Das Wittener Betten- und Wäschehaus Wülbern feiert 80. Geburtstag. Philip Teller, Enkel des Firmengründers Hugo Wülbern, setzt der Konkurrenz aus dem Internet Service entgegen. Diskussionen über das Sterben des Fachhandels regen den 47-Jährigen auf: „Wer Fachgeschäfte behalten möchte, muss auch dort kaufen.“
80 Jahre Hugo Wülbern – Philip Teller ist stolz auf seine Firma, die diesen runden Geburtstag feiern kann. Seit 1994 leitet der studierte Textilbetriebswirt das Betten- und Wäschegeschäft an der Bahnhofstraße 20. Ein Wittener Traditionsbetrieb, der der heutigen Konkurrenz aus dem Internet Service und gute Qualität entgegensetzt. Und natürlich eine Firmengeschichte.
1934 wurde der Familienbetrieb von Tellers Großvater Hugo an der Bahnhofstraße 39 gegründet. Der Kaufmann war im Zweiten Weltkrieg Frontsoldat, sein Geschäft wurde durch Bomben stark beschädigt. Ehefrau Hanni führte es in den Kriegsjahren, reiste weit, um Waren zu bekommen – „sogar bis nach Prag“, erzählt Teller. Großvater Hugo geriet für rund zwei Jahre in russische Kriegsgefangenschaft, danach begannen für den Firmengründer harte Jahre des Wiederaufbaus. 1953 konnte er am heutigen Standort des Betriebes ein neues, größeres Geschäftshaus errichten. 1965 trat Tellers Vater Hermann in die Firma ein.
Stammkunden kommen auch wegen der „Federn-Waschmaschine“
Der heutige Wülbern-Chef setzt wie der Großvater auf ein hochwertiges Betten- und Wäsche-Sortiment – führt Matratzen, Oberbetten, Kopfkissen, Bettbezüge, Handtücher, Decken, Dekoartikel und vieles mehr. Gardinen, die sein Vater noch verkaufte, gibt’s im Geschäft nicht mehr, dafür Mitarbeiter, die die Kundschaft zum Teil schon seit Jahrzehnten kennt.
Philip Teller gibt zu, dass „der Handel heute ein schwieriges Geschäft ist“. Was den 47-Jährigen richtig aufregt, sind Diskussionen über den negativen Wandel der Wittener Innenstadt, auch seines Geschäfts-Standortes Bahnhofstraße. Das häufige Klagen über die Aufgabe vieler alter Fachgeschäfte quittiert er mit den Sätzen: „Wenn man Menschen, die das öffentlich bedauern, fragt: Wann habt ihr denn dort das letzte Mal eingekauft, dann müssten die oft lange nachdenken.“ Wer wolle, dass es weiter Fachgeschäfte gebe, dürfe die eigene Stadt nicht schlechtreden „und muss vor allem auch hier, bei den ansässigen Geschäftsleuten einkaufen“.
Natürlich, so Keller, sei auch das Internet für den Handel eine große Konkurrenz. „Auch ich erlebe, dass Leute sich von mir gerne beraten lassen, dann aber offenbar wohl im Netz kaufen. Nur wenn dann an einem Stück der Reißverschluss kaputt ist, kommt man zu mir und lässt ihn reparieren. Dafür ist im Internet dann niemand zuständig.“
Mitarbeiterin Helena Reinhardt ist so lange im Geschäft wie ihr Chef
Teller will als Geschäftsmann mit gutem Service und fachmännischer Beratung punkten, „die viele Menschen noch schätzen“, wie er weiß. „Spätestens dann, wenn sie etwas mit dem Rücken haben und eine ordentliche Matratze brauchen.“ Die wird von Wülbern dem Kunden kostenlos nach Hause geliefert.
Stammkunden kommen auch, weil Teller im Keller eine Waschmaschine der ganz besonderen Art betreibt. „In ihr können wir Federn und Daunen waschen.“ Mitarbeiterin Helena Reinhardt, die so lange im Geschäft ist wie ihr Chef, ist hierfür verantwortlich. Die 53-Jährige befüllt Bettdecken und Kopfkissen auch nach der Wäsche mit dem gereinigten Naturprodukt – und füllt, auf Wunsch, auch neue Daunen und Federn auf. In Handarbeit, versteht sich.