Witten. In seiner Leder-Werkstatt in Witten-Durchholz repariert Klaus Haumann nicht nur Gürtel. Er stellt auch edle Unikate her – denn er punzt.

Viele Wittener werden Klaus Haumann kennen, denn er ist seit vielen Jahren als Hundetrainer unterwegs. Doch der 59-Jährige hat sich noch ein zweites Standbein aufgebaut. In seiner kleinen Werkstatt am Rande seiner Hundewiese an der Durchholzer Straße fertigt er edle Kunstwerke aus Leder an.

Handgefertigte Halsbänder gibt es bei Klaus Haumann aus Biothane oder Sattlerleder. Beide Arten können individuell verziert werden.
Handgefertigte Halsbänder gibt es bei Klaus Haumann aus Biothane oder Sattlerleder. Beide Arten können individuell verziert werden. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

„Riemenarbeit – Hunde- und Jagdzubehör“ heißt sein Shop schlicht. Doch wer hier Hundeleinen erwartet, wie sie in jedem Tierbedarfsladen angeboten werden, der dürfte überrascht sein. Denn Haumann fertigt alle Stücke von Hand, in Form, Farbe und Größe angepasst an die Wünsche der Kundschaft.

Wittener hat auch Biothane-Leinen im Sortiment

Vieles ist aus Leder, aber beileibe nicht alles. Der Wittener, selbst passionierter Jäger, hat auch verschiedene Biothane-Leinen im Sortiment. Die bestehen aus einem Polyestergewebe mit einer Ummantelung aus verschiedenen Kunststoff-Arten. Das hochwertige „Band“ im Kern gewährleistet die enorme Reißfestigkeit des Materials. „Die sind total praktisch – und man kann sie einfach abwischen, wenn sie dreckig geworden sind“, erklärt der Experte.

So entsteht eine Sattlernaht: Klaus Haumann demonstriert es dem Fotografen an einem Lederrest, während er auf seinem Nähpony sitzt.
So entsteht eine Sattlernaht: Klaus Haumann demonstriert es dem Fotografen an einem Lederrest, während er auf seinem Nähpony sitzt. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

So edel wie eine Leder-Leine wirken die aus Biothane zwar nicht, aber Haumann weiß, wie die meist neonfarbenen Bänder aufzupeppen sind. Er kombiniert Farben oder presst mit Hitze – wie in einem Sandwichmaker – Motive auf den Kunststoff. Bilder, Namen oder Telefonnummern – sehr praktisch, wenn der Vierbeiner auf der Gassirunde mal wieder das Weite gesucht haben sollte.

Haumanns Liebe aber gehört dem Leder. Schon vor 30 Jahren hat der gelernte Maschinenschlosser und Grafiker Westen daraus gemacht, eine trägt er noch heute. In seiner Werkstatt entstehen nun aber vor allem neben den Leinen Gürtel, Taschen und Jagdbedarf wie etwa Munitionstaschen. Haumann kümmert sich aber auch um die Ausstattung der Pferde, repariert gerissene Sattelstrippen, Steigbügelriemen oder Zügel.

Sattlernähte entstehen auf dem „Nähpony“

Wenn er seine Sattlernähte macht, dann sitzt der Wittener auf seinem „Nähpony“, einem Hocker, in dessen „Hals“ man das Werkstück einspannen kann. Stich für Stich zieht er dann Nadeln und Ahle durchs Leder. Vier Stunden dauert das allein bei einer Leine. „Aber dafür gibt es keine Maschine“, sagt er. Und schon gar nichts Besseres. „Denn bei der Sattlernaht wird der Faden im Leder verknotet, das hält.“ Die ungewöhnlichsten Stücke entstehen aber nicht auf dem Pony, sondern auf der Arbeitsplatte, auf der jede Menge feinstes Werkzeug steht. Denn Haumann näht das Leder nicht nur, er punzt es auch.

Die gepunzten Motive brauchen unendlich viel Geduld und Zeit. Im Hintergrund sieht man die vielen Stempel und Werkzeuge, die dafür nötig sind.
Die gepunzten Motive brauchen unendlich viel Geduld und Zeit. Im Hintergrund sieht man die vielen Stempel und Werkzeuge, die dafür nötig sind. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Punzen kennt man aus der Goldschmiede. Mit einem Stempel wird etwa der Goldanteil in einen Ring geprägt. Ähnlich macht der Wittener es mit dem Leder. In vielen, vielen Arbeitsgängen entstehen Muster im Material. „Zuerst entwerfe ich die Grundform, dann zeichne ich einen Entwurf“, erklärt er. Der werde dann grob ausgeschnitten und auf das feuchte Leder gepaust. Dann geht die Arbeit mit den Punzstempeln los, die ein bisschen an Zahnarztwerkzeug erinnern und mal spitz sind, mal scharf oder runde Köpfe haben. Zuerst werden Linien eingeschnitten, angeschrägt, dann der Hintergrund so bearbeitet, dass das Motiv schön dreidimensional zur Geltung kommt. Das wird dann weiter fein ausgearbeitet und schließlich mit einer Art dunkler Farbpaste noch plastischer gemacht und schließlich versiegelt.

Unterarmskelett auf dem Gitarrengurt

Die Motive sind vielfältig. Trittsiegel, also Tierfährten, Eichenblätter und Geweihe muten jagdlich an. Aber es geht auch anders. Haumann zeigt Beispiele von ineinander verschlungenen Ranken mit Blüten, die ein ganzes Bild füllen können oder einen Sattel, in kleiner aber auch auf ein Brillenetui passen. Doch es muss nicht rustikal sein. Für einen Kunden fertigt Haumann derzeit einen Gitarrengurt – mit einem Unterarmskelett als Motiv.

Das kosten die Produkte

Ein handgefertigtes Standard-Hundehalsband aus Biothane gibt es bei der Riemenarbeit ab 17,99 Euro, mit Beschriftung ab 22,99 Euro und mit Motiv ab 35,99 Euro.

Leinen aus Sattelleder schlagen mit rund 120 bis 180 Euro zu Buche, Gürtel kosten 200 bis 250. Wer etwas Edleres möchte: Ein Leder-Hundehalsband mit Hirschleder-Unterfütterung und Verzierung aus echten Silbermünzen ist ab 239,99 Euro zu haben.

Mehr Infos gibt’s auf riemenarbeit.de oder telefonisch unter 0176 21 99 90 36.

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Vier bis sechs Wochen dauert es, bis so ein Prachtstück fertig ist. Wer so etwas gerne als Weihnachtsgeschenk hätte, muss also zunächst auf einen Gutschein ausweichen. Oder auf eine individuelle Biothane-Leine. Mit der könnte es bis zum Fest noch klappen.