Witten. 1996 ist die Gardinenabteilung in Wittens altem Traditionshaus dicht. Seitdem treffen sich die Ehemaligen – und haben fast nur gute Erinnerungen.

In Erinnerungen schwelgten nun ehemalige Mitarbeiterinnen des Wittener Betten- und Wäschehauses Hugo Wülbern bei ihrem 50. Wiedersehen. Seit 25 Jahren trifft sich die überwiegend weibliche Belegschaft zweimal im Jahr. „Wir wollten uns 1996 nicht aus den Augen verlieren, als die Gardinen-Abteilung geschlossen wurde“, erinnert sich Rita Syska (81).

Das Bettenhaus Wülbern an der Bahnhofstraße in Witten. Das Bild zeigt eine historische Ansicht aus der Nachkriegszeit.
Das Bettenhaus Wülbern an der Bahnhofstraße in Witten. Das Bild zeigt eine historische Ansicht aus der Nachkriegszeit. © Repro | Michael Korte

„Wir waren so ein tolles Team, auch wenn plötzlich einige von uns auf der Straße standen.“ Betroffen waren damals Näherinnen, Verkaufspersonal und Dekorateure. Ein Jahr später – 1997 – fand dann das erste Treffen statt. Damals waren sich alle einig, dass es zu einer lieben Tradition werden sollte. Das ist den Ehemaligen von Wülbern in der Tat gelungen. Zum harten Kern gehören heute noch rund 20 Menschen. Die Männer sind allerdings in der Minderheit. „Das war auch früher schon so“, schmunzelt die Runde.

Wittener Angestellte: Waren wie eine große Familie

Alle denken gern an die Berufsjahre in dem Traditionsgeschäft an der Bahnhofstraße zurück. „Wir waren wie eine große Familie“, erinnert sich Ursula Packhäuser (83). „Das Betriebsklima war super und jeder war für den anderen das. Es gab gemeinsame Feste und Betriebsausflüge. Wir haben zusammen gearbeitet und gemeinsam gefeiert. Ich glaube, so etwas gibt es heute nicht mehr.“

Auch Doris Wellerdick (li.) und Rita Syska kommen regelmäßig zu den Treffen.
Auch Doris Wellerdick (li.) und Rita Syska kommen regelmäßig zu den Treffen. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Viele haben ihre Lehre bei Wülbern begonnen und sind dem Unternehmen bis zum Ruhestand treu geblieben. 40-jährige Jubiläen waren keine Seltenheit. Auch Rita Syska fing 1956 als Lehrmädchen an und blieb bis zur Rente. „Selbstverständlich gab es nicht nur rosige Zeiten – wie es sich in der Erinnerung oft anfühlt“, fügt Gerda Thume (81) nachdenklich hinzu. „Denn Lehrjahre waren und sind schließlich keine Herrenjahre. Aber insgesamt war es eine wunderbare Zeit.“

„Wir hatten viele Stammkunden“

Positiv in Erinnerung geblieben ist auch der Alltag im Geschäft. „Manchmal war es hektisch, insbesondere an den Tagen des traditionellen Schlussverkaufs“, erzählt Ursula Packhäuser. „Großgeschrieben wurde stets die persönliche Fachberatung. Die Menschen kamen gerne in unser Geschäft. Wir hatten viele Stammkunden.“

Das habe sich erst geändert, als sich durch Shopping-Center und Ladenketten das Kaufverhalten der Kunden langsam veränderte. „Viele kamen nur noch, um sich beraten zu lassen. Gekauft wurde woanders. Das war der Anfang vom Ende des Einzelhandels“, so Gerda Thume (81). Sie sagt: „Internet und Online-Handel sind heute tatsächlich der Tod der Innenstädte.“

Zur Geschichte

Hugo Wülbern eröffnete das Fachgeschäft für Betten, Wäsche und Gardinen im Jahr 1934 an der Bahnhofstraße 39. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Geschäftshaus stark beschädigt. 1953 fand der Umzug in den Neubau an der Bahnhofstraße 20 statt. An dieser Stelle gab es früher übrigens ein Kino. Im Jahr 2016 schließlich wurde das traditionelle Familienunternehmen von den „Schlafexperten Gebers“ übernommen.

Viele Fotoalben machten beim Treffen die Runde und ließen Erinnerungen wieder lebendig werden. „Weißt Du noch?“ und „Wie war das eigentlich?“ – so ging es bis in den späten Abend hinein. 14 Ehemalige waren zum Wiedersehen in die „Dritte Halbzeit“ ins Vereinslokal des TuS Heven gekommen. Den längsten Anfahrtsweg hatte Gislinde Adamek aus Korschenbroich. Schon heute freut sich die „Wülbern-Bande“ auf das nächste Treffen im April.