Witten. Das Sportzentrum des TuS Bommern in Witten versorgt sich dank neuer Solarpanels nun selbst mit Strom. Und könnte Vorbild für andere Gebäude sein.
Auf dem Dach des Sportzentrums des TuS Bommern fangen seit wenigen Wochen Solar-Panels die herbstlichen Sonnenstrahlen ein. Das kleine Kraftwerk soll die Halle des Sportvereins und alle anderen Räume künftig mit Strom versorgen. „Von April bis September sollte die Anlage sich selbst tragen können“, schätzt Vereinsmanager Björn Pinno. Für den TuS Bommern ist es ein Schritt hin zu einem ressourcensparenden Betrieb seiner Sportstätte – und könnte Vorbild für andere werden.
„Wir haben die Idee, klimaneutral zu werden“, sagt Pinno. Das Sportzentrum habe dafür eine gute Ausgangsposition, weil es über das Blockheizkraftwerk in Bommern klimafreundlich mit Wärme versorgt werde. Und nun also eine Photovoltaik-Anlage (PVA).
Möglich machen das rund 91.000 Euro Förderzuschuss der Landesregierung aus dem Programm „Moderne Sportstätte 2022“. Ausgegeben hat der Verein – inklusive einer neuen LED-Deckenbeleuchtung in der großen Halle – rund 130.000 Euro. Die Lücke muss der TuS Bommern aus Eigenmitteln schließen, etwa über Spenden.
Solarpanels sollen erhebliche Einsparungen beim Energieverbrauch bringen
Man erhoffe sich durch die Solarpanels erhebliche Einsparungen beim Stromverbrauch, sagt Markus Borgiel von den Stadtwerken. Denn der auf dem Dach erzeugte Strom werde eins zu eins in der Halle genutzt. Bis zu 27 Kilowattstunden kann die knapp 70 Quadratmeter große Anlage bei idealen Bedingungen in der Stunde erzeugen. Der kommunale Versorger hat das Projekt ebenso wie die Stadt mit entwickelt und unterstützt.
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Vor der Energiekrise rechneten die Stadtwerke damit, durch den Umstieg auf Solarenergie im Sportzentrum „einen mittleren vierstelligen Betrag im Jahr einsparen“ zu können, so Borgiel. Nun bewege man sich schon im hohen vierstelligen Bereich. So oder so sollte sich die Investition in etwa zehn Jahren durch die Einsparungen bezahlt gemacht haben.
Anteil regenerativer Energien in Witten ausbauen
Als „Projekt, das viele Ziele verfolgt“, bezeichnet Stadtbaurat Stefan Rommelfanger die Modernisierung beim TuS Bommern. Es gehe natürlich um das Sparen von Energie. Aber auch darum, die Art der Energieerzeugung zu verändern, den Anteil regenerativer Energien auszubauen. „Jetzt heißt es zu überlegen, wie wir das auf andere Gebäude übertragen können.“
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Doch bei vielen anderen Hallen in der Stadt stoße man auf Probleme. „In vielen Schulen herrscht Instandsetzungsstau“, so Rommelfanger. Oftmals lasse es auch die Statik der Gebäude nicht zu, eine Solaranlage auf dem Dach zu installieren.
Das erst 2007 fertiggestellte Sportzentrum am Bommerfelder Ring, das auch von den Klassen der nebenan liegenden Helene-Lohmann-Realschule genutzt wird, habe die nötige Tragfähigkeit. Auf insgesamt neun Schuldächern standen 2021 bereits Solaranlagen, etwa auf dem Neubaudach des Schiller-Gymnasiums oder der Otto-Schott-Realschule. Das noch zu errichtende Bildungsquartier Annen soll ebenfalls eine Photovoltaik-Anlage bekommen.
Sportvereine kämpfen mit Instandhaltung ihrer Hallen
Doch viele Wittener Sportvereine haben ganz andere Sorgen. Insgesamt sind 1,3 Millionen Euro Fördermittel aus dem „Moderne Sportstätte“-Programm nach Witten geflossen, verteilt durch den Stadtsportverband. 43 Anträge sind hierzu eingegangen, 27 wurden bewilligt. „Doch bei den anderen Hallen ging es eher darum, undichte Löcher zu stopfen“, fasst es Matthias Kiehm, Vorstandsvorsitzender des Stadtsportverbandes (SSV), leicht überspitzt zusammen. „Heizung, Türen, Fenster, Dach – fundamentale Dinge eben.“
Schon Ende Juli hatte die Verwaltung als Sparmaßnahme in den städtischen Sportstätten das warme Wasser abdrehen lassen. Auch die Temperaturen in den Hallen und Umkleiden wurden heruntergedreht: in den Hallen auf 17 Grad, in den Umkleiden laut Angaben der Stadt „ein wenig mehr“. Sportler müssen seitdem in den meisten Fällen bei geschätzten zehn Grad Wassertemperatur duschen – oder nach Hause fahren.
Kaum einer duscht noch im Verein
Die Aufregung um das Abdrehen des warmen Wassers ist bei einigen Sportvereinen noch nicht abgeflaut. „Es wird immer schwieriger“, sagt etwa Marcus Hahn vom SV Herbede. Ein paar wenige „Hartgesottene“ würden weiterhin die Duschen nutzen, in der Regel fahren Vereinsmitglieder aber zum Duschen nach Hause. „Ich weiß nicht wie gesund das ist“, sagt der Vorsitzende. Gerade angesichts fallender Außentemperaturen. Zudem sorgt sich Hahn um die mögliche Entstehung von Legionellen.
Auch beim TuRa Rüdinghausen treten die meisten Mitglieder nach dem Training direkt den Heimweg an. Wobei die Meinungen über die Sparmaßnahmen auseinander gehen würden, sagt Geschäftsführerin Anke Schulte. Viele würden Verständnis zeigen. „Es ist aber keine Energiesparmaßnahme im engeren Sinne.“ Vielmehr spare die Stadt Energie. Weil zuhause geduscht wird verlagere sich der Verbrauch einfach ins Private.