Witten. Ein Kaffeefarmer sieht bei Kijamii in Witten erstmals, was mit seiner Ware geschieht. Er staunt über die Kaffee-Kultur und erlebt eine Premiere.

Über ganz besonderen Besuch hat sich Dominik Münstermann jetzt gefreut. Der Betreiber der Rösterei in Rüdinghausen hatte Kaffeefarmer Gabriel Mafie aus Tansania eingeladen. Vor Ort sollte der 68-Jährige sich davon überzeugen, wie gut sein Produkt den Wittenern schmeckt – und nicht nur denen. Anlass war das fünfjährige Bestehen des Labels Kijamii.

Dominik Münstermann ist Inhaber der Kaffeerösterei Kijamii. Auch bei der Verpackung seiner fair gehandelten Ware legt der Wittener Wert auf Nachhaltigkeit.
Dominik Münstermann ist Inhaber der Kaffeerösterei Kijamii. Auch bei der Verpackung seiner fair gehandelten Ware legt der Wittener Wert auf Nachhaltigkeit. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Gabriel Mafie war Englischlehrer, bevor er vor acht Jahren in Rente ging. Weil das allein zum Leben in einem der ärmsten Länder der Erde nicht reicht, entschied er sich, Farmer zu werden. Ein paar Kaffeebäume besaß er schon, inzwischen sind es 1400. Mafie war Mitbegründer der ökologisch bewirtschafteten Kooperative Nombeko, von der Münstermann seinen Rohkaffee bezieht. Vor sechs Jahren lernten die beiden sich durch Zufall kennen.

Wittener lagert und röstet fair gehandelte Ware

Schnell reifte bei dem Kaffeeliebhaber die Idee, hochwertige Bohnen zu importieren, die ohne den Einsatz der bis dahin häufig im Land genutzten Pestizide angebaut werden. Der Rest ist inzwischen Geschichte: Der 29-jährige Wittener lagert und röstet die fair gehandelte Ware tonnenweise in Rüdinghausen, verkauft sie in Supermärkten und betreibt ein Café an der Oberstraße.

Masha Manerkina bedient bei Kijamii-Kaffee die große Röstmaschine. Inzwischen gibt sie auch Kurse zum richtigen Kaffeegenuss.
Masha Manerkina bedient bei Kijamii-Kaffee die große Röstmaschine. Inzwischen gibt sie auch Kurse zum richtigen Kaffeegenuss. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Mit seinem Gast hat Münstermann in den letzten zehn Tagen ein bisschen Sightseeing gemacht, aber auch Kunden besucht. Sie waren etwa im Knut’s im Wiesenviertel, im Café Velcome in Annen und bei Rewe Kesper in Rüdinghausen. „Gabriel Mafie hatte zum ersten Mal in seinem Leben die Chance, stellvertretend für die ganze Kooperative zu erleben, was hier mit seinem Produkt passiert und welche Leidenschaft dahintersteckt“, sagt Münstermann.

Farmer aus Tansania beeindruckt von deutscher Kaffeekultur

Mafie war tatsächlich schwer beeindruckt zu sehen, dass „sein“ Kaffee in Supermarkt-Regalen steht und dass Menschen ihn trinken. Er werde viel zu erzählen haben, wenn er wieder nach Hause kommt. Nicht nur seiner Frau und seinen vier Kindern, sondern vor allem den anderen Mitgliedern der Kooperative. Seine wichtigste Botschaft an sie: „Wir müssen immer weiter Kaffee anbauen. Damit können wir Geld verdienen.“

100 Farmer gehören mittlerweile zur Nombeko-Kooperative. Geerntet wird von Juni bis November. Doch der Ertrag variiere aufgrund des Wetters sehr stark, erklärt Münstermann. In diesem Jahr sei man zufrieden. Aktuell laufe außerdem der Prozess zur Bio-Zertifizierung. Die nächste Ernte dürfe dann dieses wichtige Zertifikat tragen, das für Kontrolle sorge und den Marktzugang erleichtere. Nombeko sei dann die einzige derart ausgezeichnete Kooperative in der Region.

Milder Kaffee mit schokoladiger Note

Das freut Münstermann, dem Transparenz über alles geht. Der aber auch weiß: „Ein hervorragendes Produkt können wir nur mit guter Rohqualität erzeugen.“ Die Röstung – nicht zu hell, nicht zu dunkel – bewirke ein Übriges. Kijamii-Kaffee, der zur Sorte Arabica zählt, schmeckt grundsätzlich eher mild, mit schokoladigen Noten.

Die erste Begegnung

Dominik Münstermann reiste im Herbst 2016 erstmals ins ostafrikanische Tansania. Er wollte seine Zeit bis zum Medizinstudium sinnvoll nutzen und in einem Entwicklungsland medizinische Hilfe leisten. Natürlich standen auch Wanderungen in der „atemberaubenden Landschaft“ an, so Münstermann, der im kommenden Jahr sein Staatsexamen anstrebt.

Denn in Tansania befindet sich mit dem Kilimandscharo nicht nur der höchste Berg Afrikas, sondern auch der bei Touristen beliebte Serengeti-Nationalpark. Kaffeefarmer Gabriel Mafie sollte die Gruppe zu ihrem Ziel fahren, doch der Wagen blieb im Schlamm stecken. Dominik Münstermann half dabei, ihn wieder herauszuziehen – „dabei haben wir uns näher kennengelernt“.

Das große Interesse der Menschen an Kaffee und ihre Kreativität, mehr daraus zu machen als nur ein leckeres Getränk, hat Gabriel Mafie überrascht und begeistert. In Witten hat er den ersten Cappuccino seines Lebens getrunken und gelernt, ihn selbst zuzubereiten. „I like it“, sagt er voller Überzeugung.

Dominik Münstermann ist seinerseits überwältigt über die große Wertschätzung, die seine nachhaltige Arbeit erfährt. Er importiert inzwischen Rohware aus Äthiopien, Honduras und Peru, die er von München bis Lübeck an Röster verkauft. Mitgeliefert werden stets Tabellen, die zeigen, wohin genau das Geld fließt.

Wittener hat schon neue Pläne

Der Jung-Unternehmer wird es beim Status quo nicht belassen. „Wir wollen nicht betriebsblind werden und überlegen immer, was wir noch besser machen können.“ Ein neues, süßes Projekt steht vermutlich bald in Witten an, mehr will er aber noch nicht verraten.

Auch in Tansania will Münstermann helfen, den durch Corona brachliegenden Tourismus ein wenig anzukurbeln – vielleicht mit einem Coffee-Shop. Gabriel Mafie unterstützt diese Idee. Schon jetzt lädt er Afrika-Urlauber ein, seine Kooperative zu besuchen – damit er ein wenig der Gastfreundschaft zurückgeben kann, die er hier erfahren hat.