Schwelm. Geht das Rotlicht aus im Ennepe-Ruhr-Kreis? Diese Bordelle und Clubs gibt es nur noch, so viele Prostituierte sind offiziell gemeldet.
Gibt es im Ennepe-Ruhr-Kreis so gut wie kein horizontales Gewerbe mehr? Zumindest lässt die Nachricht des statistischen Landesamts, IT NRW, darauf schließen, die die Zahl der angemeldeten Prostituierten in den Kreisen und kreisfreien Städten zum vergangenen Jahreswechsel auflistet. Dortmund: 678, Wuppertal: 73, Hagen: 60, Ennepe-Ruhr-Kreis: 3. Das entspricht exakt der Anzahl der Bordelle, die im EN-Kreis noch offiziell existieren und kann noch nicht einmal mit viel Fantasie der realen Personalausstattung der Freudenhäuser entsprechen.
Bezahlter Sex im Verborgenen
Rückblick: Vor einigen Jahrzehnten gab es in allen Städten des EN-Kreises Puffs – mal offiziell, mal nicht angemeldet. Vor allem Sprockhövel stach durch seine hohe Bordell-Dichte hervor, war Heimat des wohl bekanntesten Nachtclubs im südlichen Ennepe-Ruhr-Kreis, der Bali Bar. Nach und nach schlossen die Läden immer zahlreicher. „Zuletzt sorgte die Corona-Pandemie dafür, dass immer mehr Betriebe abgemeldet worden sind“, teilt Kira Scheven, Pressesprecherin des Ennepe-Ruhr-Kreises mit.
Aktuell sind in den neun Städten nur noch drei Betriebe offiziell als Bordelle angemeldet; zwei in Witten, einer in Sprockhövel. „Dazu gehören nicht die Swinger-Clubs, von denen es im Kreisgebiet zudem mehrere gibt“, so Scheven. Der bekannteste – der „Cäsar’s Palace“ – ist ebenfalls in Sprockhövel, ein anderer „Erlebnisclub“ ist am Steinenhaus im Hammertal zu finden. Heißt: Drei Läden, drei Prostituierte, was sich auch der Kreis nicht vorstellen kann.
Bereich kaum von Behörden erfasst
Am 21. Oktober 2016 ist das Prostituierten-Schutzgesetz in Kraft getreten, nach dem sich sowohl alle Personen, die der Prostitution nachgehen, bei den Behörden anmelden müssen – ebenso wie alle Betriebe, in denen Prostitution stattfindet. Gleichzeitig bescheinigt das Gesundheitsamt des Ennepe-Ruhr-Kreises den Prostituierten, dass sie eine gesundheitliche Beratung wahrgenommen haben, wenn dies der Fall gewesen ist.
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Bis heute ist dieser Bereich allerdings weit davon entfernt, von den Behörden komplett erfasst zu sein. Vor allem Frauen, die aus dem Ausland kommen und nur wenige Monate bleiben, werden nicht angemeldet oder melden sich selbst nicht an. Ebenso sind Bordellbetriebe als Gaststätten oder Clubs angemeldet und operieren nicht offen mit dem bezahlten Sex.
Beide oben erwähnten Zahlen liegen der Kreisverwaltung allerdings vor und zeichnen ein etwas anderes Bild als die Werte des statistischen Landesamts NRW. „Im Jahr 2021 wurden insgesamt zehn Anmeldegespräche nach § 3 des Prostituiertenschutzgesetzes (ProstSchG) und elf Termine zur gesundheitlichen Beratung gemäß § 10 ProstSchG durchgeführt“, teilt Kira Scheven schriftlich auf Anfrage der Redaktion mit. Das heißt: Im Jahr 2021 haben drei Prostituierte ihre Anmeldung verlängert – das sind offenbar diejenigen, die in der Landesstatistik auftauchen. Zudem weist der Kreis aber sieben weitere Erstanmeldungen aus.
Private Anbieter im Internet
Bei den Gesundheitsprüfungen wird es noch interessanter: Hier haben sieben Prostituierte diese ebenfalls das erste Mal abgelegt, vier hingegen haben sie verlängert. Also ist eine Person mehr, als es im Ennepe-Ruhr-Kreis offiziell überhaupt im horizontalen Gewerbe gibt, von eben diesem gesundheitlich beraten worden.
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Während die sagenumwobene Bali Bar wohl auch während der Pandemie geschlossen hat, sind die offiziell angemeldeten Betriebe der Sprockhöveler Laden „Abenteuerland Subkultur“ sowie die beiden Wittener Bordelle „Club W31“ an der Wetterstraße und „Casa Vital“ im Wullener Feld. Allein auf den Internet-Präsenzen dieser Clubs sind mehr Frauen aufgeführt, als offiziell im Kreis angemeldet sind. Dazu kommen weitere Damen und wenige Herren, die auf einschlägigen Portalen ihre sexuellen Dienstleistungen gegen Bezahlung anbieten. Laut Definition eindeutig Prostitution. Offenbar sind einige der Prostituierten gar nicht oder aber in den Nachbarstädten angemeldet. Zumindest lassen die deutlich höheren Zahlen – beispielsweise in Dortmund – diesen Schluss zu.