Witten. Bürgermeister Lars König hat einen neuen persönlichen Referenten: Hartmut Ziebs, einst CDU-Bundestagskandidat. Nun soll er Witten voranbringen.
Schon kurz nach der Kommunalwahl 2020 servierte Bürgermeister Lars König politisch interessierten Wittenern eine Überraschung. Der langjährige, ehemalige CDU-Fraktionschef Klaus Noske, eigentlich schon in Rente und politisch allenfalls auf Kreistagsebene noch aktiv, wurde mit 62 Jahren Königs persönlicher Referent. Gut anderthalb Jahre später folgt ihm einer, den mancher auch schon in Richtung Ruhestand sah: Hartmut Ziebs, 63, einstiger CDU-Bundestagskandidat für Witten – und vielleicht auch der kommende.
Nachdem sich Noske im Juni endgültig in den Ruhestand verabschiedet hat, ist Ziebs in diesem September nun in dessen Büro im Rathaus gezogen. Beide kennen sich schon seit Jahren, ebenso wie König und Ziebs. „Eigentlich brauchte ich gar keinen Job. Als mich Lars König gefragt habe, hab’ ich trotzdem spontan zugesagt“, sagt der Schwelmer zu seinem neuen Job.
Mittler zwischen Bürgermeister und Wittener Ratsfraktionen
Ziebs besitzt eine Gerüstbaufirma in Schwelm, in der längst sein Sohn das Sagen hat. 2016 war Hartmut Ziebs als Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes nach Berlin gegangen. 2021 folgte dann der aufwendige Bundestagswahlkampf, den er gegen den SPD-Kandidaten Axel Echeverria verlor. „Ich bin mehr so ein freier Künstler im eigenen Geschäft“, sagt Ziebs. Nun hat er also eine neue Aufgabe, „und ich muss sagen: Ich fühle mich pudelwohl. Ich hab’ nicht die Absicht, hier so schnell wieder wegzugehen“.
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Die Abläufe einer Kommunalverwaltung lernt der 63-Jährige gerade erst kennen. Künftig möchte er beratend tätig sein, ein alternativer Ansprechpartner sein, wenn der Bürgermeister nicht da ist, und ein „Mittler zwischen ihm und den Ratsfraktionen“. Ziebs: „Das muss man überparteilich betrachten und ich glaube, dass ich das gut kann.“ Er neige dazu, Menschen zusammenzubringen und zu vermitteln. „Manchmal braucht man einfach einen Übersetzer.“
Oberster Schwerpunkt: Kita-Ausbau
Dabei hat Hartmut Ziebs bereits einige konkrete Aufgabenfelder, die er bearbeiten soll. Thema eins: der Kita-Ausbau, der für Lars König oberste Priorität habe. „Aus meiner Sicht ist da richtig Luft nach oben“, sagt der neue persönliche Referent. Den Umbau und die Ertüchtigung neuer Gebäude könne man deutlicher vorantreiben. Als Erstes stünden die Standorte Durchholz und Buchholz auf der Agenda.
Zweites Thema ist die Energiekrise. „Das Krisenmanagement ist eine der schwierigsten Aufgaben, die uns erreichen wird“, so Ziebs. Der Bevölkerungs- und Katastrophenschutz ist seit Jahren sein politisches Schwerpunktthema. Daher wurde er auch in den städtischen „Stab Energiesicherheit“ berufen.
Eigentlich Aufgabe der Fachämter?
Das dritte Thema hat sich die neue rechte Hand des Bürgermeisters gleich am ersten Arbeitstag selbst gesetzt, beziehungsweise auf der Anfahrt. „Ich bin von einer Baustelle in die nächste gerasselt. Das geht gar nicht“, findet Hartmut Ziebs. „Die können doch zum Beispiel nicht die Sprockhöveler Straße als Baustelle anfangen, wenn der Rest noch nicht abgebaut ist!“
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Doch sei die Frage erlaubt: Für all diese Fragen gibt es doch städtische Fachämter. Warum braucht eine finanziell klamme Kommune wie Witten dann einen Referenten? „Ein Referent hat doch eine ganz andere Bewegungsfreiheit“, sagt Ziebs. Und: „Ich habe den Eindruck, Witten ist eine Goldgräberstadt. Es ist nur bislang nicht gelungen, das Gold zu Tage zu bringen. Es gab zu wenig Vernetzung – und genau das kann ein Referent.“
Neue Referatsleiterin
Ein weiteres neues Gesicht arbeitet Lars König zu: Alexandra Hülsken leitet seit 1. August 2022 das Referat Bürgermeister. Die 34-Jährige ist studierte Diplom-Verwaltungswirtin und hat einem berufsbegleitenden Master of Public Management gemacht. Aufgewachsen in Hagen hat sie zuletzt bei der Stadt Essen gearbeitet.
Das „Ref01“ gilt als Schnittstelle zwischen Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit. Bislang hatte das Amt Norbert Gärtner inne, der Ende Juni nach 52 Dienstjahren in den Ruhestand ging.
Im Gespräch merkt man, mit wie viel Schwung der 63-Jährige seine neue Aufgabe angehen möchte. Ganz schelmisch könnte man auch denken, dass er mit der neuen Aufgabe bei künftigen Wählerinnen und Wählern punkten will. Schließlich hat ihm vor allem die SPD-Hochburg Witten die Bundestagswahl 2021 vermasselt. Würde er denn 2025 noch einmal kandidieren?
„Ich sage nicht kategorisch Nein. Zum einen hat der Wahlkampf wahnsinnig Spaß gemacht und ich habe viele tolle Menschen getroffen. Zum anderen würde ich gern meinen Wahlkreis und Witten in Berlin repräsentieren“, erklärt der „Neue“ im Rathaus. Das mache der aktuelle Kandidat natürlich auch. Ziebs: „Aber ich glaube, dass ich es besser machen würde.“