Witten. Euskirchen hat Iglus für Obdachlose angeschafft. Die Stadt Witten prüft, ob sie dem Beispiel folgen soll. Das sagt die Diakonie zu dem Projekt.
Euskirchen hat vor kurzem isolierte Ein-Personen-Zelte für Obdachlose angeschafft. Soll Witten dem Beispiel folgen? Das Echo ist geteilt. Die Stadt prüft einen Antrag von SPD und Grünen.
Die Stadt solle doch einmal klären, ob Wohnungslosen in Witten im Winter genügend Räume für einen Aufenthalt im Warmen zur Verfügung stehen, haben die beiden Fraktionen im Sozialausschuss gefordert. Sollte das nicht der Fall sein, müsse man entsprechende Angebote schaffen. Die Mehrheit stimmte dem Antrag zu.
Wittener Amtsleiter sieht die Stadt gut aufgestellt
Die Stadt sei in dieser Hinsicht gut aufgestellt, sagte Michael Gonas, Leiter des Amtes für Wohnen und Soziales. Es stünden Unterkünfte für Obdachlose bereit, wo sie sich bei niedrigen Temperaturen auch tagsüber aufhalten könnten. Hausmeister und Sozialarbeiter seien in die Betreuung eingebunden. Ohnehin würden Polizei und Rettungsdienste die entsprechende Notfallnummer der Stadt kennen, falls für Wohnungslose ein Platz erforderlich sei. Man müsse aber auch bedenken, so Gonas, dass nicht alle Obdachlosen eine solche Unterbringung nutzen möchten.
Das bestätigen Heidrun Schulz-Rabenschlag und Ulf Wegmann von der Diakonie Mark Ruhr. Aus ganz unterschiedlichen würden die Betroffenen eine solche Unterkunft ablehnen. Mitunter spiele die Persönlichkeitsstruktur eine maßgebliche Rolle. Ob nun die Ein-Personen-Zelte eine Lösung sein können, „kommt ganz auf die Umstände an“, sagen die beiden Fachleute der Diakonie auf WAZ-Anfrage.
Sozialexperten werfen die Frage nach der Sicherheit auf
Die Iglus, erklären sie, signalisieren eine „Sicherheit“ für die Bewohner, die nur gegeben sei, wenn die Zelte auf einem bewachten Gelände stünden. „Außenschlafplätze sind immer wieder Orte von gewalttätigen Übergriffen, warnen die Experten von der Diakonie. Obdachlose würden daher in der Regel „versteckte“ Plätze aufsuchen, über die sie nicht sprechen.
Außerdem müssten die Iglus an eine Versorgungsstruktur angebunden sein, sprich Toiletten und Waschräume. Aus Sicht von Heidrun Schulz-Rabenschlag und Ulf Wegmann stellen Iglus nur eine Notlösung für Personen dar, die über die bestehenden Unterbringungsangebote nicht erreicht werden können.