Witten. Auch in schweren Zeiten verdient die Wittener Sparkasse noch gutes Geld. Die Bilanzsumme fiel 2021 höher denn je aus. Was besonders gut lief.
Trotz allgemeiner Krisenstimmung und Corona lief es bei der Wittener Sparkasse im letzten Jahr rund. Mit gut 2,4 Milliarden fiel die Bilanzsumme noch mal um fast 140 Millionen Euro höher aus als 2020. Vor Steuern hat das Geldinstitut knapp 20 Millionen Euro (-2,5) verdient. Das geht aus dem jetzt öffentlich vorliegenden Geschäftsbericht für 2021 hervor.
Wittener Firmen und Privatkunden leihen sich 1,7 Milliarden Euro
Der Hauptgrund für das wie es heißt „zufriedenstellende“ Jahr liegt in dem überdurchschnittlich guten Kreditgeschäft. Hier hat das Haus an der Ruhrstraße gute zehn Prozent Zuwachs zu verzeichnen. Die Darlehen erhöhten sich um rund 180 Millionen Euro auf 1,7 Milliarden.
Das meiste Geld haben sich Firmen geliehen, ein Drittel allein aus der Wohnungsbaubranche: Insgesamt waren es 1,1 Milliarden (2020: 990 Millionen), gefolgt von den Privatkunden, die sich 410 Millionen (+ 5) geborgt haben. Damit stieg der Zinsüberschuss der Sparkasse um knapp sechs Prozent auf 32,4 Millionen. Stabil blieb der Provisionsüberschuss mit 16 Millionen Euro.
Gemeint sind Provisionen, die etwa aus der Vermittlung von Immobilien oder Lebensversicherungen stammen – und sämtliche Gebühren, ob für Konto oder Depot. Wertpapiere – ob festverzinslich oder Aktien – gingen leicht zurück, von 487 auf 482 Millionen.
Unterm Strich wurden die Erwartungen der Sparkasse aber übertroffen – zumindest „vor dem Hintergrund der konjunkturellen Rahmenbedingungen“, wie es heißt. Schließlich hielt auch die Niedrigzinsphase noch an und Negativzinsen schlugen ebenfalls zu Buche. Das Eigenkapital konnte laut Geschäftsbericht weiter erhöht werden, von 237 auf 248 Millionen.
Größtes Haus am Platz
Die Sparkasse ist mit rund 60.000 Girokonten-Kunden weiterhin die mit Abstand größte Bank in Witten. Sie hat noch knapp 300 Beschäftigte und insgesamt zehn Filialen, inklusive der Hauptstelle an der Ruhrstraße. Der Jahresabschluss 2021 ist vor wenigen Wochen vom Wittener Rat bestätigt worden. Damit wurde auch dem Vorstand Entlastung erteilt.
Laut Geschäftsbericht verdient Vorstandschef Rolf Wagner 355.000 Euro im Jahr und Vorstandsmitglied Andrea Psarski 293.000 Euro. Für Wagner werden nach Vertragsende (31.12.2023) keine Ruhegelder fällig. Das war so bei seinem Amtsantritt 2019 vereinbart worden. Für Psarski sind bereits jetzt Pensionsansprüche in Höhe von 2,3 Millionen Euro zurückgestellt worden.
Fazit: Die Wittener Sparkasse steht nach eigenen Angaben stabil da und braucht sich nicht mit anderen ins Bett zu legen. Erst vor kurzem erteilten der Ende 2023 ausscheidende Vorstandsvorsitzender Rolf Wagner (62) und Vorstandsmitglied Andrea Psarski (45) Fusionen erneut eine Absage. Psarski übernimmt 2024 als neue Vorstandschefin endgültig das Ruder.
Sparkasse rechnet weiter mit einem wachsenden Kreditgeschäft
Das Geldinstitut geht weiter von einem wachsenden Kreditgeschäft aus. „Insbesondere die Nachfrage nach Immobilien als alternative Anlageform könnte zu einer stärkeren Kreditnachfrage und zu einem Anstieg des Zinsüberschusses führen“, heißt es. Darüber hinaus wurden 31 Objekte vermittelt.
Eine noch höhere Ertragskraft verspricht sich das größte Haus am Platz auch von weiteren innerbetrieblichen „Verbesserungen“. 1,3 Millionen Euro wurden 2021 bei den Personalkosten gespart. Weitere Filialschließungen sind momentan aber nicht geplant. Die Sparkasse setzt weiter verstärkt auf seine Selbstbedienungsfilialen und das Online-Banking. Wer heute die Schalterhalle an der Ruhrstraße betritt, ist erstaunt, wie wenig Menschen dort noch arbeiten.
Auswirkungen von Ukraine-Krieg und höheren Zinsen noch nicht ganz klar
Die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs und des zuletzt wieder gestiegenen Zinsniveaus ließen sich „gegenwärtig noch nicht abschließend beurteilen“, heißt es in dem Geschäftsbericht 2021. Derzeit sind mögliche Insolvenzen (und damit drohende Kreditausfälle) aber noch kein großes Thema, wie Andrea Psarski kürzlich gesagt hatte. Doch in die Glaskugel blicken auch die Banker nicht.