Witten. Angesichts der angespannten Haushaltslage will die Stadt Witten 2023 nur noch zwingend nötige Stellen neu schaffen. Diese Bereiche profitieren.

Die Stadt Witten plant im nächsten Jahr mit 42 neuen Stellen für ihre Verwaltung. Angesichts all der Krisen, die schwer auf dem städtischen Geldbeutel lasten, geht die Verwaltung aber einen neuen Weg. Zusätzliche Stellen gibt es nur noch dort, wo sie gesetzlich zwingend sind oder wo es um große, bereits beschlossene Baumaßnahmen der Stadt geht.

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Besonders beschäftigt die Verwaltung die Novellierung des Wohngeldes, die im Januar in Kraft treten soll. „Prognosen rechnen mit einer Verdreifachung der Anspruchsberechtigten“, sagt Kämmerer Matthias Kleinschmidt. Dafür benötigt es zusätzliche Mitarbeiter, die die Anträge bearbeiten und prüfen. Zwölf neue Stellen werden hierfür 2023 vorsorglich neu geschaffen.

Auch Mitarbeiter aus anderen Bereichen und Azubis sollen beim Wohngeld helfen

Nach Angaben von Kleinschmidt ist die Verwaltung derzeit auch dabei, Beschäftigte aus anderen Bereichen zu mobilisieren, um beim Wohngeld auszuhelfen. Auch Azubis sollen übergangsweise eingesetzt werden. Gleichzeitig prüfe man, ob die Stadt zusätzlich Aushilfskräfte – etwa über eine Zeitarbeitsfirma – für die Wohngeldbearbeitung einsetzen kann. Dennoch dämpft Kleinschmidt die Hoffnungen. „Wir werden es nicht zeitgerecht schaffen.“ Proteste oder Beschwerden über Verzögerungen sollten verärgerte Bürger aber bitte nach Berlin richten, so der Kämmerer. „Man hat uns sehr wenig Vorlaufzeit gelassen.“

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Neue Stellen gibt es auch für Kitas, OGS und die Jugendhilfe. Sieben davon etwa sind reserviert für Erzieherinnen, die nach ihrer Ausbildung von der Stadt übernommen werden sollen, um den Personalmangel in den hiesigen Kitas zu beheben. Auch sollen über diese Stellen befristet beschäftigte Erzieherinnen und Erzieher die Chance auf einen dauerhaften Arbeitsvertrag haben.

Neue Stellen für das Jugendamt

Neun neue Stellen gibt es fürs Jugendamt – zumindest auf dem Papier. Die Stadt wartet derzeit auf einen Bericht der Gemeindeprüfungsanstalt. „Dabei geht es auch um die Frage: Wie ist das Jugendamt aufgestellt?“, sagt Personaldezernent Kleinschmidt. Je nach Ergebnis der Prüfung muss die Verwaltung neue Mitarbeiter im Bezirkssozialdienst, sprich Sozialarbeiter, einstellen. Es geht dabei um Fragen des Kinderschutzes und wie dieser erhöht werden kann. Dazu werden zusätzlich zwei koordinierende Stellen geschaffen.

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Ein großer Teil der neuen Stellen geht erneut ans Baudezernat. Hier waren in diesem und im letzten Jahr 25 zusätzliche Stellen geschaffen worden. Im kommenden Jahr sollen nun zehn weitere Ingenieurinnen und Ingenieure dazukommen: im Hoch- und Tiefbau und in der Verkehrsplanung. Sie sollen sicherstellen, dass Bau-Beschlüsse des Rates auch umgesetzt werden können. Etwa für das 180 Millionen schwere Schulsanierungsprogramm. „Dafür brauchen wir mehr Menschen“, betont Kleinschmidt. „So viele und so große Maßnahmen hatten wir lange nicht.“

Stellenplan gibt nur den Rahmen vor

Gleichzeitig betont der Personaldezernent aber auch: Der Stellenplan gibt nur einen Rahmen vor, nicht jede Stelle muss und wird besetzt werden. Insgesamt sprenge der Stellenplan auch den finanziellen Rahmen, den die Stadt als Haushaltssicherungskommune (HSK) einhalten müsse. Verwaltung und Politik müssen daher Wege finden, den Personalaufwand zu begrenzen – zumal die Kosten durch Tarifsteigerungen bereits deutlich nach oben gegangen sind.

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Im aktuellen Stellenplan bleiben deshalb solche Arbeitsplätze außen vor, die nicht zwingend vorgeschrieben sind. Da aber im Laufe eines Jahres nie alle Stellen, die im Stellenplan stehen, auch tatsächlich besetzt sind, hofft Kleinschmidt, durch Verschiebungen Personallöcher stopfen zu können. Heißt: Scheidet zum Beispiel ein Mitarbeiter im Amt für Finanzwesen aus, kann dafür in einer anderen Abteilung ein zusätzlicher Kollege eingestellt werden. Es muss sich lediglich um die gleiche Besoldungsstufe handeln.

Doch Personalchef Kleinschmidt sieht ein weiteres großes Problem auf die Verwaltung zurollen: „Die geburtenstarken Jahrgänge von 1960 bis 64 werden bald ausscheiden, das wird den Kräftemangel verschärfen. Und zwar in allen Bereichen.“ Schon jetzt hat die Stadt große Probleme damit, ihre ausgeschriebenen Stellen auch zu besetzen. „Wir brauchen dringend und schnell die Integration von Zuwanderern in unseren Arbeitsmarkt“, sagt Kleinschmidt.