Witten. Statt die Temperaturen in der Energiekrise runterzudrehen, bietet die Johannisgemeinde in Witten warme Räume an. Wie wird die Aktion angenommen?

Nachdem es in den vergangenen Wochen zumeist noch angenehm mild war, dreht der Winter langsam, aber sicher auf. Draußen wird es immer kälter. In Zeiten der Energiekrise überlegt man sich zweimal, ob man die Heizung zu Hause anstellt. Die Johannisgemeinde in Witten hat deshalb die Aktion „Johannis wärmt“ ins Leben gerufen.

Jeden Dienstag können Bürgerinnen und Bürger von 14 Uhr bis 16.30 Uhr ins Gemeindezentrum an der Bonhoefferstraße kommen und bei Kaffee und Kuchen ein paar warme Stunden gemeinsam verbringen. Noch scheint sich die Aktion aber nicht wirklich herum gesprochen zu haben. Zum Startschuss haben gerade einmal um die zehn Leute den Weg ins Johanniszentrum gefunden. Die meisten davon gehören zur Gemeinde und haben mitgeholfen, das Ganze auf die Beine zu stellen.

Tafel in Witten soll mit ins Boot geholt werden

„Das muss erst einmal anlaufen“, sagt Pfarrer Christian Holtz. Richtig Werbung habe man noch nicht gemacht, der Gemeindebrief mit den entsprechenden Informationen geht erst in der kommenden Woche raus. „Wir wollen auch noch die Tafel mit ins Boot nehmen“, so der 58-Jährige. Denn insbesondere diesen Leuten, die es sowieso schon schwer haben, soll in diesen Zeiten geholfen werden.

Was sie erwarten könnte, sieht man an diesem Dienstag aber schon. Diejenigen, die da sind, unterhalten sich lebhaft, es geht um Gott und die Welt und natürlich auch um die Energiekrise und den Krieg. Bei Apfelkuchen mit Sahne und einer Tasse Kaffee machen die Gespräche doch auch noch einmal mehr Spaß. Zudem ist es muckelig warm. „Es ist schön, sich mal so zu begegnen. Auf der Straße läuft man immer nur aneinander vorbei und hier können wir uns alle mal richtig unterhalten“, sagt Küsterin Blazenka Weber-Lorenz.

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Jeder ist willkommen. Knapp eine Stunde nach Beginn klopft Dietmar Moschinski von außen an die Tür. „Ihn habe ich zuvor hier noch nie gesehen. Es ist schön, wenn die Leute kommen. Wir wollen eine ungezwungene Atmosphäre schaffen“, sagt Pfarrer Holtz. Moschinski wird von den Gemeindemitgliedern auch sofort aufgenommen. „Setzen Sie sich doch zu uns“, sagt die Runde. Und schon ist auch ein Stück Apfelkuchen auf dem Teller. Der kostet natürlich nichts.

Aktion soll auch im nächsten Jahr stattfinden

„Das Projekt funktioniert nur, weil wir viele Leute haben, die uns dabei unterstützen“, sagt Holtz. Der Kuchen wurde von seiner Sekretärin gebacken, Mitglieder der Frauenhilfe helfen beim Eindecken und beim anschließenden Spülen. Die ersten Reaktionen seien positiv gewesen. „Die Menschen finden es gut, wenn die Kirche so ein Angebot macht. Es geht uns aber nicht darum, dass die Leute hier ihren Glauben beweisen müssen“, so der Pfarrer. Alle Menschen seien eingeladen – egal, ob Christen, Muslime oder auch diejenigen, die mit der Kirche gar nichts am Hut haben.

Offizielle Adventsfeier

Natürlich verfolgt die Johannisgemeinde auch ihre traditionellen Veranstaltungen zur Weihnachtszeit weiterhin. Am kommenden Mittwoch, 7. Dezember, findet die Adventsfeier statt. Da kann man allerdings nicht einfach vorbeikommen. Die Gemeinde bittet darum, sich vorab anzumelden.

Die „Wärmeaktion“ ist übrigens nicht die einzige dieser Art in Witten. Auch die Freie Evangelische Gemeinde (FeG) in Bommern lädt Interessierte jeden Donnerstag und Freitag von 15 Uhr bis 20 Uhr dazu ein, am Goltenkamp 4 ein paar gemeinsame Stunden bei Kaffee und Tee im Warmen zu verbringen.

Sollte die Aktion in den kommenden Wochen auf mehr Anklang treffen, kann sich die Johannisgemeinde auch vorstellen, das Ganze weiter fortzuführen. „Wir haben zunächst nur von der Adventszeit gesprochen“, sagt Holtz. Die richtig kalten Monate würden aber erst im Januar und Februar kommen. „Unser Plan ist es daher, dass wir die warmen Räume auch im nächsten Jahr noch anbieten“, so der 58-Jährige. Dann könnte es also heißen: „Johannis wärmt weiter.“