Witten. Lange Zeit wollte die Holzkamp-Gesamtschule in Witten Videokameras gegen Vandalismus haben. Davon rückt sie jetzt ab. Das sind die Gründe.

Die Holzkamp-Gesamtschule rückt überraschend von der Forderung nach Videokameras wieder ab. Die Stadt habe mittlerweile Kontrollgänge der Ordnungsdienste veranlasst, sagt die stellvertretende Schulleiterin Kerstin Breitenbach (52). „Und die zeigen Wirkung.“ Seither habe es nur noch einen eher leichten Vandalismus-Vorfall gegeben.

Michael Günzel, bis zum Sommer Leiter der Gesamtschule in Annen, hatte sich erst Mitte Juni noch eindringlich an die Stadt gewandt. Er schlug Alarm, weil sich einmal mehr unbekannte Sprayer ausgetobt hatten, und zwar an der Turnhalle. Günzel argumentierte damit, dass der Vandalismus seit Jahren Überhand nehme, angefangen beim verdreckten Schulgelände über zerstörte Scheiben bis hin zu Schäden auf den Sportanlagen. Um die Zerstörungen einzudämmen, sprach er sich für Videokameras aus – und vermisste über längere Zeit eine Reaktion der Stadt.

Städtischer Ordnungsdienst unternimmt Kontrollgänge

Deren Sprecher Jörg Schäfer sieht „hohe rechtliche Hürden“ für eine solche Überwachung. Denn diese Art von Kontrolle bedeutet juristisch auch immer einen Eingriff in Persönlichkeitsrechte. Zudem muss sichergestellt sein, dass Schilder genau darauf hinweisen, welche Bereiche gerade kontrolliert werden. Schäfer: „Bei der Planung und Umsetzung sind Datenschutzaspekte zu beachten.“

Wiederholt sind Jugendliche für ihre Sprayaktionen auf das Gerüst an der Turnhalle gestiegen.
Wiederholt sind Jugendliche für ihre Sprayaktionen auf das Gerüst an der Turnhalle gestiegen. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Der Stadtsprecher führt noch ein weiteres Argument an: Der Wittener Rat habe sich mit Mehrheit gegen den Einbau solcher Kameras auf den Schulhöfen im Stadtgebiet ausgesprochen. Die Verwaltung hat sich entschieden, anders gegen Vandalismus vorzugehen.

Dazu zählen neben einem verstärkten Einsatz von Streetworkern vor allem Kontrollgänge der Ordnungsdienste. Nach Angaben von Kerstin Breitenbach, der Vize-Schulleiterin, sind die Mitarbeiter offensichtlich jeden Abend im Einsatz, um nach dem Rechten zu sehen. Seitdem habe es nur noch eine Sprayaktion gegeben. Unbekannte seien dazu auf das Gerüst der Turnhalle geklettert.

Wenn das Gestell abgebaut würde, „wäre allerdings viel gewonnen“, sagt die Lehrerin. Denn in der Vergangenheit seien Jugendliche wiederholt dort hinaufgestiegen, um die Außenwände mit Graffiti zu besprühen. Dass Videokameras hier jedoch kein geeignetes Mittel seien, zeige sich auch an der Gesamtschule selbst. Vor Jahren seien schon zwei Kameras im Außenbereich angebracht worden, jedoch demoliert worden und somit schon seit langer Zeit defekt.

Nicht mehr Vandalismus-Vorfälle als an anderen Schulen

Grundsätzlich sei überhaupt nichts dagegen einzuwenden, dass sich Jugendliche in den Nachmittags- und Abendstunden auf den beiden Schulhöfen aufhalten, sagt Kerstin Breitenbach. Im Gegensatz zu vielen anderen Schulen in Witten „ist das Gelände der Holzkamp-Gesamtschule nun mal nicht eingezäunt“. Laut Stadtsprecher Jörg Schäfer gab es an der Annener Schule bislang trotzdem nicht mehr Vorfälle von Vandalismus als an anderen Wittener Schulen.

Im Übrigen schreitet der Ordnungsdienst keineswegs nur bei Fehlverhalten von Jugendlichen ein. Diese Erfahrung mussten jetzt zwei Frauen machen, die sich bei einem Elternabend draußen eine Zigarette angezündet hatten. Rauchen ist auf dem Schulhof auch nach Schulschluss verboten. Da war dann ein Knöllchen fällig.