Witten. Zwei ukrainische Sängerinnen wollen in Witten eine Musikschule eröffnen. Mit dem Angebot wollen sie aber nicht nur Flüchtlingskinder ansprechen.
Die beiden ukrainischen Sängerinnen Lubov Vogel (42) und Mariana Kotsemira (20) wollen eine neue Musikschule in Witten eröffnen. Der Start soll am 1. November erfolgen.
Gesangsgruppe soll Weihnachtskonzert vorbereiten
Das Gesangsstudio ist in Räumen an der Galenstraße 53a untergebracht. Die rund 80 Quadratmeter hat ein Vermögensberater zur Verfügung gestellt. Die beiden Gründerinnen laden zu Unterricht und Proben sowohl Kinder aus ukrainischen Flüchtlingsfamilien als auch Mädchen und Jungen ein, die in Deutschland aufgewachsen sind.
Gemeinsam sollen die Kinder ihre Talente entfalten und das Miteinander verschiedener Nationen pflegen. Es soll unter anderem eine Gesangsgruppe entstehen, die in den nächsten Wochen ein Weihnachtskonzert vorbereitet. „Pop“, der zu Herzen geht, wird bei dem künftigen Gesangsunterricht ein wichtiges Stilelement sein. Vogel und Kotsemira wollen auch Einzelunterricht anbieten. Die Musikschule ist montags bis freitags jeweils zwischen 14 und 18 Uhr geöffnet.
Lubov Vogel stammt aus dem heute von Russen besetzten Cherson. In ihrer Heimat ist sie eine gefeierte Sängerin. Sie floh wenige Wochen nach Kriegsbeginn in den Westen. Vogel hat ein Gesangsstudium absolviert und war später Dozentin an einer Musikhochschule in Kiew, die auch Mariana Kotsemira besucht hat. Lubov Vogel ist inzwischen auch in einigen deutschen Städten aufgetreten. Sie leitete das Sommercamp im Wittener Lukaszentrum für ukrainische Flüchtlingskinder.
Buntes Programm zum Auftakt am 1. November
Zu den treibenden Kräften gehört einmal mehr auch Olga Tape von der Ukraine-Hilfe. Auch sie kommt aus Cherson, ist aber schon vor Jahren nach Witten gekommen. „Viele Geschäfte sind zu, Strom wird abgeschaltet, Menschen werden nach Russland evakuiert“, schildert sie die Situation in der schon zu Kriegsbeginn von den Russen besetzten Stadt in der Südukraine.
„Evakuierung heißt, dass die Leute von den Russen in Busse gesetzt und unter falschen Versprechungen aus Cherson rausgebracht werden.“ Ziel sei die ebenfalls von Russen besetzte Halbinsel Krim. In Cherson selbst, einst eine 300.000-Einwohner-Stadt, gebe es nur noch wenige Lebensmittel, da kaum noch Läden geöffnet seien. Alles sei zudem sehr teuer. Immer mehr Menschen flüchteten, gerade aus Angst vor der russischen Deportation. „Viele kennen mich und kommen nach Witten“, sagt Tape lachend.
Noch ist Cherson nicht befreit
Die 52-Jährige hofft, dass ihre Heimatstadt in der Südukraine bald von der ukrainischen Armee befreit wird. „Einige Dörfer drumherum sind es schon. Die Truppen kommen der Stadt immer näher.“ Doch noch hätten überall die Russen das Sagen – ob in der Verwaltung, in Schulen, Universitäten oder Krankenhäusern.
Um so mehr freut sich Olga Tape, wenn es jetzt in Witten mit einer Musikschule für die Kinder klappt, von denen viele ebenfalls aus Cherson stammten. Unterstützt wird das Projekt vom Lions Club Witten Mark, dem Lions Club Witten und den Wittener Rotariern. Zudem bittet sie Bürger um Spenden für die eigene Ausstattung. Dazu gehören Laptop, Beamer, Mikrofon- und Notenständer. Willkommen ist auch Adventsdeko für das geplante Weihnachtskonzert.
Der Auftakt soll am 1. November (Allerheiligen) um 17.30 Uhr mit einem bunten Programm und Kennenlernen erfolgen. Der Name der Musikschule lautet übrigens „Bright Kids“, was übersetzt so viel heißt wie „aufgeweckte Kinder“.