Witten. Bei Starkregen gerät das Kanalnetz an seine Grenzen. Ardex aus Witten hat jetzt einen klimafreundlichen Weg gefunden, um das Wasser abzuleiten.
Bei Starkregen gerät die Kanalisation in Witten an ihre Grenzen. Mit einem Großprojekt hat jetzt Ardex begonnen, die Abwasserkanäle zu entlasten. Da auch die Umwelt davon profitiert, hat der Hersteller von Spezialbaustoffen eine besondere Auszeichnung erhalten.
Wie bei den meisten Gebäudedächern üblich, wurde der Regen bislang auch bei der Firma in Annen über Fallrohre aufgefangen, um anschließend in unterirdischen Kanälen zu verschwinden. Doch nun hat der Weltmarktführer ein ausgeklügeltes System entwickelt. Dabei fließen die Wassermengen über ein Regenrückhaltebecken in den nahe gelegenen Steinbach. Von den Hallendächern gelangen erhebliche Mengen in das nahe Gewässer. Denn immerhin bieten die Dächer eine Auffangfläche von über 28.000 Quadratmetern. Das entspricht zirka vier Fußballfeldern.
Mit dem Steinbach gehört ein heimisches Gewässer zu den Nutznießern
Von dem Umbau des Unternehmens Ardex profitiere aber nicht nur die örtliche Kanalisation, betont Uli Paetzel, Chef der Emschergenossenschaft. Sie hat das 1,7 Millionen Euro teure Vorhaben mit rund 400.000 Euro gefördert. Nutznießer sei vor allem auch der Steinbach als ein heimisches Gewässer. Denn Flüssen und Bächen werde durch die bestehenden Abwassersysteme hierzulande natürlicher Nachschub entzogen.
Zugleich leiste das Unternehmen einen wichtigen Beitrag für das Prinzip einer Schwammstadt, unterstreicht Paetzel. Deren Ziel bestehe darin, sich besser vor Starkregen zu schützen. Da Ardex diese Aufgabe sehr wichtig sei, so Geschäftsführer Hubert Motzet, habe man sich zu der Investition entschlossen.
Das Projekt hat nun das „Wasser.Zeichen“ erhalten, eine Auszeichnung der Zukunftsinitiative „Klima.Werk“, getragen von der Emschergenossenschaft sowie Städten und Gemeinden. „Das Vorhaben hat Vorbildcharakter“, so Paetzel.
Für Wittens Stadtbaurat sollte das Beispiel Schule machen
Voll des Lobes ist auch Wittens Stadtbaurat Stefan Rommelfanger. „Das Beispiel sollte Schule machen“, sagte er bei der Übergabe der Auszeichnung. Die Stadt selbst bringe auch eine Reihe von Projekten an den Start, die dem Ziel einer Schwammstadt dienlich seien.
Man wolle zum Beispiel dafür sorgen, dass auch Regenwasser von Straßen in die Gewässer gelange. Durch den Einbau von Baumrigolen entstehen in der Erde außerdem Speicher für Regenwasser, die ebenfalls das Kanalnetz entlasten. Dem Wasser müsse man ohnehin mehr Raum geben, so Rommelfanger. Deshalb würden auch einst verrohrte Bäche wieder ihren natürlichen Verlauf erhalten.
Für Mark Eslamlooy, Chef der Ardex-Gruppe mit weltweit 4000 Beschäftigten, davon 500 in Witten, gehört der Umgang mit Regenwasser zur Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens. Dazu zähle auch der Ausbau von Photovoltaik. Nach Anlagen auf dem Werk I werden derzeit weitere auf Werk II montiert. Zudem zapft Ardex an zahlreichen anderen Standorten auf dem Globus die Sonne an.