Margret Quadflieg arbeitet seit 55 Jahren in der Buchhaltung der Firma Hugo Wülbern.70-Jährige begann als Auszubildende zur Bürokauffrau in dem Betten- und Wäschehaus Die Menschen müssen immer länger arbeiten. ...

Die Schreibtischarbeit macht Margret Quadflieg auch nach fünfeinhalb Jahrzehnten immer noch sehr viel Spaß. Foto: Bernd Böhmer
Die Schreibtischarbeit macht Margret Quadflieg auch nach fünfeinhalb Jahrzehnten immer noch sehr viel Spaß. Foto: Bernd Böhmer © WAZ

... 55 Berufsjahre sind heute noch eine Seltenheit. 55 Berufsjahre in einer Firma dürften aber für immer eine Ausnahme bleiben.Margret Quadflieg gehört zu dieser seltenen Gattung. Sie muss nicht mehr, sie will arbeiten. Seit 55 Jahren ist die 70-Jährige beim Wäschehaus Hugo Wülbern im Büro beschäftigt, in der Buchhaltung. "Sie wollte vor zehn Jahren in den Ruhestand gehen. Da haben wir sie bekniet, weiterzumachen", sagt Philip Teller, der das Familienunternehmen in der Wittener City in der dritten Generation führt. Von wegen altes Eisen. "Sie ist ein Paradebeispiel dafür, was die Erfahrung der Älteren wert ist", sagt der Geschäftsführer.Bei Hugo Wülbern sen. begann für Margret Quadflieg das Berufsleben mit der Lehre zur Bürokauffrau. Das war 1953. Zahlen waren allerdings schon zuvor in der Schule die Welt von Margret Quadflieg. "Ich habe mich sehr für Mathematik interessiert", erzählt sie. Anders die vielen Lehrlinge, die im Laufe der Jahre in dem Fachgeschäft durch ihre Schule gingen. Viele hätten mit der Prozentrechnung auf Kriegsfuß gestanden, sagt Margret Quadflieg. "Bestanden haben die Prüfung aber alle."Im Unternehmen wurde Margret Quadflieg nach der Ausbildung zur rechten Hand des Chefs, erledigte die kom-plette Buchführung. Die 35-Stunden-Woche war keinThema. "Wir haben nicht nur 48, sondern auch 60 Stunden gearbeit - und keiner hat gemeckert." Warum keiner gemurrt hat, weiß sie: "Hier herrscht ein prima Betriebsklima." Zum Beweis verweist sie auf frühere Kolleginnen, die es sich nicht nehmen ließen, heute, an ihrem Ehrentag, zu Kaffee und Kuchen vorbeizukommen. Und mit Geschenken.Heutzutage geht es im Berufsalltag der 70-Jährigen ruhiger zu. Sie kommt einmal pro Woche ins Büro und macht die Lohnbuchhaltung. Sie hat freies Spiel, so der Chef. "Heute ist das mehr ein Hobby. Feste Termine habe ich dennoch. Die Mitarbeiter wollen ja pünktlich ihr Geld haben", sagt die elegante Seniorin.Früher wurde an großen Maschinen gebucht, standen auf den Schreibtischen monströse, mechanische Rechner. Heute setzt sich die 70-Jährige wie selbstverständlich an den Computer.Wie lange noch? Das hat sie noch nicht entschieden. Niemand drängelt sie. Der Chef sagt: "Nur sie entscheidet, wann Schluss ist." dima