Witten. Wollten Sie nicht immer mal Kohl und Kürbis im Ruhrtal anbauen – natürlich alles biologisch? Ein einzigartiges Projekt in Witten macht’s möglich.

Auf dem Feld direkt unterhalb der Kornkammer Haus Holte wächst aktuell noch Dinkel. Doch schon bald können Wittener auf einem Teil der Fläche ihren eigenen Garten mieten und Gemüse anbauen. Hier wächst ein bisher einzigartiges Projekt im Ruhrtal heran.

„Ruhrtalgarten – dein Biogemüse mitten im Wittener Ruhrtal“ nennt sich das gesunde Vorhaben auf dem Acker. Biobauer Dirk Liedmann wollte es schon seit Jahren angehen, fand aber nie die Zeit dafür. Doch dann bot Landwirt und Gemüsebauer Bastian Gärtner seine Hilfe an. Er steht nun allen interessierten Teilnehmern als „Ruhrtalgartenmeister“ zur Verfügung.

Anbaufläche von 5000 Quadratmetern in Witten geplant

5000 Quadratmeter Anbaufläche sind auf einem Feld in Gedern vorgesehen. Jeder Hobbybauer bekommt seinen eigenen, 40 qm großen Gemüsegarten. Es könnten also über 100 werden. Die Miete beträgt pro Jahr 395 Euro – Vorbepflanzung, Beratung, Geräte und Wasser inklusive. Am Ende kann ein Ertrag im Wert von mehr als 600 Euro erwartet werden.

Was das Projekt von anderen unterscheide, sei die sehr persönliche Betreuung, sagt Dirk Liedmann. „Wir möchten die Mieter über das ganze Jahr begleiten und stehen bei Fragen immer zur Verfügung“, sagt der 55-Jährige. Mitmachen kann jeder, der Lust hat. Erfahrung ist nicht nötig. Nur der Wille, zu jäten, zu gießen und zu ernten – und das natürlich alles von Hand – sollte da sein. Denn bis so eine Möhre, ein Kürbis oder eine Rote Beete auf dem Tisch landet, ist einiges an Arbeit und Zuwendung nötig.

Landwirt aus Witten: Viele Menschen wissen nichts mehr vom Ackerbau

Bastian Gärtner hat als Landwirt schon bei vielen Gemüsebaubetrieben gearbeitet. Bei Hofführungen habe er immer wieder gemerkt, dass viele Menschen nichts mehr von Ackerbau wissen. „Wir wollen da auch ein wenig Aufklärung betreiben“, sagt der 42-Jährige. Er freut sich schon darauf, ein wenig von seiner Erfahrung an Neueinsteiger weiterzugeben. Er selbst kann sich schon seit langem für die Arbeit auf dem Feld begeistern. „Ich habe schon als junger Mann lieber im Garten gearbeitet, als mit meinen Kumpels auf dem Dorfplatz abzuhängen.“

Profis bietenihre Hilfe an

Wer sich für den Miet-Ackerbau in Gedern interessiert: Auf www.ruhrtalgarten.de gibt es weitere Informationen und das Formular für die Anmeldung.

Pro Woche sollten die Teilnehmer rund zwei Stunden einplanen. Hilfe beim Ruhrtalgärtnern bieten neben den Landwirten Dirk Liedmann und Bastian Gärtner auch Mit-Inhaber Bernhard und Stefan Pawliczek

Die Kornkammer Holte hat einen Anbauplan für das Projekt erstellt. Die geplante Gemüsevielfalt kann sich sehen lassen. Ab Mai sollen beispielsweise Kürbis, Zucchini, Porree und Zwiebeln in den Ruhrtalgärten gedeihen, aber auch Spinat, Grünkohl, Weißkohl und Mangold. Nach der Ernte steht kein Mieter alleine da. Biobauer Dirk Liedmann hat eine Ernährungswissenschaftlerin an Bord geholt, die zeigt, was sich mit all dem Gemüse anstellen lässt.

Bewusstsein für gesunde Lebensmittel während Corona-Zeit gewachsen

Der Landwirt ist zuversichtlich, dass das Projekt gut ankommt. Gerade während der Corona-Zeit sei das Bewusstsein für gesunde, lokale Lebensmittel gewachsen. An dem kleinen Verkaufsstand, der immer freitags auf dem Hof am Gederfeldweg 37 geöffnet ist, fährt an diesem Freitag jedenfalls ein Auto nach dem anderen vor. Zu kaufen gibt es Haferflocken in sämtlichen Variationen, Vollkorn – und Weißmehl sowie Kartoffeln. Landwirt Dirk Liedmann experimentiert gerne.

Dirk Liedmann vor seiner Pflanzenölpresse an der Kornkammer Holte in Witten. Seit Kurzem verkauft der Bio-Bauer auch hauseigene Öle.
Dirk Liedmann vor seiner Pflanzenölpresse an der Kornkammer Holte in Witten. Seit Kurzem verkauft der Bio-Bauer auch hauseigene Öle. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Deswegen verkauft er seit Neustem auch hauseigene Öle von Senfkorn, Mohn und Raps. „Die Wegekette von Rapsöl aus dem Supermarkt ist sehr lang und damit wenig nachhaltig“, sagt der Landwirt. Sein Raps stammt von einem Feld bei Schloss Steinhausen. Das, was von der Pflanze nach dem Pressen übrig bleibt, wird als Tierfutter an einen Schweine-Betrieb verkauft – und bietet eine gute Alternative zu Futter aus Soja. So sieht wohl Nachhaltigkeit in der regionalen Produktionskette aus.

Der Landwirt ist für das kommende Jahr optimistisch, auch wenn die seit Jahren herrschende Trockenheit die Arbeit auf dem Acker oft zu einem Glücksspiel mache. Von den Schwierigkeiten, aber auch den Erfolgserlebnissen auf dem Feld werden am Ende des Jahres wohl auch die zukünftigen Ruhrtalgärtner ein Lied singen können.

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