Witten. Noch einmal ans Meer oder ins Stadion? Der Wünschewagen vom ASB erfüllt Todkranken diesen Traum. Für einen Wittener wurde sogar der Zoo geöffnet.
Wünsche wahr werden lassen, das geht nicht nur unterm Weihnachtsbaum. Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) ist das ganze Jahr über unterwegs, um Träume zu erfüllen und Herzensangelegenheiten zu erledigen. Mit seinem „Wünschewagen“ fährt er Todkranke an die Orte, die sie in ihrem Leben noch einmal sehen wollen – egal ob ans Meer oder ins Stadion.
Die holländische Nordsee steht dabei auf der Wunschliste ganz weit oben, weiß Kirsten Schäfer, Geschäftsführerin beim ASB in Witten. Nicht (nur), weil es da so schön ist. „Man kommt auch schnell hin und kann problemlos bis dicht ans Wasser – auch mit einem Rollstuhl.“ Doch das Ziel müsse beileibe nicht immer in drei Stunden zu erreichen sein, betont Schäfer. „Ein Gast wollte gern einmal die Nordlichter sehen. Auch das haben wir möglich gemacht.“
Auch Wittener nutzten den Wünschewagen
Vor acht Jahren startete der erste Wünschewagen beim ASB in Essen, inzwischen läuft das Projekt bundesweit. In NRW sind mittlerweile vier Wagen im Einsatz. Allein in diesem Jahr haben sie über 400 Fahrten absolviert – gut ein Dutzend davon für Menschen aus Witten und dem EN-Kreis. Schäfer hofft, dass die Zahl noch wächst: „Die Wagen stehen noch zu viel rum.“
Das kostenlose Angebot richtet sich an Patienten in der letzten Lebensphase, die ihre Mobilität verloren haben oder auf pflegerische Hilfe angewiesen sind. „Denn Angehörige sind ja oft nicht in der Lage, sie liegend oder mit dem Rollstuhl irgendwo hinzufahren“, erklärt die ASB-Chefin. Ein Rettungssanitäter und eine Pflegefachkraft begleiten die Fahrt, egal wie lang und weit sie ist. Auch eine Begleitung vom ASB ist mit an Bord, falls es keinen Angehörigen gibt, der mitfahren kann. „Das machen wir alles ehrenamtlich“, betont Kirsten Schäfer, die selbst zum Team der 140 Aktiven am Standort Rhein-Ruhr gehört.
Die Wünsche, die erfüllt werden, können ganz vielfältig sein. Nicht immer geht es um eine Reise. „Einer will vielleicht bei der Hochzeit seiner Enkelin dabei sein, ein anderer noch einmal nach Hause, um etwas zu regeln“, so die Samariterin. Ein Wunsch ist ihr ganz besonders in Erinnerung geblieben.
Ein junger Mann aus dem Hospiz, gerade 30 Jahre alt, wollte so gern noch einmal mit seinem kleinen Sohn in den Zoo. Aber wegen Corona hatten die Zoos alle geschlossen. „Da hab ich so lange rumtelefoniert, bis ich den Notdienst der Stadt Dortmund am Telefon hatte“, sagt die 61-Jährige. Drei Tage später hat die kleine Familie ganz allein eine Führung durch den Tierpark bekommen – samt Fütterung der Raubtiere. „Der Vater war selig.“
Kontakt zum ASB
Den Wünschewagen können Menschen in Anspruch nehmen, die eine finale Diagnose bekommen haben und transportfähig sind. Weitere Voraussetzungen gibt es nicht. Das Angebot ist kostenlos, es wird durch Spenden finanziert.
Anfragen können an Kirsten Schäfer gestellt werden. Mail: k.schaefer@asb-en.de, Telefon 02302 910 88 101. Wer für den Wünschewagen spenden will: Die Spendenkontonummer des ASB NRW lautet IBAN: DE22 3702 0500 0001 2424 03
Genau das mache diese Fahrten aus. „Sie sind von Freude geprägt, nicht von Traurigkeit“, sagt Schäfer. Manchmal knallten auf den Touren sogar die Sektkorken. „So ein Erlebnis mobilisiert bei den Kranken noch einmal unheimlich Kräfte.“ Und es bereite auch den Angehörigen glückliche Stunden.
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ASB-Geschäftsführerin: Nicht zu lange warten
Auch deshalb behandelt die ASB-Geschäftsführerin jeden Wunsch-Anruf so, als wäre die 112 gewählt worden. Schließlich entscheiden oft Tage oder Stunden, ob ein Wunsch noch in Erfüllung gehen kann. Kirsten Schäfer bittet daher: „Warten Sie nicht so lange, bis es nicht mehr geht. Sonst wird aus einer Fahrt ans Meer vielleicht nur eine an den Baldeneysee.“