heißt wie seine Tochter, die das Schiller-Gymnasium besucht. Auch sein Sohn gehe dort zur Schule, erzählt der stolze Papa. Er selbst war auf dem Ruhr-Gymnasium, von dem er später zur Fachoberschule für Technik wechselte.
Ab Januar möchte er Torten anbieten
Mit seinem besonderen Angebot an türkischen und auch griechischen Spezialitäten glaubte er vor allem jene Landsleute in den Laden zu locken. „Doch es kommen viel mehr Deutsche, die all die Sachen schon mal im Urlaub gegessen haben und sich jetzt freuen, dass sie auch hier zu haben sind.“ Einen Teil der Ware backt die Familie – „ohne deren Hilfe hätte ich das nicht geschafft“, so Yilmaz – selbst im Ofen auf, der Rest stammt aus einer kleinen türkischen Bäckerei in Bochum. „Aber alles ist mit Liebe gemacht“, betont er. „Wir essen das selbst gerne.“
Nach einem Jahr ist klar: „Ich bereue diesen Schritt auf gar keinen Fall. Ich möchte nichts anderes mehr machen.“ Vor allem gefällt ihm, dass die Kunden meist gute Laune mitbringen. Und eine neue Idee hat Bülent Yilmaz auch schon fürs neue Jahr: „Ab Januar möchte ich Torten anbieten – für Geburtstage und andere besondere Anlässe.“