Witten. Witten setzt ein Zeichen: Ein neuer Regionalladen belebt nun die Fußgängerzone. Er gehört den Wittenern und verkauft Lebensmittel aus dem Umland.
Von wegen aussterbende Innenstadt: Am Samstag hat in Witten mit der „Grünen Perle“ an der Bahnhofstraße 18 ein ganz besonderer Laden eröffnet. 350 Wittener sind Mitglied in der Genossenschaft, die hinter dem neuen Bioladen steckt. Der Umbau der einstigen Douglas-Filiale hat schon etliche Neugierige angezogen. Nun klatschten über 50 Zuschauer – viele davon spätere Kunden – anerkennenden Beifall, als Birgitte Krenkers die „Grüne Perle“ eröffnete. Ihre Worte: „Wir freuen uns, wenn Ihr viel kauft. Wir wollen ja nichts von dem tollen Gemüse von den Höfen aus der Region wegwerfen.“
Bis zur letzten Minute vor der Eröffnung herrscht noch emsiges Treiben hinter den Schaufenstern. Begleitet von musikalischen Klängen eines E-Pianos und begrüßt mit Apfelschorle in kleinen Bechern strömen wenige Augenblicke später die vielen Interessierten in den neuen Laden. Zuvor wurde ein langer Bindfaden symbolisch für das neu entstehende Netzwerk von Hand zu Hand weitergegeben.
Aktion von Wittenern gegen den Leerstand in der Innenstadt
Es sei eben keine Handelskette, die hier eröffnet, sondern ein Gemeinschaftsprojekt, in dem es viele Hochs gab und Tiefs überwunden werden konnten, betont Stefan König von Hof Sackern, der auch im Aufsichtsrat der Grünen Perle tätig ist. In erster Linie sei die Grüne Perle ein Zeichen, dass einzelne Menschen in Gruppen Verantwortung übernehmen wollen, nicht zuletzt, damit auch die Innenstadt nicht leer steht.
„So ein Geschäft, bei dem ich mit einem guten Gefühl einkaufen kann, hat in Witten noch gefehlt“, freut sich auch Ilona (51). Und Bernd (42) hofft darauf, seinen Speiseplan mit Produkten der Grünen Perle zu füllen. Dirk Liedmann von der Kornkammer Haus Holte meint in seiner kleinen Rede, dass es Witten immer schwer gehabt hätte, aber jetzt könnten sich andere Städte ein Beispiel an Witten nehmen.
Produkte von ökologisch arbeitenden Landwirten vermarktet
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Es ist kaum Zeit von der Idee bis zur Realisierung vergangen: Die neue Geschäftsidee wurde in einer Gesprächsrunde im November letzten Jahres mit Landwirten, Verbrauchern und Interessierten im gegenüberliegenden Café Leye geboren. Alles drehte sich um das Thema, wie bequem zwar eine Bestellung im Internet sei, dabei aber der Bezug der Menschen zur heimischen Landwirtschaft mit ihren gesunden Produkten auf der Strecke bleiben würde. Nach und nach nahm die Idee Form an, der bestehenden Wegwerfgesellschaft mit einem eigenen Regionalladen ein Stück weit Paroli zu bieten. Die Produkte von ökologisch arbeitenden Landwirten und Biohöfen aus der Region sollten in dem neuen Laden zum Verkauf angeboten werden.
Schnell war mit dem leerstehenden ehemaligen Douglas-Geschäft ein passendes Ladenlokal gefunden. Den rechtlichen Rahmen bildet seit dem 24. Februar die „Witten Regional Genossenschaft“. Erzeuger, Verbraucher, Organisationen und Einzelpersonen konnten seitdem Mitglied werden und Anteile á 100 Euro erwerben.
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350 neue Miteigentümer stiegen bisher ein. Die Aufgabe von Vorstand und Geschäftsführung haben Claudia Bellgart-Giesmann, Hannah Eilert und Brigitte Krenkers übernommen. Mit dem Trio hat ein Team von Freiwilligen Samstag für Samstag daran gearbeitet, aus dem ehemaligen Douglas-Geschäft die „Grüne Perle“ entstehen zu lassen. Dank der Unterstützung des Cityfonds der Stadt Witten konnte auch den Vorplatz gestaltet und begrünt werden.
Einkauf wird auch per Lastenfahrrad angeliefert
Claudia Bellgart-Giesmann wird das Geschäft führen. In dem neuen Laden stehen unter anderem die Regale „Nachbarschaft“ für die Angebote der Genossenschaftsmitglieder und „Grenzenlos“ mit einer kleinen Auswahl von Erzeugnissen aus aller Welt. Zudem sollen die Kunden an Inseln und Stationen zubereitete Speisen wie Salate, Brote, Pizza und Kuchen bis hin zu Bioeis und Säften aus regionalen Lebensmitteln kaufen können. Alle Speisen sind zum Genießen und Verweilen - auch im Cafe Leye gegenüber - und zum Mitnehmen gedacht. Der Einkauf kann bei Bedarf auch per Lastenfahrrad angeliefert werden, der persönliche Besuch steht aber im Vordergrund.
Benannt nach einer Petersilie
Jedes Mitglied hat in der Witten Regional Genossenschaft hat eine Stimme. Der Geschäftsname „Grüne Perle“ leitet sich von einer feingekrausten Petersiliensorte ab.
Die Grüne Perle hat montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Es können auch Einkaufsgutscheine mit zeitlich unbegrenzter Laufzeit als Geschenk mit zeitlich unbegrenzter Laufzeit erworben werden.
Die regionalen Speisen und Getränke werden zu fairen Preisen von bereits über 30 Lieferanten erworben und verkauft. So liefern beispielsweise der Trantenrother Hof, das Christopherus-Haus und die NaWit aus Witten über Hof Sackern aus Wetter, Schultenhof und die Werkstätten Gottessegen aus Dortmund sowie die Schwerter Senfmühle bis hin zu Produzenten aus Wesel und Voerde vom Niederrhein und Wein aus Zell an der Mosel ihre Erzeugnisse zum neuen Regionalladen in die Bahnhofstraße.
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Die zukünftigen Kunden sollen bei ihrem Einkauf aber auch erfahren, woher das angebotene Obst und Gemüse stammt und wie es angebaut wurde. Dahinter steht der Gedanke, die Vielfalt und den Genuss einer gesunden regionalen Ernährung „erlebbar“ zu machen und gleichzeitig auch einen Begegnungsraum für Menschen anzubieten, erläuterte Brigitte Krenkers. Bauer Dirk Liedmann: „Die meisten wissen gar nicht, wie viel Arbeit in einem Kilo Rotkohl steckt.“