Witten. Theaterstücke auf einer zwei Quadratmeter kleinen Bühne? Im „BumS“ in Witten ist das möglich. Eine sprichwörtlich absurde Idee für die Kultur.
Über eine schmale, steile Holztreppe geht es hoch, an der Wand hängen kleine Gemälde und dann steht man vor ihr: Der wohl kleinsten Theaterbühne im Ruhrgebiet. In der Steinstraße im Wiesenviertel hat seit dem 6. August das „BumS - Theatre Art absurdum“ geöffnet. Nichts deutet von außen darauf hin, dass sich in dem Gebäude ein Kulturort befindet. Inhaber Giacomo Rollke hat ausgefallene Pläne.
„Ich will allen Leuten, die sich kulturell ausleben wollen, hier eine Bühne bieten.“ Diese ist gerade mal zwei Quadratmeter groß. Der Boden und die Wände sind ganz in schwarz gehalten, vor der Bühne stehen 20 Stühle. „Mehr Leute passen hier auch nicht rein“, sagt Rollke.
Ausgefallene Kunstschaffende sollen in Witten auftreten
Aber was genau hat er dort überhaupt vor? Der Veranstaltungskaufmann will Menschen Auftritte ermöglichen, die nicht dem „Mainstream“ folgen. „Vor allem ausgefallene Themen sollen hier eine Plattform finden. Die Künstlerinnen und Künstler sollen sich entfalten können.“ Egal, ob Theater, Musik oder Lesungen: Je absurder die Ideen desto besser.
Kommerziell will er das Ganze nicht betreiben. Besucherinnen und Besucher müssen keinen Eintritt zahlen, „Spenden sind aber natürlich erwünscht“, so Rollke. Gefördert wird das „BumS“ durch das Programm „Kreativ.Quartiere Ruhr“ des Kulturministeriums, den Zuschlag über mehrere tausend Euro bekam der 33-Jährige Anfang Juli. Zum Wiesenviertelfest am 6. August öffnete das „BumS“ dann erstmalig die Pforten. Im Hinterhof traten drei Musikerinnen und Musiker auf, auf der Bühne unterm Dach gab es eine Videoinstallation.
Der Weg dahin war aber alles andere als leicht. Zunächst einmal muss das Kind ja auch einen Namen haben. Bei „BumS“ fragen sich viele sicher, wie das zustande kommt. „Wir hatten nie eine richtige Bezeichnung und haben immer von Dingsbums gesprochen, daraus ist dann BumS geworden“, sagt Rollke. Erst später habe man die Abkürzung mit Leben gefüllt. Ausgesprochen heißt es nun „Bühnenkunst und musische Spielarten“ ergänzend mit dem Zusatz „Theatre Art absurdum“.
Rollkes Vater war Künstler
Viel schwieriger als die Namenssuche war es aber, die Räume, die vorher zum Teil zum Abstellen dienten, überhaupt wieder in Form zu bringen. Gemeinsam mit Freunden und Nachbarn hat Rollke knapp eine Tonne Müll rausgeschleppt. Erst dann habe er anfangen können, das Ganze umzugestalten. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch sein Vater Peter, der 2019 gestorben ist. „Er war selbst Künstler und Straßenmusiker. Ohne ihn hätte ich das nicht gemacht“, sagt Rollke.
Er will das Lebenswerk seines Vaters weiter fortführen. Derzeit hängen an den Wänden Bilder von Peter Rollke. Zu sehen sind dort etwa die japanische Zen-Kunst, aber auch Werke, in denen verschiedene Alltagsgegenstände wie Gartenhandschuhe verarbeitet sind. „Mein Vater hat für die Kunst gelebt. Die Bilder sind hier erstmals seit seinem Tod ausgestellt“, sagt Giacomo Rollke.
„BumS“ soll weiter ausgebaut werden
Der 33-Jährige selbst ist aber eher ein Mann für den Hintergrund. „Ich bin künstlerisch nicht begabt und auch auf der Bühne habe ich nicht viel zu suchen. Mir geht es einfach nur darum, den Leuten einen schönen Abend zu machen.“ Deshalb sei es für ihn kein Problem, das Projekt auch neben seinem Hauptberuf weiter voranzutreiben. Derzeit sind Toiletten für die Besucherinnen und Besucher in Planung, zudem soll es Abstellräume für Kostüme und die Technik geben.
Aber wer darf das „BumS“ überhaupt besuchen? „Die Leute, die bei uns auftreten, bringen oft schon selbst ihr Publikum mit“, so Rollke. Bald wolle man auch Flyer verteilen und auf verschiedene Veranstaltungen aufmerksam machen. „Ich kann mir vorstellen, dass wir dann eine Art Gästeliste für den Abend erstellen.“ Denn bei 20 Leuten ist die wohl kleinste Theaterbühne im Ruhrgebiet schließlich schon ausverkauft. Eins ist aber sicher: Papa Peter wird von oben bestimmt an jedem Abend zuschauen.