Witten. Bürgermeister Lars König fordert mehr Kitaplätze und den Ausbau des offenen Ganztags an Grundschulen. Warum es dort so dringend ist.

Bürgermeister Lars König drängt auf einen Fahrplan für den weiteren Ausbau des Offenen Ganztags (OGS) in Grundschulen, möglichst bis zum Jahresende. Das machte der 51-Jährige beim „Stadtgespräch“ im Schaufenster des früheren Kaufhof-Gebäudes deutlich. Fehlende Kitaplätze, der Mangel an Gewerbegebieten und digitale Angebote für Senioren waren weitere Themen im Gespräch mit Sparkassen-Vorstand Andrea Psarski.

OGS-Ausbau verschlingt in Witten mehrere Millionen Euro

Auch wenn es bis zum Rechtsanspruch auf einen OGS-Platz noch bis 2026 dauere, sollte man mit den Planungen jetzt beginnen, erklärte König. Bislang liegen nach seinen Worten noch keine Daten vor. Wie viele Plätze Witten absehbar brauche, müsse man zunächst einmal ermitteln, ebenso die Kosten. Viele Millionen Euro seien dazu sicherlich notwendig.

Aus Sicht des Bürgermeisters sollte daher auch geprüft werden, auf welche Fördergelder die Stadt zurückgreifen kann, um die anstehenden Projekte zu finanzieren. Die Hilfen sollten mindestens zwei Drittel der Ausgaben ausmachen, um den Haushalt der Stadt nicht zu überfordern. Darüber hinaus müsse der Ausbau von Kitaplätzen vorankommen.

Aktuell fehlen König zufolge „einige hundert Plätze“. In den letzten Jahren seien zahlreiche Familien mit Kindern in die Stadt gezogen, das sei in bisherigen Planungen möglicherweise nicht ausreichend berücksichtigt worden. Nun sei es an der Zeit, Abhilfe zu schaffen. Als eines der Beispiele, wie das gelingen kann, nannte er die Kita, für die am Freitag an der Breite Straße im Zuge des dort entstehenden Mehrgenerationenhauses symbolisch der Grundstein gelegt wurde.

Bürgermeister möchte bei neuen Gewerbeflächen mögliche Optionen offen lassen

Eine Reihe von Bürgern verfolgte das Stadtgespräch, das per Lautsprecher nach draußen übertragen wurde.
Eine Reihe von Bürgern verfolgte das Stadtgespräch, das per Lautsprecher nach draußen übertragen wurde. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Die weitere Entwicklung der Stadt hängt, wie König hervorhob, wesentlich auch von der örtlichen Wirtschaft ab. Die Gewerbesteuer, die Betriebe zahlen, mache etwa jeden fünften Euro der städtischen Einnahmen aus.

Der Bürgermeister wie auch Sparkassen-Vize Andrea Psarski bedauerten, dass aufgrund fehlender freier Gewerbeflächen Firmen, die erweitern wollten, in andere Städte abgewandert seien. In der Diskussion um die Ausweisung neuer Gewerbegebiete sollte sich die Stadt nicht von vornherein Entwicklungschancen nehmen, so König.

Er spielte zum einen auf das Gebiet „Am Vöckenberg“ an. Das Gelände (20 Hektar) ist im neuen Entwurf für den Regionalplan als Gewerbefläche vorgesehen. Ob es so bleiben soll, darüber diskutiert die Politik.

Zum anderen hob König auf die frühere Thyssen-Deponie in Annen ab. Auch hier gibt es Debatten, inwieweit sich auf den rund fünf Hektar Firmen ansiedeln sollen. Im März werde die Verwaltung zudem das Ergebnis einer Untersuchung vorstellen, welche kleineren Grundstücke im Stadtgebiet noch für Firmen in Betracht kommen könnten. Den Klagen über den Mangel an möglichen Betriebsflächen stellte der Bürgermeister allerdings auch den Umkehrschluss entgegen: Wenn nahezu alle Gewerbegebiete belegt seien, spreche das doch dafür, dass die heimische Wirtschaft „gut aufgestellt ist“.

In Sachen Nachhaltigkeit, die immer mehr an Bedeutung gewinne, müsse man, so der Bürgermeister, die Balance wahren. Einerseits komme es darauf an, die Umweltziele zu verfolgen. Andererseits müsse den Firmen auch noch Wertschöpfung bleiben.

Sparkasse will Senioren für Online-Banking fit machen

Für die Sparkasse ist die nun schon lang andauernde Niedrigzinsphase eine besondere Herausforderung, sagte Andrea Psarski. Aber auch wenn Gewinnerwartungen geschmälert worden seien, gebe es seitens des Kreditinstituts keine Kürzungen bei Spenden und Sponsoring.

Die Sparkasse will Senioren demnächst anbieten, sie in digitalen Techniken fit zu machen. „Wie Onlinebanking funktioniert oder das Bezahlen an der Kasse mit der eigenen Uhr, sollen ältere Menschen bei uns lernen können, beispielsweise in dem neu eröffneten Innovationsraum der Kundenhalle“, so Psarski. Das sei aber erst möglich, wenn es die Corona-Regeln erlauben.