Herne. Die Sattlerei ist mittlerweile ein seltenes Handwerk. Die 21-jährige Neu-Hernerin Helena Schank hat sich als Sattlerin selbstständig gemacht.
Es ist ein uraltes Handwerk, dessen Ursprünge bis weit ins Mittelalter zurückreichen: die Sattlerei. Doch in der Neuzeit ist er sehr selten geworden - man könnte auch sagen, dass es vom Aussterben bedroht ist. Umso erstaunlicher ist es, dass sich Helena Schank für diesen Beruf entschieden und sich damit selbstständig gemacht hat.
Damit hat sich die 21-Jährige, die in Hamburg geboren und aufgewachsen ist, in gewisser Weise einen Kindheitstraum erfüllt. Denn erstens habe sie schon sehr früh mit Nadel, Faden und Stoff gearbeitet, und zweitens „bin ich geritten, seit ich denken kann“, sagt sie im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Seit sie zum ersten Mal auf einem Pferd gesessen habe, habe man sie quasi nicht mehr aus dem Stall bekommen.
Ihre Ausbildung schloss sie als Landessiegerin in Hessen ab
Und so strebte sie nach ihrem Abitur nicht an eine Universität, sondern suchte nach einer handwerklichen Ausbildung. Nach zwei Praktika entschied sie sich für die Sattlerei. Dafür führte ihr Weg zu einem Sattler in Kassel, denn Schank hatte genaue Vorstellungen von ihrem Lehrbetrieb. „Ich wollte einen Sattler haben, der alles komplett selbst macht und nicht Teile zusammenbaut.“ Offensichtlich hat Schank die richtige Wahl getroffen, denn ihre Ausbildung schloss sie als Landessiegerin in Hessen ab und wurde dementsprechend zum Bundessiegerwettbewerb eingeladen.
Doch daran konnte sie nicht teilnehmen - weil sie längst zur Walz aufgebrochen war. Ihr Ziel war Schottland und England. In Brighton habe sie einen Feintäschner gefunden, der ihr Wissen erweitert und sie gefördert habe. In diesen zwei Monaten habe sie viel über die Verarbeitung von Leder und die Entwicklung von Lederprodukten erfahren.
Ein Raum dient als „Werkstatt“
Nach ihrer Zeit führte Schanks Weg nach: Herne. Mit ihrem Freund wohnt sie mitten in der Innenstadt. Vorurteile über die Stadt kann sie nicht nachvollziehen, es gefalle ihr ausgesprochen gut in Herne - und auf ihrer Internetpräsenz bezeichnet sie das gesamte Ruhrgebiet als „grün“. Ein kleiner Raum in ihrer Wohnung dient Helena Schank auch als „Werkstatt“, dort hat sie ihren Arbeitstisch und ihre zahlreichen Werkzeuge sowie eine Nähmaschine.
Der Grund: Als sie am 1. August vergangenen Jahres ihr Gewerbe anmeldete, tat sie dies zunächst im Nebenberuf. Im Hauptberuf arbeitet sie als Polsterin - auch dies mit großer Leidenschaft. Mittelfristig könne sie sich vorstellen, ihren Meister zu machen und aus der Sattlerei den Hauptberuf.
Nachhaltigkeit spielt bei der Arbeit eine wichtige Rolle
Als Sattlerin und Feintäschnerin könne sie so gut wie alle Dienstleistungen rund um Lederprodukte anbieten, zum Beispiel die Reparatur von Sätteln und anderen Dingen, Schank näht aber auch Gürtel in allen Erscheinungsformen. Auch ein eigenes Label sei in Vorbereitung. Eine Ausnahme gebe es jedoch: Autositze bearbeitet sie nicht.
Bei ihrer Arbeit spiele Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle, so verwende sie Fäden aus recycelten PET-Flaschen und versuche möglichst wenig Müll zu produzieren. Die Arbeit mache unglaublich viel Spaß. Es sei schön, dass diese Handwerkskunst des Sattlers weiter lebt. Ein anderes inzwischen seltenes Handwerk ist das des Schäftemachers. Das hält in Herne Hartmut Seidich lebendig. Mit ihm hat Helena Schank bereits Kontakt aufgenommen.